Artikel 30. Juni 2009 |
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Das Ende einer 18-jährigen Mission
ULYSSES wurde jetzt abgeschaltet - Sonde brachte zum Ende noch 12 Monate lang wertvolle Forschungsdaten
ULYSSES, die gemeinsame ESA/NASA Sonnenorbitermission, endete heute, als die Flugleittechniker Anweisungen an sie übertrugen, die Kommunikationsanlage des Satelliten abzuschalten. Dieses Ereignis markiert den Abschluß einer der längsten und erfolgreichsten Missionen, die jemals durchgeführt wurden. Man hatte ursprünglich erwartet, daß die Mission bereits im Juli 2008 enden würde, als man annahm, daß die schwindenden Energiereserven unter das Minimum sinken, das benötigt wird, um die Treibstoffleitungen vom Einfrieren zu bewahren. In dem Fall wäre ULYSSES unkontrollierbar. Zu diesem Zeitpunkt plante die ESA/NASA-Betriebsgruppe, das Raumfahrzeug in einem reduzierten Betriebsmodus mit zusätzlicher Kapazität für ein paar weitere Woche zu versetzen. Aber durch intelligente Ingenieursarbeit und Echtzeitinnovationen fanden die Flugleittechniker heraus, daß man die Treibstoffleitungen auch dadurch eisfrei halten konnte, indem man die Schubdüsen alle paar Stunden einmal kurz feuerte. In der Tat konnte ULYSSES so damit fortfahren, wertvolle wissenschaftliche Daten während des größten Teils des Jahres zu sammeln - bis zum heutigen Tag, als die Entscheidung getroffen wurde, die Mission wegen fortgesetzt niedriger Stromversorgungsleistung und der Nichtverfügbarkeit von Bodenstationszeit zu beenden. Kein weiterer Kontakt geplant Der heutige letzte Kommunikationskontakt über die 70-Meter-Antenne des Weltraumkommunikationsnetzwerks (DSN) der NASA begann um 17:35 Uhr MESZ und die Funkkommunikationsanlge des Satelliten schaltete um 22:10 Uhr in den Nur-Empfang-Modus. Kein weiterer Kontakt mit ULYSSES ist geplant. Das gemeinsame ESA/NASA Missionsbetriebsteam unter dem ESA-Missionsbetriebsleiter Nigel Angold beobachtete die letzten Aktivitäten vom ULYSSES-Missionsunterstützungsbereich (MSA) am Strahlantriebslabor (JPL) der NASA in Kalifornien. Gestartet mit der Raumfähre DISCOVERY am 6. Oktober 1990 hat die Mission in 18 Jahren und 8 Monaten einen Reichtum an wissenschaftlichen Daten über die Weltraumumgebung oberhalb und unterhalb der Sonnenpole geliefert. Das Raumfahrzeug und seine Sammlung aus neun Instrumenten mußte auf der einen Seite hochempfindlich sein, auf der anderen Seite aber auch robust genug, um einigen der extremsten bedingungen im Sonnensystem zu widerstehen, darunter einem nahen Vorbeiflug am Riesenplaneten Jupiter. Letzter Funkkontakt mit der Bodenstation Während der heutigen abschließenden Aktivitäten hatten die Missionsleittechniker von NASA und ESA eine Reihe von Anweisungen hochgesendet, die eine nach der anderen die Systeme von ULYSSES abschalteten, darunter:
Zum Zeitpunkt, als die letzte Anweisung gesendet wurde, war ULYSSES rund 5,4 Astronomische Einheiten von der erde entfernt und die Radiosignale brauchten für den einfachen Weg rund 45 Minuten. Ein aufregendes Abenteuer
Während seiner Lebensdauer hatte ULYSSES beinahe drei vollständige Umrundungen der Sonne vollführt. Die Sonde zeigte zum ersten Mal den dreidimensionalen Charakter der galaktischen kosmischen Strahlung, energiereiche Partikel in Sonnenstürmen und den Sonnenwind. Nicht nur hatte ULYSSES es den Wissenschaftlern erlaubt, die Bestandteile der Heliosphäre im All zu kartographieren, seine Langlebigkeit ermöglichte es auch die Sonne über eine längere Zeit zu beobachten als jemals zuvor. "Die Sonnenaktivität verändert sich in einem Elf-Jahre-Zyklus, und jetzt haben wir Messungen, die nahezu zwei vollständige Zyklen abdecken", erklärte Marsden. "Diese lange Beobachtung hat zu einer der Schlüsselentdeckungen der Mission geführt, nämlich daß der Sonnenwind während der Mission kontinuierlich schwächer geworden ist und derzeit die geringste Stärke seit Beginn des Weltraumzeitalters aufweist." Erste Anweisung in 1990 gesendet Nigel Angold, der Missionsbetriebsleiter für ULYSSES bei der ESA, sagte, daß sich eine Menge geändert hatte, seit im Oktober 1990 die ersten Anweisungen zu ULYSSES gesendet wurden, als es noch in der Ladebucht der DISCOVERY die Erde umkreiste. "Bemerkenswert ist aber, daß viele Leute, die damals beteiligt waren, heute hier sind, um die letzten Anweisungen zu senden", fügte er hinzu. "Ein halbes Dutzend von dem Team haben während der gesamten Mission für ULYSSES gearbeitet; die Mission war herausfordernd und inspirierend genug, daß talentierte Menschen einen signifikanten Teil ihrer Karriere ihr gewidmet haben. Außerdem haben sich heute auch eine Anzahl von Leuten, die andere Aufgaben am JPL übernommen haben, zu uns gesellt, um das Ende dieser einzigartigen Mission zu feiern." Am längsten von der ESA betriebenes Raumfahrzeug Anfang Juni hatte das ULYSSES-Missionsteam einen NASA Gruppenerfolgspreis verliehen bekommen. Ein weiterer Meilenstein war am 10. Juni erreicht worden, als ULYSSES für 18 Jahre und 246 Tage im Betrieb war, und damit das am längsten betriebene ESA-Raumfahrzeug wurde, im selben Zuge den Internationalen Ultraviolett Explorer (IUE) uberholend. Mit der heutigen Abschaltung werden die Flugdaten ULYSSES archiviert und für zukünftige ESA- und NASA-Missionsteams als Referenz dienen; die wissenschaftlichen Daten werden in den ULYSSES Forschungsdatenarchiven am ESTEC, dem technischen Zentrum der ESA im niederländischen Nordwijk, und am Nationalen Weltraum-Forschungsdatenzentrum (NSSDC) der NASA hinterlegt. ULYSSES war von Dornier Raumfahrtsysteme (heute EADS Astrium) in Bremen gebaut worden. Die NASA hatte die Raumfähre DISCOVERY und die Oberstufe und das Nutzlastunterstützungsmodul bereitgestellt, um die Sonde zu starten und in die richtige Umlaufbahn zu bringen. Die NASA steuerte auch den thermoelektrischen Radioisotopengenerator bei, der den Strom für die Sonde und die Nutzlasten lieferte. Das Weltraumkommunikationsnetzwerk (DSN) der NASA war für die Kommunikation mit der Sonde verantwortlich. Teams von Universitäten und Forschungsinstituten in Europa und den Vereinigten Staaten steuerten die neun Instrumente bei. Quelle:
ESA
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