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Artikel 9. März 2010
NASA: Space Shuttles könnten mit weiteren Geldern doch noch länger fliegen
Außerdienststellung eigentlich diesen Herbst - zur Zeit Gratwanderung zwischen Enttäuschung und leiser Hoffnung

Space Shuttle 

DISCOVERY an der Startrampe 39A
Oben: Der Startaufbau mit der Raumfähre "DISCOVERY" nach seiner knapp 5 km weiten Fahrt vom Montagebäude (VAB) des Kennedy Raumfahrtzentrums (KSC) zur Startrampe 39A. Das Herausrollen erfolgte am 3. März 2010 in Vorbereitung auf den Start der NASA- Mission STS-131 zur Internationalen Raumstation (ISS) am 5. April. (Photo: NASA/KSC)
Am Dienstag sagte der Leiter des Space- Shuttle-Programms der NASA, dass die Behörde eigentlich in der Lage wäre, ihre drei alternden Raumfähren über ihre geplante Außerdienststellung in 2010 hinaus im Flugbetrieb zu belassen. Voraussetzung dafür wäre allerdings eine Anweisung durch Präsident Barack Obama und den Kongress-Abgeordneten. Alles was man dafür benötigte, wären die weiteren Geldmittel, um das bezahlen zu können.

Der Leiter des Space-Shuttle-Programms John Shannon führte weiter aus, dass die NASA monatlich ungefähr $200 Millionen (umgerechnet gut €145 Millionen) für ihr Space-Shuttle-Programm ausgibt. Das macht dann ca. $2,4 Milliarden (fast €1,75 Milliarden), die nötig wären, um die Raumfähren über 2010 hinaus weiter fliegen lassen zu können, meinte er.

"Ich denke, dass die Frage, auf die die Behörde und die Nation wirklich eingehen müssen, die der Ausgaben ist", teilte Shannon Reportern in einer Missionsbesprechung mit.

Die NASA plant zur Zeit, die Flotte ihrer Raumfähren diesen Herbst nach der letzten der für dieses Jahr vorgesehenen Shuttle-Missionen außer Dienst zu stellen. Als nächstes ist das Shuttle DISCOVERY für einen Flug vorgesehen. Es ist für seinen Start am 5. April bereit, um lebenswichtige Vorräte und wichtige Ersatzteile auf die Internationale Raumstation zu bringen.

Die Außerdienststellung der Flotte würde das Ende von mehr als 29 Jahren an US-Raumfähren-Flügen bedeuten und die NASA ohne ein eigenes amerikanisches Raumfahrzeug zurück lassen, das Astronauten in die Umlaufbahn befördern kann. Einige US-Senatoren und Mitglieder des Kongresses haben ihre Unterstützung darüber zum Ausdruck gebracht, das Shuttle-Programm zu verlängern - allen voran die Senatorin Kay Bailey Hutchison aus dem Bundesstaat Texas, die letzte Woche einen Gesetzesentwurf vorgelegt hat, um sich in aller Form um eine Galgenfrist für die Space-Shuttle-Flotte der NASA zu bemühen.

Die Ares 

I-X-Rakete auf ihrem Weg zur Startrampe 39B
Oben: Tagesanbruch am 20. Oktober 2009. Man sieht die hoch aufragende, fast 100-Meter lange Rakete Ares I-X, die sich für einen Testflug am 27. Oktober auf ihrem Weg zur Startrampe 39B des Kennedy-Raumfahrtzentrums der NASA in Florida befindet. (Photo: NASA/KSC/Kim Shiflett)
Als Teil seines Ersuchens für den Haushalt 2011 für die Weltraumbehörde hatte Präsident Barack Obama letzten Monat vorgeschlagen, das Constellation-Programm zu streichen, das den Ersatz für die Raumfähren der NASA bauen sollte. Dieses Programm beinhaltete das bemannte Explorationsraumfahrzeug ORION (Orion crew exploration vehicle) und seine ARES-Trägerraketen. Anstatt dessen verlangte der Präsident von der NASA, private Firmen mehr zu unterstützen, die kommerzielle Raumfahrzeuge bauen und Astronauten zur Internationalen Raumstation bringen könnten.

Das Ersuchen für den Haushalt 2011 würde den Betrieb der Station mindestens bis zum Jahr 2020 verlängern und zusätzlich über fünf Jahre hinweg $6 Milliarden (rund €4,4 Milliarden) für die Förderung der Entwicklung kommerzieller Raumfahrzeuge bereitstellen. Der Präsident hat vor, am 15. April in Florida eine Sondersitzung abzuhalten, in der er seinen Plan für die amerikanische bemannte Raumfahrt erörtern will.

Shannon erklärte, die NASA hätte bereits den externen Tank und die zwei Feststoffstartraketen für mindestens eine weitere Shuttle-Mission über die verbleibenden vier Flüge hinaus zur Verfügung.

Dieser Tank und seine Raketen sind zur Zeit für eine Rettungsmission reserviert, sollte der Flug der letzten Shuttle-Mission der NASA in ernsthafte Schwierigkeiten geraten. Sie könnten jedoch dazu benutzt werden, weitere Vorräte und Fracht zur Internationalen Raumstation zu bringen - falls dies genehmigt wird.

Die NASA hat bereits damit begonnen, einige Teile des Space-Shuttle-Programms stillzulegen, aber sie könnte die Produktionsstraßen wieder in Betrieb nehmen, wenn sie angewiesen würde, dies zu tun. Die Behörde hat eine neue Studie gestartet, um mit ihren Lieferanten des Shuttle-Programms Kontakt aufzunehmen und herauszufinden, was noch verfügbar ist und was noch benötigt werden könnte, um eine Verlängerung zu stützen.

Und dann gibt es da noch die Sache der Rezertifizierung der NASA-Raumfähren für den Fall, dass die Flüge nach 2010 fortgesetzt werden.

Die Entscheidung, die Shuttle-Flotte (bestehend aus der DISCOVERY, der ATLANTIS und der ENDEAVOUR) außer Dienst zu stellen, wurde als Folge des tragischen Verlustes der Raumfähre COLUMBIA und seiner sieben Besatzungsmitglieder beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre im Jahre 2003 getroffen.

künstlerische 

Darstellung des Raumfahrzeuges ORION in der Umlaufbahn um den Mond
Oben: Diese künstlerische Darstellung zeigt das Raumfahrzeug ORION des von der NASA geplanten Constellation-Programms auf seiner Umlaufbahn um den Mond. Es war entworfen worden, um die Space-Shuttle-Flotte zu ersetzen. (Abbildung: NASA)
Eine Untersuchungskommission hatte vorgeschlagen, dass die NASA ihre Raumfähren neu zertifizieren lassen soll, um sicherzustellen, dass sie für weitere Flüge als sicher angesehen werden können, falls sie über die geplante Außerdienststellung hinaus zum Einsatz kommen sollen. Die NASA hatte geplant, ihre Shuttles einzumotten und sie mit auf Kapseln basierenden Raumfahrzeugen zu ersetzen, sowie neuen Trägerraketen, um sie zu starten.

Shannon äußerte, dass Studien über das sinnvollste Vorgehen zu diesem Rezertifizierungsprozess bereits seit 2005 im Gange seien. Die Behörde hat sich ebenfalls mit Luftfahrtexperten für lang laufende Programme, wie z. B. das US-Luftwaffenprogramm "Langstreckenbomber B-52", getroffen, um neue Wege zu finden, die Raumfähren zu untersuchen und sie neu zu zertifizieren.

Nach den Treffen mit den B-52-Bomberexperten hatte die NASA 23 weitere Punkte zu ihren Raumfährenüberprüfungskriterien hinzugefügt, erläuterte Shannon.

"Wir fühlen uns soweit, dass wir uns ausreichend mit der Rezertifizierung beschäftigt haben", führte Shannon weiter aus. Er fügte hinzu, dass Abgeordnete und Experten sich zu den Anstrengungen der NASA einschalten müssten, um sicherzustellen, dass sich die NASA mit den Empfehlungen des Columbia-Untersuchungsausschusses (CAIB) in Einklang befindet.

Shannon erklärte, es gebe zwischen der Anweisung wieder Shuttle-Treibstofftanks zu bauen und dem Zeitpunkt, bis der nächste ausgeliefert werden könne, eine Lücke von ungefähr zwei Jahren. Diese Lücke könnte möglicherweise verkürzt werden, indem man die verbleibenden Shuttle-Missionen zeitlich etwas weiter auseinander legt, fügte er hinzu. Im Lichte der bedrohlich näher rückenden Außerdienstellung der Shuttle-Flotte und inmitten der Rufe nach seiner Verlängerung hat die NASA die Moral der Shuttle-Belegschaft mit Umfragen für Techniker und Führungskräfte alle vier Monate ständig im Auge behalten.

"Meiner persönlichen Meinung nach finde ich es einfach unglaublich, dass wir uns auf einem Weg befinden, wo wir für eine ausgedehnte Zeit keinerlei Raumfahrzeug haben werden, um vom Kennedy Raumfahrzentrum zu starten, all die gelernten Lektionen und das vergossene Blut, den vergossenen Schweiß und die vergossenen Tränen aufzugeben, die wir aufgewendet haben, um das Shuttle an den Punkt zu bringen, wo es jetzt ist und wo es eine so prächtige Leistung erbringt", sagte Shannon. "Aber es ist eine Frage des Geldes, und wenn wir die Mittel nicht haben, das zu tun und damit fortzufahren, die Internationale Raumstation logistisch zu versorgen, dann verstehe ich das."

Quelle: Space.com
Bearbeitet von: Joachim Dietlicher


letzte Änderung am 16. März MMX