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Bericht 26. Februar 2009
Auch Nordkorea plant Satellitenstart
US-Regierung spricht von "Wolf im Schafspelz" - neue Sanktionen angedroht

Nordkorea plant offensichtlich einen eigenen Satelliten mit einer selbstentwickelten Trägerrakete in's All zu schießen. Andere Länder, insbesondere die USA, sind darüber besorgt, da die Trägerrakete auch als interkontinentaler ballistischer Waffenträger (ICBM) verwendet werden kann, der die Westküste der Vereinigten Staaten erreichen könnte. Vertreter der US-Regierung bezeichneten deshalb den geplanten Satellitenstart als "Wolf im Schafspelz".

Eine Armada von Überwachungs- und Aufklärungseinheiten zu Wasser, in der Luft und im All wurden in Erwartung des anstehenden Tests der 31,5 Meter hohen Taepo-Dong-2-Trägerrakete rund um Nordkorea positioniert.

Der genau Zeitplan des Test ist unbekannt, wird aber in bälde erwartet. Wichtige nordkoreanische Startausrüstung wurde offenbar an der Starteinrichtung in Position gebracht, wie Aufklärungsphotos zeigen, und der nordkoreanische Staatsführer Kim Jong-Il hatte die Einrichtung am 25. Februar besichtigt.

Teil des Tests ist offenbar auch im Iran hergestellte Ausrüstung, darunter möglicher Satellitenkomponenten. Viele der Testziele eines Demonstationsfluges für eine ICBM können auch mit einem Raumflug erreicht werden, bei dem es der Oberstufe erlaubt wird, die Erdumlaufbahngeschwindigkeit von 7,9 km/s oder rund 28.000 km/h zu erreichen.

Sprecher der Obama-Administration erklärten, daß jede Art von [Raketen-]Test, neue härtere Sanktionen gegen das Land zur Folge haben werde.

"Ich bin beunruhigt über den angedrohten nordkoreanischen Test", meinte die US-Abgeordnete Jane Harmon von den Demokraten aus Kalifornien, die Vorsitzende des Heimatschutz-Unterauschußes für Aufklärung und Risikoeinschätzung, am 24. Februar in Washington. "Dies ist sehr ernst, deshalb ist es wichtig, daß die Regierung der Region die ganze Aufmerksamkeit schenkt", erklärte sie in einem Interview mit NBC.

Dies verdeutlicht die Notwendigkeit der Überwachung, wie Nordkorea und Iran sowohl gemeinsam, als auch unabhängig voneinander an der Entwicklung solcher kritischen Waffensysteme arbeiten.

Neuer Startturm
Oben: Auf diesem Photo, daß von einem DigitalGlobe Satelliten geschossen wurde, ist der Startturm und halb vergrabene Vorratstanks für Flüssigtreibstoff zu erkennen; allerdings keine Rakete. (Photo: DigitalGlobe)
Als eine zusätzliche Vorsichtsmaßnahme wurden Elemente des immer noch in einem Frühstadium der Entwicklung befindlichen US-Anti-Raketensystems in Betrieb genommen und an das Strategische Kommando der USA überstellt, um es während des nordkoreanischen Test einsetzen zu können, falls dies erforderlich wird.

Dies beinhaltet Einrichtungen wie das riesige Cobra Dane Radar in Alaska, ein großes X-Band-Radar in Japan, ein schwimmendes X-Band-Radar in den Gewässern um Hawaii und AEGIS-Zerstörer zum Zweck der Überwachung und Bahnverfolgung in den Gewässern vor Nordkorea.

Weitere AEGIS-Kreuzer und Zerstörer mit Standard-Abfangraketen wurden an strategischen Punkten entlang des wahrscheinlichsten Bodenpfads des Testfluges. Und sollte der Flug sich auf einem Angriffskurs gegen Japan oder die Vereinigten Staaten bewegen, könnte das nordkoreanische Raumfahrzeug von einem AEGIS-Schiff abgeschossen werden.

Die Besatzungen der US-Marine werden für ein mögliches realistisches Szenario ausgebildet, um bereit zu sein, für was immer Nordkorea auch tut.

"Nordkorea hat in der Vergangenheit bereits erfolgreich [große] Raketen gestartet, aber die dritte Stufe war bisher noch nie erfolgreich", erklärte Harmon. "Sobald sie auch erfolgreich mit einer dritten Stufe sind, hätten sie eine Rakete, die den Westen der USA ereichen könnte.

Dies zusammen mit einer fortschrittlichen Raketenindustrie und der Fähigkeit Atombomben herzustellen, bildet eine nordkoreanisches Rezept, das wirklich Angst macht", meinte sie weiter. "Und Aufklärung ist der Schlüssel, um all das herauszufinden."

Nur selten zuvor wurden so viele militärische Weltraumaufklärungskapazitäten zusammengezogen, um herauszufinden, was Nordkorea plant. Da das Kim-Regime bereits Im Wanken ist, könnte der Test größere Umwälzungen in der Führungsebene des Landes auslösen.

"Wir beobachten sehr genau mit allem als wir haben", erläuterte Marineinfantrie-Major Bradley Gordon vom US-Pazifikkommando. "Wir haben alle Arten von Sensoren in dem Gebiet eingesetzt."

Diese Einrichtungen, verbunden mit den Steuerzentren, können die amerikanische und japanische Aufklärung des Fluges, sobald er stattfindet, maximieren.

Luft- und weltraumgestützte Aufklärungseinrichtungen beinhalten kontinuierliche elektronische Aufklärungspatrouillen mit fortschrittlichen U-2 Flugzeugen, die in 21 km Höhe fliegen und Flugzeuge vom Typ EC-135 Rivet Joint, die niedriger fliegen in der Hoffnung, Funkgespräche aufzufangen und abhören zu können, insbesondere solche mit Personen aus der Führungsebene über den Start und den Countdown. Mit spezieller optischer Ausrüstung ausgestattete Flugzeuge vom Typ C-135 und P-3 werden in dem Gebiet eingesetzt, um die Rakete beim Aufstieg zu photographieren.

Es ist möglich, daß Nordkorea zunächst kleinere Raketen starten läßt, um die amerikanischen Geräte vorübergehend abzulenken. Dies geschah schon im Juli 2006, als die Koreaner in der Lage waren, die schwachen "Säume" des US-Aufklärungsmantels zu durchdringen. Vertreter des Verteidigungsministeriums erklärten, daß man Maßnahmen ergriffen habe, um eine Wiederholung zu vermeiden.

Im All fliegen drei der vier fortschrittlichen KH-11Satelliten mit optischen und infraroten Beobachtungskapazitäten etwa viermal pro Tag und viermal pro Nacht über die Startanlage, während europäische und japanische Beobachtungssatelliten dasselbe tun.

Die größeren americanischen LACROSSE-Radarabbildungssatelliten, beobachten die Startanlagen bei Nacht, ebenso wie neue europäische und japanische Radarsatelliten, die durch leistungsstarke Software zur Entdeckung von Veränderungen unterstützt werden, die Unterschiede in der Aktivität über wenige Stunden hinweg darstellen kann.

Weiterhin wird das Gebiet der Startanlage kontinuierlich von Infrarot-Frühwarnsatelliten des Verteidigungsunterstützungsprogramms (DSP) der US-Luftwaffe beobachtet, die den Blitz beim Start der Rakete wahrnehmen sollen. Sie werden derzeit von zwei neuen französischen experimentellen Frühwarnsatelliten (SPIRALE) in stark elliptischen Erdumlaufbahnen unterstützt, die mehr und bessere Daten über die startende Rakete liefern können.

Mit all diesen Einrichtungen, Anlagen und Geräten im Einsatz zur Charakterisierung des nordkoreanischen Starts werden die USA genügend Daten zur Verfügung haben, um zu entscheiden, ob sie die Taepo-Dong-2-Rakete abschießen, sollte sie von einer in die Umlaufbahn gerichteten Flugbahn abweichen und stattdessen eine ballistische Bahn einnehmen, die sie in Richtung Japan, Alaska oder Hawaii bringt.

Abfertigungshalle
Oben: Diese Aufnahme eines DigitalGlobe-Satelliten zeigt, daß die Endmontagehalle um eine 10x30 Meter großen Anbau erweitert wurde und der Wendekreisfür die Transportfahrzeuge entsprechend umverlegt wurde. Mit diesen Maßnahmen sollen offenbar größere Raketen für einen Start abgefertigt werden. (Photo: DigitalGlobe)
Obwohl die Kommandierenden des japanischen und des US-Militärs dieses Szenario haben trainieren lassen, zweifeln amerikanische Analysten, daß es eintreten wird. Aber zumindest wird der Raketentest, Pyöngyang sei dank, eine nützliche Erfahrung für die amerikanischen Kommando- und Leitstrukturen bringen.

Die amerikanische und japanische Antwort wird außerdem "eine Botschaft" an das abgeschottete kommunistische Land sein, daß nämlich die USA bei ihren Beziehungen mit dem wankenden Regime des schwächelnden Kim Jong-Il nichts einfach so hinnehmen werden.

Analysten glauben, daß die Trägerrakete zum Schluß in der Lage sein wird, kleine Atomwaffen zu transportieren, und daß sie jetzt bereits in der Lage ist, biologische Nutzlasten als Terrorwaffen zu tragen.

Die 31,5 Meter hohe zweistufige Ausführung der Taepo-Dong-2 hat eine Reichweite von 10.000 km. Die dreistufige Variante käme auf 15.000 km. Die zweistufige Version könnte aber auch einen 150-250 kg schweren Satelliten in die Erdumlaufbahn transportieren.

Am 25. Februar hatte Kim, immer noch geschwächt nach seinem Schlaganfall, die Musudan-ri Starteinrichtung besucht, die sich an der zerklüfteten zentral-nordkoreanischen Küste zum japanischen Meer befindet. Es ist dieselbe Einrichtung, die bereits für den fehlgeschlagenen Test im Juli 2006 eingesetzt wurde, als die Nasenkappe der Rakete sich zu früh löste und das Raumfahrzeug zerstört wurde.

"Neue Aufnahmen, die am 17. Februar 2009 von DigitalGlobe zur Verfügung gestellt wurden, zeigen erhöhte Aktivität an der Musudan-ri Starteinrichtung", liß DigitalGlobe verlauten. Das neue Startzentrum Tongh'ang dong an der Nordwestküste ist noch nicht fertiggestellt, weshalb Musudan-ri erneut für einen Start vorbereitet wird.

Die Bilder wurden während des Besuchs von US-Außenministerin Hillary Clinton in China und Südkorea aufgenommen, wo sie unmittelbar bestätigte, daß Geheimdienstinformationen zeigten, daß Vorbereitungen für einen test im Gange seien. Sie erklärte, daß jedweder Raketenstart "nicht hilfreich" in der Verminderung der Spannungen auf der koreanischen Halbinsel sein werde.

"Musudan-ri ist rund 45 km von der nächsten Bahnstation in Kilchu entfernt. Raketenteile und alle anderen Versorgungsgüter müssen über eine rauhe schmutzige Straße herangeschafft werden, die möglicherweise nicht einmal allwettertauglich ist. Großvolumige Güter können vom Hafen Kimch'aek zu einer nahegelegenen Anlegestelle bei Tongh-dong verschifft werden", erläuterte DigitalGlobe.

Eine Analyse der Anlage wurde mit der Hilfe von Global Security.org erstellt.

Aufnahmen von 60cm Auflösung von DigitalGlobe's Satelliten QUICKBIRD zeigt, daß die Einrichtung um eine moderne und vergrößerte horizontale Abfertigungshalle, einem großen statischen Triebwerksprüfstand und der Startanlage selbst ausgestattet wurde.

Obwohl dies nicht der Typ von Einrichtung ist, die der Norden als eine operative Kampfbasis einsetzen würde, gibt es Hinweise darauf, daß die Nordkoreaner solche Einrichtungen woanders errichten.

Weiteren Geheimdienstberichten zufolge wurden gepanzerte Silos für den vertikalen Start von ICBMs oder IRBMs entdeckt, die sich andernorts im Lande im Bau befinden.

Quelle: Spaceflight Now
Bearbeitet von: Matthias Pätzold


letzte Änderung am 3. März MMIX