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Bericht 31. Oktober 2006
NASA will HUBBLE doch reparieren
5. Wartungsmission genehmigt - soll Weltraumteleskop bis 2013 in Betrieb halten

HUBBLE
Oben: So präsentiert sich das Weltraumteleskop HUBBLE, nachdem es im Jahr 2002 von der Besatzung der STS-109/COLUMBIA nach Abschluß der Instandsetzungsarbeiten wieder ausgesetzt worden war. (Photo:NASA/JSC)
Die NASA hat am Dienstag bekanntgegeben, daß sie die Vorbereitungen für die letzte Space Shuttle Mission zur Reparatur und Aufwertung von HUBBLE wiederaufnehmen wird. Diese Entscheidung kam nach monatelangen Diskussion über die Risiken eines solchen Unternehmens.

"Wir werden eine Raumfähren-Wartungsmission zum Weltraumteleskop HUBBLE zum Startplan der Space Shuttles hinzufügen, bevor sie außer Dienst gestellt werden", verkündete NASA-Chef Michael Griffin am Goddard Raumflugzentrum in Greenbelt, US-Bundesstaat Maryland, wo er dafür von den anwesenden Ingenieuren und Wissenschaftlern des HUBBLE-Projekts stehende Ovationen erhielt. "Dies ist ein Tag, zu dem ich in den letzten 18 Monaten entgegen gearbeitet habe."

Griffin hatte schon seit langem gesagt, daß er eine mögliche HUBBLE-Wartungsmission unterstützen würde, sofern ihre Risiken, nicht diejenigen anderer Shuttle-Flüge übersteige. Die Mission wird die Lebesdauer HUBBLEs um Jahre verlängern und sie für den letzten, kontrollierten Abstieg in die Erdatmosphäre vorbereiten.

"HUBBLE ist eines der großen Observatorien", meinte Griffin. "Es hat grundlegende Dinge über das Universum offengelegt, von denen wir bisher noch gar keine Ahnung hatten."

Griffin erklärte heute, daß die 900 Millionen Dollar teure Wartungsmission STS-125 wahrscheinlich mit NASA's Orbiter DISCOVERY ausgeführt werden wird und zwischen andere Montageflüge zur ISS gelegt wird. Bei der Mission sollen mindestens vier, vorzugsweise fünf Außeneinsätze durchgeführt werden, um HUBBLE's Optik zu verbessern und andere Reparaturen vorzunehmen.

"Wir peilen Anfang Mai 2008 dafür an", meinte Griffin.

Die Mission wird von Shuttle-Veteran Scott Altman kommandiert werden, mit dem zu ersten Mal fliegenden Gregory Johnson als Pilot und den Astronauten Andrew Feustel, Michael Good, John Grunsfeld, Michael Massimino und Megan McArthur als Missionsspezialisten. Ihre Mission wird vom Kennedy Raumfahrtzentrum der NASA in Florida aus gestartet werden, wo auch ein weiters Shuttle auf der zweiten Startrampe bereitstehen wird, um wenn nötig der DISCOVERY zu Hilfe zu kommen.

Astronomen hoffen, daß diese Entscheidung bedeutet, daß HUBBLE bis in das Jahr 2013 in Betrieb bleiben kann, wenn die NASA ihr nächstes großes Observatorium, das James Webb Weltraumteleskop (JWST), in's All starten will. HUBBLE's Beobachtung im sichtbaren und ultravioletten Licht werden nicht vom JWST dupliziert werden, das hauptsächlich in Wellenlängen des infraroten Lichtes arbeiten wird, meinten Forscher.

Gewaltige Aufgaben in Sicht

Die zum HUBBLE fliegenden Shuttle-Astronauten haben gewaltige Aufgaben vor sich. Dazu gehören:

    Der Einbau der Weitfeldkamera 3, eine neue Kamera um HUBBLE's Gesichtsfeld zu erweitern;
    Der Austausch von HUBBLE's Batterien, einiger Wärmeschutzisolierungen und eines defekten Zielsuchsensors;
    Instandsetzung von HUBBLE's lebenswichtigen lageregelnden Gyroskopen, die benötigt werden, um das Teleskop auszurichten. Nur zwei der sechs sind derzeit in Betrieb. Zwei weitere werden in Reserve gehalten, während die übrigen zwei ausgefallen sind;
    Der Einbau des Spektrographen zur Erforschung des kosmischen Ursprungs (COS), sowie die noch nie dagewesene Reparatur von HUBBLE's abbildenden Spektrographen (STIS), der nie für eine Reparatur im All konzipiert war;
    Der Einsatz der Shuttle-Triebwerke, um HUBBLE auf eine etwas höhere Umlaufbahn zu bringen.

Die Wartungsmission wird seit dem Start von HUBBLE im Jahr 1990 die fünfte sein, mit der das alternde Weltraumteleskop instandgehalten wird und die sechste Shuttle-Mission, die ihm gewidmet ist.

"Wir werden einen völlig neuen HUBBLE bekommen", meinte die demokratische Senatorin Barbara Mikulski aus dem US-Bundesstaat Maryland, die schon immer eine starke Unterstützerin einer letzten HUBBLE-Wartungsmission gewesen war, bei der Bekanntgabe. "Dies ist ein großer Tag für die Wissenschaft, ein großer Tag für Entdeckungen."

Ed Weiler, Direktor des Goddard Raumflugzentrums der NASA, erklärte, daß die nächste HUBBLE-Wartungsmission auch den Anbau von Haltevorrichtungen einschließe, an die in der Zukunft ein Antriebsmodul angekoppelt werden kann, mit dem das Teleskop im nächsten Jahrzehnt kontrolliert zum Absturz in die Erdatmosphäre gebracht werden kann.

Wir werden voraussichtlich nicht vor 2020 oder 2025 dort hinauf müssen", meinte Weiler und fügte hinzu, daß dann bereits das neue bemannte Erkundungsfahrzeug (CEV) der NASA, ORION, wieder Astronauten zum Mond befördern werde. "Wenn das CEV zum Mond fliegen kann, dann kann es wohl auch einen Feststoffmotor zu HUBBLE bringen."

Ein langer Weg

Bisherige HUBBLE-Missionen
Mission: STS-31
Shuttle: DISCOVERY
Aufgabe: Aussetzen von HUBBLE
Start: 24. April 1990
Landung: 29. April 1990
Mission: STS-61
Shuttle: ENDEAVOUR
Aufgabe: Wartungsmission 1
Außeneinsätze: 5
Start: 2. Dezember 1993
Landung: 13. Dezember 1993
Mission: STS-82
Shuttle: DISCOVERY
Aufgabe: Wartungsmission 2
Außeneinsätze: 5
Start: 11. Februar 1997
Landung: 21. Februar 1997
Mission: STS-103
Shuttle: DISCOVERY
Aufgabe: Wartungsmission 3A
Außeneinsätze: 3
Start: 19. Dezember 1999
Landung: 27. Dezember 1999
Mission: STS-109
Shuttle: COLUMBIA
Aufgabe: Wartungsmission 3B
Außeneinsätze: 5
Start: 1. März 2002
Landung: 12. März 2002
Mission: STS-125.html (geplant)
Shuttle: DISCOVERY
Aufgabe: Wartungsmission 4
Außeneinsätze: 5
Start: Mai 2008
Landung: Mai 2008
Die NASA hatte ursprünglich unter dem letzten Administrator Sean O'Keefe den anstehenden Wartungsflug im Jahr 2004 gestrichen, da die Mission nach dem COLUMBIA-Unglück im Jahr 2003, bei dem sieben Astronauten ihr Leben verloren, als zu unsicher aussah. Aber nachdem viele Leute aus der Wissenschaft und der Öffentlichkeit ihrer Mißbilligung Ausdruck gaben, ruderte die Behörde schließlich zurück, nicht zuletzt durch die Unterstützung des neuen NASA-Administrators Griffin.

Nachdem man zunächst die Möglichkeit untersucht hatte, HUBBLE robotisch zu warten, war die NASA schließlich wieder zu einer von Astronauten durchgeführten Mission zurückgekommen. Ganz oben auf der Liste der Anforderungen an eine solche Mission stand dabei die Sicherheit der Astronauten. "Wir werden keine Besatzung riskieren, um die HUBBLE-Mission durchzuführen", erklärte Griffin deshalb heute.

Der tragische Verlust der COLUMBIA und seiner Besatzung im Jahr 2003 rührte von einem Schaden am Hitzeschild des Orbiters, der während der 16-tägigen Mission unbemerkt geblieben war. Die NASA wendet heute mehr als 100 Kameras auf,die den Orbiter während des Aufstiegs aus allen möglichen Perspektiven aufnehmen, gefolgt von einer ganzen Reihe von Hitzeschildinspektion in der Umlaufbahn mit einem am Robotarm angeflanschten Ausleger.

Sollte ein ernsthafter Schaden die Rückkehr des Orbiters verhindern, können die Besatzungen der meisten noch verbleibenden Shuttle-Missionen in der Internationalen Raumstation Zuflucht finden, wo sie sowieso bereits angekoppelt sind, um den Ausbau des Außenpostens abzuschließen, bevor die Flotte im September 2010 außer Dienst gestellt wird.

Aber diese Möglichkeit wird den Astronauten der HUBBLE-Wartungsmission nicht zur Verfügung stehen, weshalb die NASA bestimmt hat, daß ein weiterer Shuttle als Rettungsschiff auf der zweiten Rampe flugbereit stehen muß, bevor der Flug zu HUBBLE gestartet werden darf.

Griffin räumte ein, daß durch das Einfügen einer NASA Shuttle-Mission zur Wartung von HUBBLE eine leichte Beeinträchtigung des ISS-Montageplans entstünde, daß man die Verpflichtungen gegenüber den Partnern am ISS-Programm deshalb aber nicht geringer achte.

"Ganz offensichtlich ist dieser Flug keine Montagemission", meinte Griffin und fügte hinzu, daß HUBBLE schon immer ein gemeinsames projekt der NASA und der ESA gewesen sei. "HUBBLE selbst hatte schon immer internationale Beteiligung gehabt, und seine Beiträge zur Erweiterung des Wissens sind auch immer von internationaler Natur gewesen."

Aber abgesehen von der wissenschaftlichen Forschung waren immer die Bilder vom Universum HUBBLE's Stärke gewesen, und das wird offenbar auch noch eine ganze Weile so bleiben. HUBBLE hat nicht einfach nur wissenschaftliche Forschung betrieben, sonder diese Forschung auch in das Bewußtsein der Menschen auf der ganzen Welt gebracht.

Teurer Spaß

Die Shuttle-Mission zur Wartung des Weltraumteleskops wird nach Angaben von NASA-Administrator Griffin "von der Wiege bis zum Grab" rund 900 Millionen Dollar (gut 700 Millionen Euro) kosten und wird einen leichten Einfluß auf die Entwicklung des Fluggeräts haben, mit dem die NASA die Shuttle-Flotte ersetzen will.

In diesen Kosten enthalten sind rund 500 Millionen Dollar, um das HUBBLE-Team seit 2004 bis zum Abschluß der Mission in 2008 zusammenzuhalten. Ein Teil davon wurde bereits aufgewendet, um die Machbarkeit einer robotisch durchgeführten Wartungsmission zu untersuchen. Griffin erklärte, diese Option sei von der NASA schließlich zurückgewiesen worden, als klar wurde, daß angesichts der begrenzten Zeit und Mittel dies nicht durchführbar sei.

Die Gyroskope, Batterien und Instrumente für HUBBLE werden weitere 200 Millionen Dollar kosten. Dazu kommen 100 Millionen Dollar für den Bau eines weiteren Shuttle-Außentanks und zweier Feststoffstartraketen, die zusätzlich bestellt werden müßten. Nochmals 100 Millionen Dollar müßten für die Abfertigung des zweiten Shuttles aufgewendet werden, der für eine mögliche Rettungsoperation bereitgestellt werden soll.

Da für die HUBBLE-Mission beide Startrampen, 39A und 39B benötigt werden, ergibt sich eine Verzögerung im Entwicklungsfluß für die Trägerrakete des CEV ORION, der ARES 1. Für den ersten Testflug der ARES 1, der zurzeit für April 2009 vorgesehen ist, soll die Startrampe 39B umgebaut werden. Dieser Termin wird sich nun wohl leicht verschieben.

Quelle: Space.com
Bearbeitet von: Matthias Pätzold


letzte Änderung am 2. November MMVI