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Artikel 26. April 2010
NASA verschiebt Shuttle-Mission STS-134 auf November
Austausch des Magneten am AMS erfordert zusätzliche Zeit - ENDEAVOUR fliegt jetzt letzte Shuttle-Mission

Besatzung von STS-134
Oben: Die Besatzung von STS-134/ENDEAVOUR. Von links: Pilot Gregory H. Johnson, Missionsspezialisten Mike Fincke, Gregory Chamitoff, Andrew Feustel und Roberto Vittori von der ESA. Unten ist Kommandant Mark Kelly. (Photo: NASA/JSC)
Die Arbeiten zum Austausch eines kraftvollen Magneten in einem $1,5 Milliarden (umgerechnet rund €1,1 Milliarden) teuren Physikexperiment für die Internationale Raumstation hat die NASA dazu veranlaßt einen für den Sommer geplanten Start der Raumfähre ENDEAVOUR auf frühestens Mitte November zu verschieben, wie Verantwortliche der Raumfahrtbehörde am Montag bekanntgaben. Dies wird auch die Beendigung des Shuttleprogramms verzögern.

Die NASA wird derweil ihre Pläne, die Raumfähre ATLANTIS am 14. Mai zu einer Montagemission zur Internationalen Raumstation zu starten, vorantreiben, aber der für den 29. Juli geplante Start der ENDEAVOUR wird auf Mitte bis Ende November verschoben und dabei den für den 16. September vorgesehenen Start der Raumfähre DISCOVERY überspringen, der ursprünglich der letzte Shuttle-Flug sein sollte.

Die NASA hat noch keinen festen Starttermin für die ENDEAVOUR und die Mission STS-134 bekanntgegeben, da dies davon abhängt, wann die Arbeiten zur Modifizierung ihrer Hauptnutzlast, dem Alpha-Magnetspektrometer (AMS) abgeschlossen sein werden.

Die AMS-Nutzlast soll jetzt Ende August zum Kennedy Raumfahrtzentrum (KSC) nach Florida geliefert werden, aber zum jetzigen Zeitpunkt ist noch nicht klar, ob November ein realistisches Ziel für den geplanten Flug der ENDEAVOUR zur letzten Space-Shuttle-Mission darstellt.

So wie es jetzt aussieht, schließen Temperaturbeschränkungen aufgrund der Umlaufbahn der Internationalen Raumstation einen Start zwischen dem 8. und dem 25. November aus. Was die Sache noch komplizierter macht, ist die Tatsache, daß drei der sechs Besatzungsmitglieder der ISS am 26. November zur Erde zurückkehren sollen. Ihre Ablösung soll am 10. Dezember starten.

Um einen Konflikt mit dem SOJUS-Flug im Dezember zu vermeiden, müßte die ENDEAVOUR, wie es aussieht, zwischen dem 26. und dem 30. November starten, um ihre Mission abzuschließen und wieder abzulegen, bevor die neuen Besatzungsmitglieder ankommen.

Andere Optionen erscheinen noch begrenzter. Schaut man das Jahr weiter herunter, so schließen Software-Probleme einen Start nach dem 15. Dezember aus, um zu vermeiden, daß die ENDEAVOUR sich während des Jahreswechsels noch in der Umlaufbahn befindet. Ein weiterer sogenannter Beta-Winkel-Auschlußperiode, einer Phase, in der der Winkel, in dem die ISS von der Sonne angestrahlt wird, einen Besuch des Shuttle ausschließt, beginnt am 4. Januar und dauert bis zum 20. Januar.

Ein NASA-Sprecher erklärte, der Flugplan werde später im Sommer neu bestimmt, abhängig vom Fortschritt des AMS-Magnetaustausches.

Das Alpha-Magnetspektrometer wurde entworfen, um hochenergetische kosmische Strahlung zu studieren, was dabei helfen soll, das Gleichgewicht zwischen normaler und Antimaterie zu bestimmen. Das AMS könnte auch in der Lage sein, Hinweise auf die sogenannte Dunkle Materie zu liefern, von der man glaubt, daß sie über das ganze Universum verteilt ist. Dunkle Materie konnte bislang noch nicht direkt beobachtet werden, aber Physiker glauben, daß sie etwa ein Viertel der Massen-Energiedichte des Universums ausmacht. Normale Materie macht nur ungefähr 5% aus und die abstoßende Dunkle Energie, von der man denkt, daß sie für die beschleunigende Ausdehnung des Kosmos verantwortlich ist, macht den Rest aus.

Ursprünglich sollte das AMS-Experiment mit einem heliumgekühlten supraleitendem Magneten ausgestattet sein, der die Wege der elektrisch geladenen subatomaren Teilchen krümmt, so daß die Wissenschaftler ihre Eigenschaften studieren können. Die Nutzlastverantwortlichen entschieden aber kürzlich, einen weniger starken, nicht supraleitenden Magneten zu verwenden, der es dem AMS ermöglichen wird, die gesamte geplante Lebensdauer der Raumstation zu überdauern, anstatt nur drei Jahre, bis das kalte Helium ausgeht. Obwohl das AMS dadurch nicht mehr so empfindlich ist, soll die längere Einsatzdauer das wieder wettmachen.

"Berücksichtigt man, daß die Lebensdauer der ISS (bis mindestens 2020) verlängert wurde, dann gibt der Dauermagnet ihnen eine viel längere Forschungsmission, als der Kryomagnet", erklärte Mike Moses, der Direktor für Shuttle-Integration am Kennedy Raumfahrtzentrum, in der letzten Woche. "Vom Standpunkt der thermischen Herausforderung ausgehend, denke ich, daß sie viel bessere Wissenschaft aus diesem anderen Magneten herausholen können."

Das AMS-Experiment war zunächst aufgrund einer Anweisung der Bush-Administration aus dem Jahr 2004 vom Shuttle-Manifest der NASA zur Fertigstellung der ISS und zur Außerdienststellung der Raumfähren-Flotte gestrichen worden. Die Fertigstellung der Raumstation habe oberste Priorität, hatten die NASA-Verantwortlichen zu dieser Zeit gesagt, und das AMS hätte da nicht hineingepaßt.

Später jedoch stellte der US-Kongreß selbst die Finanzmittel für einen zusätzlichen Shuttle-Flug bereit, um das Experiment zur Station zu bringen. Die Nutzlast war der ENDEAVOUR zugewiesen worden und der Start war für den 29. Juli angesetzt.

Die Verschiebung auf Mitte November oder später, bedeutet, daß die NASA den 30. September als Termin für die Beendigung des Shuttle-Programms nicht einhalten kann. Aber die Behörde konnte sich bereits zuvor zusätzliche $600 Millionen sichern, die für Flüge bis zum Ende des Kalenderjahres vorgesehen sind, sollte dies erforderlich sein.

Nach dem überarbeiteten Manifest wird die DISCOVERY als Rettungsfahrzeug für die Astronauten der ATLANTIS dienen. Sollte alles glatt verlaufen, würde dann die ATLANTIS als Rettungsraumfähre für die ENDEAVOUR dienen.

Ende letzten Jahres dikutierten die Leiter der NASA hinter verschlossenen Türen die Möglichkeit, einen vierten und letzten Flug in das Manifest einzufügen, der den Tank und die Startraketen benutzen soll, die für letzte Rettungsmission bereitgestellt werden. Wenn man die Raumfähre nur mit einer Besatzung von vieren startet, wäre ein Rettungsflug nicht mehr erforderlich; die Astronauten könnten die ISS als Aufenthaltsort nutzen und später mit SOJUS-Kapseln von der Raumstation zurückgeholt werden, sollte ein schwerwiegendes Problem es für das Shuttle unmöglich machen, selbst zur Erde zurückzukehren.

Die Gerüchte über einen weiteren Flug stehen noch immer im Raum, aber wenn man die Beschränkungen zum Ende des Jahres berücksichtigt und die Verschiebung der ENDEAVOUR-Mission, erscheint es als nicht sehr wahrscheinlich, daß ein weiterer Flug vor dem Ende des Jahres durchgeführt werden könnte und für 2011 sind derzeit keine Finanzmittel im US-Haushalt bereitgestellt.

Quelle: Spaceflight Now
Bearbeitet von: Matthias Pätzold


letzte Änderung am 28. April MMX