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Artikel 13. September 2011
Rußland setzt 12. November für nächsten bemannten SOJUS-Start an
Zuvor soll noch ein PROGRESS-Transporter gestartet werden - auch kommerzielle SOJUS-Starts werden Qualitätsprüfungen unterzogen

SOJUS-Start
Oben: Start einer SOJUS-Trägerrakete vom Kosmodrom Baikonur in Kasachstan. (Photo: NASA/Bill Ingalls/Carla Cioffi)
Um die Sorgen abzumildern, die Internationale Raumstation könnte zum Jahresende vorübergehend ohne Besatzung da stehen, hat die russische Raumfahrtbehörde den Start für den nächsten bemannten Flug einer SOJUS-Trägerrakete auf den 12. November angesetzt. Die SOJUS-Starts waren ausgesetzt worden, nachdem im August eine der normalerweise als verläßlich geltenden SOJUS-Raketen mit einem PROGRESS-Transporter verunglückt war.

Der Start am 12. November würde nach wenigstend einem unbemannten Flug einer SOJUS mit einer dritten Stufe vom selben Typ kommen, der für den Fehlstart am 24. August verantwortlich war.

Der nächste PROGRESS-Transporter, der 45. der zur Internationalen Raumstation geschickt werden soll und die Bezeichnung PROGRESS M-13M trägt, soll jetzt am 30. Oktober starten, wie Roskosmos, die russische Raumfahrtbehörde bekanntgab.

Sollte dieser Flug wie geplant verlaufen, wird die nächste dreiköpfige Besatzung am 12. November vom Kosmodrom Baikonur abfliegen. NASA-Astronaut Dan Burbank und die russischen Kosmonauten Anton Schkaplerow und Anatolij Iwanischin sollen an Bord der SOJUS TMA-22 für einen fünfeinhalbmonatigen Aufenthalt zum Außenposten in der Erdumlaufbahn reisen.

Burbank, Schkaplerow und Iwanischin sollten ursprünglich am 22. September starten, bevor sich der Startunfall im letzten Monat ereignete.

Stationskommandant Andreij Borisenko und die Flugingenieure Alexander Samokutjaew und Ronald Garan bereiten sich derzeit an Bord der ISS auf ihre Rückreise zur Erde am 16. September vor. Drei weitere Besatzungsmitglieder sollen noch bis Mitte November an Bord des Weltraumlaborkomplexes bleiben.

Der neue Starttermin 12. November wird es der Raumstation ermöglichen, teilweise besetzt zu bleiben, bis ein weiteres Trio an Raumfahrern am 20. Dezember startet und die Besatzung wieder auf die Sollstärke von sechs Personen bringt. Zu diesen drei Raumfahrern gehört auch der niederländische ESA-Astronaut Andre Kuipers.

Die Verantwortlichen hatten bereits Befürchtungen geäußert, daß sie die Station vorübergehend unbesetzt zurücklassen müssen, sollten die SOJUS-Trägerraketen bis Mitte November noch nicht wieder flugbereit sein. Nach der Außerdienststellung der amerikanischen Raumfähren sind die SOJUS-Raumfahrzeuge die einzigen, die in der Lage sind, Astronauten zur Station und wieder zurück zur Erde zu bringen.

SOJUS TMA-22 bei der Abfertigung
Oben: Die SOJUS TMA-22, das nächste bemannte Raumfahrzeug, das zur ISS gestartet werden soll, bei der Abfertigung am Kosmodrom Baikonur in Kasachstan. (Photo: Energija)
Die Anomalie, die zum Unfall am 24. August geführt hatte, wurde inzwischen auf eine Verschmutzung in einer Versorgungsleitung zum Gasgenerator des RD-0110-Triebwerks der dritten Stufe der SOJUS-Trägerrakete zurückgeführt. Der Gasgenerator treibt die Turbopumpen an, die Kerosin und flüssigen Sauerstoff in die Brennkammer des Triebwerks fördern.

Die Ermittler der Untersuchungskommission zogen den Schluß, daß der Defekt "zufällig" aufgetreten war und empfahlen strengere Qualitätsprüfungsverfahren.

Das Triebwerk hatte auf das Problem mit einer Notabschaltung reagiert und die Rakete und ihre Nutzlast waren wenige Minuten später im Altai-Gebirge in Süsrußland abgestürzt.

Beim fehlgeschlagenen PROGRESS-Start wurde die SOJUS-U-Version des historischen Trägerraketentyps verwendet. SOJUS-Raketen sind seit Beginn des Raumfahrtzeitalters beinahe 1.800 mal gestartet worden. Die SOJUS-FG-Rakete, die für die bemannten Missionen verwendet wird, setzt eine identische dritte Stufe ein.

Weitere SOJUS-Raketenmissionen werden für flugbereit erklärt werden, sobald gründliche Inspektionen der Systeme der auf den Start wartenden Raketen durchgeführt wurden, erklärte Roskosmos.

Der Start einer SOJUS 2-1a Trägerrakete mit sechs Globalstar-Kommunikationssatelliten wurde nach Angaben von Globalstar inzwischen aufgrund der Inspektionen vom ursprünglichen Starttermin Anfang Oktober weiter nach hinten verschoben. Diese SOJUS-Rakete verwendet eine andere Oberstufe als die verunglückte SOJUS-U, "Fregat" genannt. Zuvor sollen noch zwei andere SOJUS-Raketen mit Fregat-Oberstufen gestartet werden.

Einem Bericht der russischen Nachrichtenagentur Interfax zufolge habe Rußland versucht das amerikanische Unternehmen Globalstar zu überzeugen, die Startkampagne wie geplant weiterlaufen zu lassen, aber das Unternehmen habe dies zugunsten von zusätzlichen Qualitätsprüfungen abgelehnt. Die SOJUS-Starts für Globalstar werden von Arianespace abgewickelt, aber von Baikonur aus gestartet.

Quelle: Spaceflight Now
Bearbeitet von: Matthias Pätzold

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letzte Änderung am 14. November MMXI