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Artikel 6. April 2009
Nordkoreanischer Satellitenstart offenbar fehlgeschlagen
Oberstufe und Nutzlast stürzen in den Pazifik - offizielle nordkoreanische Stellen sprechen von Erfolg

Nordkorea hat durchgeführt, was schon seit geraumer Zeit mit Besorgnis erwartet wurde. Nach Angaben des kommunistischen Landes wurde am frühen Sonntag Morgen ein Satellit mit einer selbstentwickelten Trägerrakete in die Erdumlaufbahn geschossen. Länder wie Japan und die USA, die seit Wochen bereitstanden, den Flug der Rakete zu verfolgen, verneinen dagen einen Erfolg und berichten stattdessen, die Oberstufe mit der Nutzlast sei in der Mitte des Pazifiks in's Meer gestürzt.

Der Start erfolgte um 4:30 Uhr MESZ (11:30 Uhr Ortszeit) von der Raketenabschußbasis Musudan-Ri an der Nordostküste der koreanischen Halbinsel und die Rakete folgte zunächst einem nahezu exakt östlichem Kurs, der sie als erstes über das japanische Festland hinwegführte.

Radaranlagen in Japan, sowie auf US-amerikanischen und japanischen Zerstörern in der japanischen See erfaßten das Fluggerät fast sofort nach dem Start, ebenso wie zwei oder drei Satelliten des amerikanischen Raketestartfrühwarnsystems des Verteidigungsunterstützungsprogramms (DSP), die den Pazifischen Raum beobachten. Die DSP-Satelliten haben möglicherweise auch den feurigen Wiedereintritt und das Auseinanderbrechen des Raumfahrzeugs über dem westlichen Zentralpazifik wenige Minuten später beobachtet.

Die erste Stufe habe wie geplant funktioniert und fiel rund 280 km westlich der Küste von Nordjapan in die See.

Japanische Marineeinheiten waren in dem Gebiet positioniert und fuhren mit Höchstgeschwindigkeit in das Wasserungsgebiet in der Hoffnung einige Trümmer zur Analyse bergen zu können.

Die Zweite Stufe könnte gezündet haben, aber Analysten sind noch uneins wie lange sie gebrannt hat. Wenn sie gezündet hat, dann hat sie ihren Betrieb nicht planmäßig beendet. Als Ergebnis fiel die Rakete rund 1070 km östlich der japanischen Inseln in den Pazifik.

Anders als bei vorangegangenen Starts hatte Nordkorea im Vorfeld die geplanten Wasserungsgebiete für die ausgebrannten erste und zweite Stufe bekanntgeben, um Shiffe und kommerzielle Flugzeuge in dem Gebiet vorzuwarnen. Wie sich zeigte, stimmten die Angaben für die Wasserung der ersten Stufe, aber die zweite ging mehrere 100 km östlich davon nieder, für die Analysten ein Zeichen für einen zu frühen Brennschluß der zweiten Stufe.

Die Nordkoreanische Führung ließ nichtsdestoweniger in ihren staatlichen Medien verlauten, der Satellitenstart sei ein Erfolg gewesen und der Satellit sende Meßdaten und "unsterbliche Revolutionslieder" aus der Erdumlaufbahn.

Damit ein Erfolg hätte möglich sein können, hätte die dritte Stufe nach dem planmäßigen Brennschluß der zweiten zünden und das Gefährt auf eine Geschwindigkeit von gut 28.000 km/h beschleunigen müssen. Diese dritte Stufe wurde bislang noch nicht im Flug getestet und da nach Angaben der Bahnverfolgungsexperten und Analysten die zweite Stufe offenbar eine Fehlfunktion erlitt, hatte die dritte Stufe nicht gezündet und konnte nicht in Aktion beobachtet werden.

Für die Analysten des US-Geheimdienstes wäre dies aber ein wichtiger Punkt in der Abschätzung der Leistungsfähigkeit der nordkoreanische Taepo-Dong 2 Trägerrakete gewesen. Eine Rakete, die in der Lage ist, einen Sateliten in die Erdumlaufbahn zu bringen, kann mit kürzerer Brenndauer oder höherer Nutzlast auch als interkontinentale ballistische Rakete verwendet werden, die nukleare oder biologische Gefechtsköpfe bis zur amerikanischen Westküste trägt.

Derzeit versuchen die Analysten aus den Flugdaten zu bestimmen, ob die erste und zweite Stufe verbesserte Triebwerke eingesetzt haben.

Eine politische Antwort ließ nicht lange auf sich warten. US-Präsident Obama, der sich am Sonntag noch in Prag befand, verurteilte das Vorgehen Nordkoreas auf's schärfste.

"Mit diesem Akt der Provokation hat Nordkorea seine internationalen Verpflichtungen ignoriert, unmißverständliche Aufforderungen zu Beschränkungen zurückgewiesen und sich selbst weiter von der Gemeinschaft der Nationen isoliert", erklärte Obama.

Auch die südkoreanische Regierung verurteilte den Start: "Ungeachtet aller nordkoreanischer Behauptungen ist dies eine provokative Aktivität, die die Stabilität und den Frieden auf der koreanischen Halbinsel und in Nordostasien bedroht", erklärte der südkoreanische Außenminister Yu Myung-Hwan und meinte weiter, daß der "nordkoreanische Start eine klare Verletzung der [UN-Resolution] 1718" sei.

Auch Japan hatte angekündigt, für den Fall, daß die Rakete auf ihr Land niederzugehen drohe, sie abschießen zu wollen. Nordkorea hatte dies mit der Drohung beantwortet, daß ein Abschuß als kriegerischer Akt angesehen werde.

Am Abend um 21 Uhr MEZ war der UN-Sicherheitsrat zusammengekommen, um über den Vorfall zu beraten, obwohl Nordkorea davor gewarnt hatte, daß dies die bereits lange andauernden Gespräche über die nukleare Abrüstung des Landes beenden könnte.

Quelle: SpaceflightNow.com, SpaceDaily.com
Bearbeitet von: Matthias Pätzold


letzte Änderung am 6. April MMIX