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Artikel 4. Dezember 2007
Europas Hoffnungen gehen mit neuem Labormodul und Frachttransporter
Mit COLUMBUS und dem ATV JULES VERNE wird Europa Seniorpartner am ISS-Programm

COLUMBUS im Schnitt
Oben: Obwohl COLUMBUS das kleinste Labormodul ist, bietet es als reines Experimentalmodul den gleichen Arbeitsraum wie die übrigen Labormodule, wie DESTINY und KIBO. Neben Platz für 10 Experimentalschränken hat es an der Außenseite noch Ansatzstellen für vier Außenexperimente, von denen zwei mit der ATLANTIS zur ISS gebracht werden. (Abbildung: D. Ducros, ESA)
Die Zukunft von Europas bemanntem Raumfahrtprogramm hängt an dem erfolgreichen Start der Raumfähre ATLANTIS am Donnerstag, bei dem das Forschungslabor COLUMBUS in's All zur Internationalen Raumstation getragen werden soll, erklärten Sprecher der europäischen Raumfahrtagentur ESA am Mittwoch.

Hergestellt für die ESA ist COLUMBUS der Hauptbeitrag der Agentur zur ISS und der Dreh- und Angelpunkt für Europas bemannte Raumfahrtunternehmungen.

COLUMBUS "ist unser Eckstein, unser Baby, unser Modul, unser Laboratorium", meinte Alan Thirkettle, der ISS-Programmleiter der ESA, bei einer Pressekonferenz am Kennedy Raumfahrtzentrum (KSC) der NASA. "Was morgen nach oben geht ist ein betriebsbereites Labor. Es muß nicht mehr ausgestattet werde. Es kann sofort mit der Arbeit zu beginnen."

Nach mehr als 20 Jahren der Entwicklung soll das rund 13 Tonnen schwere COLUMBUS-Labor am Donnerstag abend um 22:31 Uhr MEZ mit der Raumfähre ATLANTIS starten. Das Labor ist nach Christoph Kolumbus benannt, dem europäischen Entdecker, der 1492 den Atlantik überquerte. Es wurde langjährigen Verzögerungen unterworfen, zuerst innerhalb der ESA,, dann durch Rußland, als der Bau der ISS begann und schließlich durch die NASA als Folge der COLUMBIA-Tragödie im Jahr 2003.

Mehr als 750 Funktionäre und Unterstützer der ESA sind zum KSC gereist um Adieu zu dem 7 Meter langen Modul zu sagen, erklärte Thirkettle.

"Morgen ist eine echte Chance für die Europäer, die Freude und den Triumph, den wir aufgebaut haben, mit Stolz zu teilen", fügte er hinzu.

ATV bei der Ankunft
Oben: Diese Abbildung zeigt die Ankunft eines Automatisierten Transferfahrzeugs (ATV) an der ISS. Das ATV ist der zweite Hauptbeitrag der ESA am ISS-Programm. Das erste ATV, JULES VERNE, soll im Januar 2008 mit einer ARIANE 5 Trägerrakete von Kourou in Französisch Guyana gestartet werden und Anfang Februar an der Raumstation anlegen. (Abbildung: ESA)
Das Labor wird mit fünf von zehn möglichen Experimentalschränken gestartet. Die NASA wird aufgrund der Vereinbarung die übrigen beisteuern und verwenden. Aber dies ist nicht das Ende der europäischen Beiträge zur ISS, erklärten die ESA-Vertreter. Anfang nächsten Jahres plant die Agentur JULES VERNE, das erste von fünf Automatisierten Tranferfahrzeugen (ATV) zu starten, das Nahrung, Wasser und andere lebenswichtigen Versorgungsgüter zur ISS bringen soll.

"Es sieht wie ein großer Zylinder mit Flügeln wie von einer Libelle aus", erläuterte der ESA-Astronaut Jean-Francis Clervoy, Sprecher des ATV-Programms der ESA, das solarzellenbetriebene unbemannte Frachtraumfahrzeug.

Konstruiert, um auf der Spitze einer europäischen ARIANE 5 Trägerrakete in die Erdumlaufbahn geschossen zu werden, können die ATV-Versorgungstransporter bis zu 5,5 Tonnen Fracht zur ISS bringen, ebenso wie frisches Wasser, Luft und Treibstoff, sobald JULES VERNE Anfang Februar nächsten Jahres seinen 15-tägigen Bewährungsflug beendet hat.

Bis heute hat die ESA rund 5 Milliarden Euro für das ISS-Programm ausgegeben und wird diese Summe bis 2015 auf insgesamt 9 Milliarden Euro erhöhen. Diese Kosten verteilen sich auf 10 der 17 Mitgliedsstaaten der ESA, erklärte Thirkettle.

"Heute machen wir wunderbare Sachen zusammen", meinte Thirkettle und fügte hinzu, daß noch vor 60 Jahren der Kontinent viel gespaltener war. "17 europäische Mitgliedsstaaten, die zusammenarbeiten, um Raumfahrt zu betreiben, ist etwas äußert wichtiges."

Zusammen sind COLUMBUS und die ATV-Frachttransporter die größten Beiträge der ESA zur ISS.

Als Gegenleistung für den Bau von anderen ISS-Modulen und -Gerätschaften wird Europa ab 2009, wenn die Besatzungsstärke auf sechs Personen erhöht wird, etwa alle zwei Jahre seine eigenen Astronauten für ein halbes Jahr zur ISS starten dürfen. Man hoffe aber, daß durch die Einbindung der italienischen Ansprüche, die durch den Bau der Mehrzweck-Logistikmodule LEONARDO, RAFFAELLO und DONATELLO und des Knotenmoduls HARMONY erworben wurden, Europa jedes Jahr ein Besatzungsmitglied für einen sechsmonatigen Aufenthalt stellen kann. Der erfahrene französische Raumfahrer Léopold Eyharts (spricht sich "Ejaar"), der zusammen mit seinem deutschen Besatzungskollegen Hans Schlegel an Bord der ATLANTIS am Donnerstag startet, wird der zweite europäische Langzeitastronaut auf der ISS sein und wird Teil der Expedition 16 Besatzung, wenn die STS-122 Besatzung zurückfliegt.

"Das ist sehr wichtig für Europa", meinte Thirkettle und fügte hinzu, daß europäische Astronauten entscheidend für die Förderung des Interesses in Wissenschaft und Raumfahrt bei der Jugend des Kontinents seien. "Wir müssen ein Kontinent der Hochtenologie bleiben."

Thirkettle sagte, daß die Vertreter der ESA hoffen, die Erfahrungen, die man mit der ISS machen wird, nutzen zu können, um ihr bemanntes Raumfahrtprogramm auch über die Erdumlaufbahn hinaus zu erweitern. Um die nächsten Schritte der Agentur festzulegen, sind für das nächste Jahr mehrere Konferenzen angesetzt.

"Europa ist, historisch gesehen, der Kontinent der Entdecker" fügte er hinzu. "Ich denke nicht, daß wir das jetzt aufgeben werden."

Quelle: Space.com
Bearbeitet von: Matthias Pätzold


letzte Änderung am 6. Dezember MMVII