Zurück zur Startseite Kommerziell
Zurück zur Startseite Zurück zur Kommerziell-Indexseite
Artikel 20. August 2010
SpaceX: DRAGON-Tests bestimmen den Startplan
Firma sei "supervorsichtig" bei den Startvorbereitungen - DRAGON-Kapsel derweil für Rückkehrtest im Pazifik gewassert

Falcon 9 - Erste Stufe
Oben: Die erste Stufe der zweiten FALCON 9 Trägerrakete in ihrem Hangar an der Startrampe 40 des US-Luftwaffenstützpunktes Cape Canaveral. (Photo: SpaceX)
SpaceX hat Anfang August die erste für den Weltraum geeignete DRAGON-Raumkapsel nach Florida geliefert, während Ingenieure einen Nachbau des Raumfahrzeugs in den Pazifik fallen ließen, um die Rückkehr der Kapsel aus der Erdumlaufbahn zu simulieren.

Die DRAGON wurde am 4. August in den SpaceX-Hangar der Startrampe 40 am Kap Canaveral geliefert, wie ein Sprecher von SpaceX mitteilte.

Dieser Meilenstein in der Startkampagne erfolgte nach der Lieferung der ersten und zweiten Stufe der FALCON 9 Trägerrakete am 15. und 31. Juli.

Elon Musk, der Gründer und Geschäftsführer von SpaceX, erklärte gegenüber Spaceflight Now, daß der Start der FALCON 9 noch immer "ein paar Monate entfernt" sei, weil die Ingenieure noch dabei sein, den Umgang mit den giftigen hypergolen (kontaktentzündlichen) Treibstoffen und die Abfertigung einer funktionierenden DRAGON-Kapsel zu proben.

Die erste FALCON 9 Mission im Juni startete eine abgespeckte Version des DRAGON-Raumfahrzeugs ohne eine betriebsfähiges Antriebssystem oder einer verbesserten Flugelektronik (Avionik).

Musk meinte, die Firma sei "supervorsichtig" bei ihren Vorbereitungen für den anstehenden Start, der zuvor auf Ende September angesetzt worden war.

Die Verantwortlichen wollten aber nicht über den geplanten Startermin sprechen, da es noch Unsicherheiten im Startvorbereitungsablaufplan gebe, insbesondere bei einem Erstflug-Raumfahrzeug, wie der DRAGON.

FALCON 9 - zweite Stufe
Oben: Die Oberstufe der zweiten FALCON 9 Trägerrakete im Hangar der Startrampe 40. (Photo: SpaceX)
"Die DRAGON wird starten, sobald sie dafür bereit ist, aber es ist unwahrscheinlich, daß dies noch im September sein wird", erklärte Musk am 20. August.

Während die Startmannschaften in Florida das Fluggerät bereit machen, ließ die Firma am 12. August ein Modell der DRAGON-Kapsel von einem Helikopterkran vor der Küste von Morro Bay, Kalifornien in's Meer fallen.

Der Falltest diente der Validierung des Fallschirmauswurfsystems und der Bergungsoperation. Die Firma erklärte, der Test wäre zu 100% erfolgreich verlaufen.

Nachdem der Helikopter die Kapsel in einer Höhe von 4.200 Metern ausgeklinkt hatte, warf sie zunächst zwei kleinere Bremsschirme aus, die ihren Fall stabilisieren sollten. Anschließend wurden drei orange-weiß gestreifte Hauptfallschirme ausgeworfen, die sich jeder auf einen Durchmesser von 35 Metern entfalteten.

Das Kapselmodell wurde nach Angaben von SpaceX nach der Wasserung von einem Boot geborgen und zur Küste zurückgebracht.

Die Fallschirme der DRAGON-Kapsel sollen das Raumfahrzeug auf eine Wasserungsgeschwindigkeit von sanften 5 - 5,5 Metern pro Sekunde (ca. 20 km/h) abbremsen. Die APOLLO-Kommandokapseln wasserten mit einer Geschwindigkeit von rund 30 km/h.

Dragon am Fallschirm
Oben: Der Falltest der DRAGON-Raumkapsel wurde am 12. August 2010 vor der Küste Kaliforniens bei Morro Bay durchgeführt. (Photo: Chris Thompson/SpaceX)
Selbst wenn ein Fallschirm versagt, kann die DRAGON immer noch sicher landen, erklärte SpaceX.

SpaceX entwickelt die DRAGON, um Fracht von der Erde zur Internationalen Raumstation und zurück zu transportieren. Die Frachtflüge sollen im nächsten Jahr beginnen. Die NASA hat mit der Firma im Jahr 2008 einen Vertrag im Gesamtwert von $1,6 Milliarden für mindestens 12 Versorgungsmissionen geschlossen, die ab dem nächsten Jahr beginnen sollen. Aber SpaceX hat noch ehrgeizigere Pläne für die Kapsel.

Die Ingenieure haben das Raumfahrzeug so entwickelt, daß es am Ende auch Astronauten in die Erdumlaufbahn bringen könnte, und SpaceX ist der führende Vertreter, um aus der NASA einen weiteren Vertrag für die Durchführung kommerzieller bemannter Transportdienste in den nächsten paar Jahren herauszukitzeln.

Während des ersten orbitalen Funktionstests der DRAGON später in diesem Jahr soll die Kapsel zwischen ein und drei Erdumläufe absolvieren, ihre DRACO-Manövriertriebwerke zünden und schließlich vor der Küste bei Los Angeles nahe der Kanalinseln im Meer niedergehen.

Der Flug könnte somit, abhängig von der letzten Entscheidung von SpaceX, zwischen knapp zwei und fünf Stunden dauern.

In einem Interview im Juli hatte Musk erklärt, daß der DRAGON-Demonstrationstest angelegt ist, eine Reihe von Testzielen zu erreichen.

Bergung der DRAGON-Testkapsel
Oben: Die DRAGON-Kapsel wird nach dem Falltest am 12. August aus dem Pazifik gefischt. (Photo: Chris Thompson/SpaceX)
"Kann sie nach dort oben gelangen, kann sie dort herummanövrieren, kann sie ihre Integrität erhalten, die Kommunikation aufrecht halten, kann sie wiedereintreten? Wiedereintreten und in einem Stück zurückkehren ist wirklich sehr schwer", meinte Musk. "Wie funktioniert der Haupthitzeschild, die hintere Wärmeschutzabdeckung, öffnen sich die Fallschirme? Und wenn sie im Wasser landet, welche Belastungen wirken [beim Aufprall] auf sie?"

Die kleinen Triebwerke der DRAGON werden entscheidend für den Erfolg der Mission sein.

"Das, was wir hauptsächlich testen wollen, sind die DRACO-Triebwerke", erläuterte Musk.

Die DRAGON besitzt 18 hydrazinbetriebene Triebwerke, um ihre Lage in der Erdumlaufbahn zu ändern, ihre Bahnhöhe anzuheben oder abzusenken, und am Ende ihrer Mission ihre Geschwindigkeit für den Wiedereintritt abzubremsen.

Das ist ein rund 100-Pfund (ca. 450 Newton) Schubtriebwerk", erklärte Musk. "Es ist sowohl in der Lage, sehr kurze Schubimpulse abzugeben, als auch längere Zeit zu feuern. Es kann als Lageregelungstriebwerk, aber auch als Orbitalmanövriertriebwerk eingesetzt werden."

Die Kommunikations- und Navigationsinstrumente werden ebenfalls auf den Prüfstand gestellt.

"Wir werden auch die Integrität des Hauptdruckkörpers der DRAGON testen, einschließlich der Fenster und anderer Dinge, die als Vorläufer für eine Flugbesatzung dienen", meinte Musk.

"Ein weiterer wichtiger Punkt ist das Ausbringen aus der Erdumlaufbahn und der Wiedereintritt, bei dem wir den Haupthitzeschild und die hintere Wärmeschutzabdeckung testen werden", erläuterte er weiter.

Das stumpfe Ende der DRAGON ist mit einem auf Kohlenstoff basierenden Ablator mit der Bezeichnung PICA-X beschichtet, der das Raumfahrzeug vor Temperaturen bis zu 2000 °C schützen soll.

Die PICA-X-Formel ist eine Verbesserung des Hitzeschildes, der von der Robotsonde STARDUST eingesetzt wurde, um Proben aus der Staubwolke eines Kometen zur Erde zu bringen. SpaceX hat diesen aufgewerteten Werkstoff PICA-X mit der Hilfe des Strahlantriebslabors (JPL) und des Ames Forschungszentrums (ARC) der NASA entwickelt, wo es innerhalb einer Lichtbogenanlage getestet wurde, um ihre Standfestigkeit gegenüber hohen Temperaturen zu ermitteln.

Quelle: Spaceflight Now
Bearbeitet von: Matthias Pätzold


letzte Änderung am 5. September MMX