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Artikel 1. März 2010
Tonnen an Wassereis am Mondnordpol gefunden
Vorkommen in über 40 ständig im Schatten liegenden Kratern entdeckt - schürt neue Hoffnungen für Mond als Explorationsziel

CHANDRAYAAN 1
Oben: Die indische Raumsonde CHANDRAYAAN 1 in einer künstlerischen Darstellung. Mit an Bord trägt sie unter anderem zwei NASA-Instrumente, das Radar Mini-SAR und den Mondmineralogie-Kartierer (M3). (Abbildung: Dan Roam)
Riesige Taschen aus Wassereis in der Größenordnung von Millionen Tonnen sind am Nordpol des Mondes entdeckt worden, was eine weitere Region für die mögliche Exploration durch Astronauten und unbemannten Sonden eröffnet, wie die NASA am 1. März bekanntgab.

Das Radarinstrument der NASA auf einer indischen Mondsonde hatte Hinweise auf mindestens 600 Millionen metrischen Tonnen an Wassereis gefunden, das am Grund von Kratern am Mondnordpol ausgebreitet liegt. Es ist ein weiterer Vorrat an Mondwassereis, eine lebenswichtige Ressource, die abgebaut werden könnte, um daraus Sauerstoff und Treibstoff für eine zukünftige Mondbasis zu gewinnen, ließen Verantwortliche der NASA verlauten.

Mehr als 40 Krater in der Größenordnung von 2 bis 15 km Durchmesser mit Vorkommen von Wassereis wurden von dem Mini-SAR Radarinstrument der NASA auf der indischen Raumsonde CHANDRAYAAN 1 entdeckt. Das Gerät ist im NASA-Sprachgebrauch auch als Mini-RF bekannt.

"Nachdem wir die Daten analysiert hatten, sah unser Team einen deutlichen Hinweis auf Wassereis, ein Fund, der zukünftigen Missionen eine neues Ziel für Erkundung und Ausbeutung", erklärte Jason Crusan, ausführender Verantwortlicher für das Mini-RF-Programm beim NASA-Programm für Raumfahrtoperationen in Washington, D. C., in einer Äußerung.

Wasser, überall Wasser ...

Das Eis wurde in ständig im Schatten liegenden Kratern am Nordpol des Mondes entdeckt. Ähnliche Bedingungen von ständiger Nacht gibt es auch am Südpol des Erdtrabanten, wo Wassereisvorkommen bereits im letzten Jahr bestätigt wurden. Weil diese Regionen niemals Sonnenlicht sehen, kann das Wasser dort in seiner gefrorenen Form auf unbestimmte Zeit bestehen bleiben.

Im letzten September hatten die NASA und andere Wissenschaftler das Vorkommen von Wassereis am Südpol des Mondes ebenso wie Signale von Wassermolekülen auf großen Flächen der Mondoberfläche zweifelsfrei bestätigt. Mehrere Raumfahrzeuge, einschließlich der indischen Sonde CHANDRAYAAN-1, die das Radargerät für die neuen Entdeckungen an Bord trägt, haben eindeutige Beweise für Wasser auf dem Mond gefunden.

Mondnordpol
Oben: Mit dem Mini-SAR Instrument an Bord von CHANDRAYAAN 1 konnten mehr als 40 Krater mit Wassereis darin entdeckt werden. Die Krater haben eine Größe von 2 bis 15 km im Durchmesser. Obwohl die tatsächliche Menge an Wassereis von der Dicke der Eisschicht in den Kratern abhängt, schätzt man, daß dort oben rund 600 Millionen Tonnen liegen könnten. Die roten Kreise markieren frische Krater, während die grünen ungewöhnliche Krater anzeigen. (Abbildung: NASA)
Im Oktober hat die NASA zwei Einschlagsonden in der Nähe des Südpols in die Mondoberfläche gerammt. Dabei versuchte sie Wolken aus Wassereis aufzuwirbeln und sie von den Raumsonden in der Mondumlaufbahn und anderen Bodengestützten Observatorien anzumessen. Die anschließende Analyse zeigte eine bedeutende Menge an Wasser und Wasserdampf in der Einschlagwolke, wie NASA-Wissenschaftler berichteten.

"Das Gesamtbild, das sich jetzt aus den vielen Messungen und den sich daraus ergebenden Daten der Instrumente der Mondmissionen allmählich zusammensetzt, zeigt, daß Wasserbildung, -bewegung, -ablagerung und -ansammlung ständig auf dem Mond ablaufen", erläuterte Paul Spudis, der hauptverantwortliche Wissenschaftler des Mini-SAR Experiments am Institut für Mond- und Plantenforschung in Houston in einer Presseerklärung. "Die neuen Entdeckungen zeigen, daß der Mond ein noch interessanteres und attraktiveres Ziel für Wissenschaft, Erkundung und Operationen ist, als man bisher gedacht hatte."

Diese Forschungsarbeit wird im Detail in der Zeitschrift Geophysical Research Letters veröffentlicht werden.

Werden Astronauten dorthin fliegen?

Wassereis ist überall auf dem Mond ein verlockender Fund , weil er als natürlicher Rohstoff für Astronauten bei zukünftigen Mondlandemissionen dienen kann. Das Eis kann zu Trinkwasser geschmolzen werden oder in seine chemischen Bestandteile Sauerstoff und Wasserstoff zerlegt werden, um so Atemluft und Raketentreibstoff zu gewinnen, wie NASA-Verantwortliche schon in der Vergangenheit erklärt hatten.

Die NASA hatte im Rahmen des Constellation-Programms geplant, ab 2020 Astronauten auf neue Mondlandemissionen zu schicken. Das Programm sollte das neue Mondlandefahrzeug ALTAIR bauen, ebenso wie das bemannte Erkundungsraumfahrzeug ORION und seine ARES-Trägerraketen, die benötigt werden, um die Raumfahrzeuge in's All zu starten und bis auf die Mondoberfläche zu transportieren. Aber Experten meinten, daß das Programm arg unterfinanziert und bereits weit hinter dem Plan zurück sei.

Mondhöhenkarte
Oben: Ein Höhenrelief der Mondoberfläche in der nähe des Mondsüdpols, erzeugt mit dem Instrument LOLA an Borde des Lunar Reconnaissance Orbiters der NASA. Ein paar Krater sind hier namentlich bezeichnet, darunter auch Cabeus, in den die Sonde LCROSS eingeschlagen ist. (Abbildung: NASA/GSFC)
Letzten Monat hatte US-Präsident Barack Obama die NASA angewiesen, das Constellation-Programm zu streichen und stattdessen kommerzielle Lösungen für den bemannten Flug in die Erdumlaufbahn zu fördern. Dies zielt darauf ab, daß sich die NASA auf noch ehrgeizigere Erkundungsmissionen konzentrieren kann, so wie die Rückkehr zum Mond oder Astronauten zu erdnahen Asteroiden, stabilen Regionen, wie den Lagrange-Punkten oder den Monden des Mars zu schicken.

NASA-Chef Charles Bolden hatte in der letzten Woche den Mitgliederrn des US-Senats und -Repräsentantenhauses erklärt, daß der Mars das ultimative Ziel für Astronauten sei. Aber der Mond, sagte er auch, sei weiterhin ein Zwischenziel und werde als Sprungbrett für weiter entfernte Ziele der Weltraumerkundung dienen.

CHANDRAYAANs Mini-SAR Radar war eines von zwei Instrumenten der NASA auf der indischen Raumsonde. Die Sonde trug außerdem auch den Mondmineralogie-Kartierer an Bord. Eine andere Version des Mini-SARs, Mini-RF genannt fliegt auf der NASA-Raumsonde Lunar Reconnaissance Orbiter um den Mond.

Indien hatte CHANDRAYAAN 1 im Oktober 2008 mit insgesamt 11 Instrumenten an Bord zur Beobachtung des Mondes aus der Umlaufbahn gestartet. Es war Indiens erste Mondsonde, die zudem noch eine Einschlagsonde mitgenommen hatte, die im November 2008 freigesetzt worden war. Die Raumsonde ging im Spätaugust 2009 außer Betrieb, nachdem eine Fehlfunktion die Kommunikation mit der Erde hatte abrupt abbrechen lassen.

Indien plant bereits eine Nachfolgersonde namens CHANDRAYAAN 2 zu starten. Der Name Chandrayaan bedeutet "Mondfahrzeug" in der indischen Sprache.

Die neue CHANDRAYAAN 2 Mission soll indischen Nachrichtenberichten im Jahr 2013 gestartet werden.

Quelle: Space.com
Bearbeitet von: Matthias Pätzold


letzte Änderung am 8. März MMX