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Bericht 9. August 2005
Nach DISCOVERY's Landung
Erfolgreicher Flug, aber noch viel Arbeit zu tun - Problem mit abplatzendem Isolierschaum muß gelöst werden, bevor ATLANTIS starten kann

DISCOVERY landet
Oben: In der Dunkelheit kurz vor der Dämmerung in Kalifornien setzt der Orbiter auf der Landebahn des US-Luftwaffenstützpunktes Edwards in Kalifornien auf. (Photo: NASA/JSC)
Mit der Raumfähre DISCOVERY zurück auf der Erde und seine Astronauten-Besatzung sicher und guter Dinge, lobt die NASA den erfolgreichen Raumflug, den ersten seit dem Verlust der COLUMBIA, überschwenglich, während sie gleichzeitig zugibt, daß noch mehr Arbeit zu tun bleibt.

"Augenscheinlich sind wir sehr zufrieden", erklärte NASA-Chef Michael Griffin den Reportern in einer Pressekonferenz nach der Landung. "Dies ist der erste Schritt in einer langen Reihe zur Wiederaufnahme der Raumflüge."

Die DISCOVERY und ihre Besatzung, kommandiert von der erfahrenen Astronautin Eileen Collins, war am Dienstag Nachmittag um 14:11:22 Uhr MESZ gelandet und auf der Betonpiste des US-Luftwaffenstützpunkts Edwards in Kalifornien ausgerollt. Um 16:14 Uhr schließlich verließen Collins und ihre Besatzungskollegen das Transportfahrzeug, in das sie nach dem Ausstieg für erste Untersuchungen herübergegangen waren, und betraten wieder festen Boden.

"Wir hatten eine phantastische Mission", meinte Collins auf dem Asphalt der Landebahn 22 von Edwards. "Wir sind so froh zurückzukommen und sagen zu können, daß es ein Erfolg war."

Aber Griffin meinte, daß die Ingenieure und Leiter des Shuttle-Programms Zeit bräuchten, die Daten der Mission STS-114 zu analysieren, wie z.B. die Aufnahmen vom Start, die ein großes Isolierschaumteil der zeigen, das von der Außenhaut des Außentanks abplatzt.

"Das mögen wir nicht", sagt Griffin. "Das ist das Einzige, das auf dieser Mission in besonderer Weise daneben ging."

Die Schaumbruchstücke, die Erinnerungen an die verunglückte COLUMBIA-Mission hochspülte, trübte einen Raumflug, bei dem die Astronauten perfekte Arbeit geleistet hatten, fügte Griffin hinzu.

Gestartet am 26. Juli war die Mission STS-114/DISCOVERY der erste Shuttle-Flug seit dem COLUMBIA-Unglück im Jahr 2003. Die COLUMBIA war am 1. Februar 2003 während des Wiedereintritts in die Erdatmosphäre auseinandergebrochen, wobei die siebenköpfige Besatzung um's Leben kam.

Die nachfolgende Untersuchung fand die Ursache in einem 800 Gramm schweren Stück Isolierschaum, das beim Start vom Außentank abgefallen war und die linke Flügelvorderkante getroffen hatte. Durch den Aufschlag wurde ein Loch in den Hitzeschild gerissen und den enorm heißen Gasen beim Wiedereintritt eine verletzliche Stelle am Orbiter geboten, durch die das Raumfahrzeug geschwächt und schließlich von den hohen aerodynamischen Kräften, die an ihm angegriffen hatten, zerrissen wurde.

"Ich werde niemals vergessen, wo ich war, als wir die COLUMBIA verloren", sagte Griffin und fügte hinzu, daß die Erinnerung an die Astronauten, die man verloren hatte heute besonders präsent war. "Ich werde niemals in der Lage sein, zu vergessen, wo ich war, als wir die CHALLENGER verloren; ich hatte ein paar Freunde auf diesem Flug."

STS-114 war als der erste von zwei Testflügen angelegt, mit denen neue Werkzeuge und Techniken getestet werden sollten, mit denen die Sicherheit der Shuttle-Flüge verbessert und ein weiteres Unglück von der Art der COLUMBIA vermieden werden soll.

Der 14-tägige Raumflug, der von den Astronauten und Missionsleitern als höchsterfolgreich gelobt wird, brachte Tonnen an lebenswichtigen Versorgungsgütern und Ausrüstung zur Internationalen Raumstation (ISS), testete drei Methoden zur Reparatur des Hitzeschilds, installierte neue Gerätschaft an der Raumstation und beinhaltete die erste Reparatur am Hitzeschutzkachel-bedecktem Bauch der Raumfähre durch einen Astronauten in der Umlaufbahn.

"Eileen ließ es aussehen, wie einen Gang über den Laufsteg", meinte der stellvertretende Leiter für die Raumfährenoperationen William Readdy zum Abschluß der STS-114-Mission.

Readdy fügte hinzu, daß die zweite Testmission zur Wiederaufnahme der Raumfährenflüge, STS-121/ATLANTIS, da weitermachen werde, wo DISCOVERY aufgehört habe.

"Es wird wirklich schwer werden, diese Mission noch zu übertreffen", meinte Griffin.

Ein Problem erscheint erneut

Was den scheinbar makellosen Erfolg der Mission STS-114 trübt, ist der Verlust des Isolierschaumstückes, der während des Aufstiegs der Raumfähre gesehen werden konnte.

Die NASA hat einen Großteil ihrer Bemühungen für die Rückkehr zum Flugbetrieb (RTF) und rund 200 Millionen Dollar eingesetzt, um das Abplatzen von Isolierschaum während des Starts auf harmlose kleine Stückchen zu begrenzen. Was noch fehlte, so Griffin, war ein Testflug, den die Ingenieure mit dem Start der DISCOVERY nun bekommen hätten.

Photos und Videos von den neuen Kameras an Bord von DISCOVERYs Außentank, dem Orbiter selbst und von der Besatzung der ISS zeigten eindeutig, daß mindestens fünf inakzeptabel große Schaumstücke sich vom Außentank gelöst hätten.

"Ich denke, jetzt ist klar, woran wir nun weiterarbeiten müssen", erklärte Bill Parsons, der Leiter des Space-Shuttle-Programms. "Heute haben wir die COLUMBIA-Besatzung geehrt; wir haben die DISCOVERY-Besatzung sicher nach Hause geholt."

"Einige der Isolierschaumstücke, die beim Start der DISCOVERY entdeckt wurden, hatten sich von einer Leiste gelöst, die überwiegend mit von Hand aufgebrachtem Schaum beschichtet war, einer Stelle, die bei den Ingenieuren Fragen aufgeworfen hatte, aber letztendlich als sicher angesehen worden war. Griffin hat ein "Tiger-Team" darauf angesetzt, dieses Problem zu untersuchen, aber ob das Isolierschaumproblem gelöst werden kann, bevor sich das aktuelle Startfenster für ATLANTIS öffnet ist zweifelhaft und die Shuttle-Verantwortlichen haben sich verpflichtet, das Problem zu lösen, bevor der nächste Orbiter abhebt.

"Wir werden so hart wie nur irgendmöglich daran arbeiten, noch in diesem jahr wieder in's All zurückzukehren, denn wir haben da oben ein großes Bauprojekt, an dem wir arbeiten, und wir brauchen dafür die Raumfähren", erklärte Griffin, wobei er sich auf die Vervollständigung der ISS vor der Ausmusterung der Shuttles im Jahr 2010 bezog. "Wir werden nicht starten, bevor nicht bereit dazu sind."

Trotz des offensichtlichen Erfolgs der DISCOVERY und der STS-114-Besatzung ist mehr Arbeit von den STS-121-Astronauten nötig, bevor die NASA mit dem weiteren Aufbau der ISS fortfahren kann.

"Es ist wie ein Staffellauf und der Stab ist nun an die ATLANTIS und die STS-121-besatzung übergeben worden", sagte Readdy. "Jetzt haben wir Daten, mit denen wir arbeiten können und zum ersten Mal in der Shuttle-Ära haben wir eine solide Basis von der wir ausgehen können."

Ein erster Bericht über die Untersuchung der STS-114-Schaumbruchstücke soll am späten Dienstag Abend an ISS-programmleiter William Gerstenmaier, der von Griffin mit der Aufsicht über die Untersuchung beauftragt worden war, übergeben werden, erklärten NASA-Verantwortliche.

Glatte Landung

STS-114 Besatzung
Oben: Nach dem obligatorischen Rundgang um das Raumfahrzeug gibt Kommandantin Eileen Collins im Namen der Besatzung eine kurze Stellungnahme ab. Von links: Charles Camarda, Wendy Lawrence, Soichi Noguchi, Eileen Collins, Andrew Thomas, Steve Robinson und Jim Kelly. (Photo: NASA/JSC)
Obwohl die Landung am KSC zweimal abgesagt werden mußte, verlief die Rückkehr der DISCOVERY zur Erde vergleichsweise glatt, erklärten die Flugleittechniker. DISCOVERYs einwandfreies Gesundheitszeugnis, das aufgrund von Photos und durch Inspektionen des Hitzeschilds während des Fluges ausgestellt wurde, sowie günstige Aussichten für das Wetter in Edwards, vereinfachten die Entscheidung sichtlich, fügten sie hinzu.

"Das lief ziemlich genau darauf heraus", meinte Leroy Cain, der Flugdirektor für Wiedereintritt und Landung bei STS-114, zu der Entscheidung. "EsCain meinte, es habe ein paar technische Anomalien gegeben, wie eine Instrumentenstörung an einer der drei Hilfskraftanlagen, durchgebrannte Lampen an der Landebahn und einen Mikrowellenstrahl am Boden, aber es waren alles nur kleinere Vorfälle und für alle habe es Ersatzsysteme gegeben.

Während des Abstiegs hatte Collins die Steuerung für 20 Sekunden an Pilot Jim Kelly übergeben, damit er ein wenig Erfahrung damit gewinnen könne, fügte er hinzu.

Nachdem die DISCOVERY ausgerollt und das Mannschott geöffnet war, machten Collins und ihre Kollegen erst einmal einen Rundgang um ihr Raumfahrzeug und begutachteten den Hitzeschild von unten (besonders die Stellen, wo Robinson die Füllstreifen entfernt hatte), bevor sie mit den Reportern sprachen.

"Wir haben die DISCOVERY in großartigem Zustand zurückgebracht", erklärte Collins. "Die Besatzung war sehr begierig darauf, herumzulaufen und zu schauen, wie's von außen aussieht und es sieht einfach phantastisch aus."

Nach fast 14 Tagen im All (die Missionsuhr war bei 13 Tagen, 21 Stunden, 33 Minuten und 38 Sekunden stehen geblieben), war die Landung der DISCOVERY der krönende Abschluß eines aufregenden und erfolgreichen Fluges, meinte sie.

"Dies ist eine wundervoller Moment, den wir alle hier erleben", sagte Collins.

Quelle: Space.com


letzte Änderung am 9. August MMV