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Artikel 15. März 2004
Geheimnisvolle Sedna
Astronomen entdecken ein mysteriöses planetenartiges Objekt in den entfernten Regionen unseres Sonnensystems

Sedna im 
Vergleich
Oben: Ein Vergleich der Größe von Sedna (ca. 1300-1800km) mit der Erde (ca 13.000km), dem Mond (ca. 3400km), Pluto (ca. 2250 km) und dem bisher größten entdeckten Kuiper-Gürtel-Objekt Quaoar (ca. 1300km). (Abbildung: NASA)
NASA-Wissenschaftler haben das bisher am weitesten entfernte Objekt endeckt, das unsere Sonne umläuft. Es ist ein geheimnisvoller, planetenartiger Körper, etwa dreimal soweit von der Erde weg, wie der Pluto.

"Aus dieser Entfernung erscheint die Sonne so klein, daß man ihre Scheibe mit einem Stecknadelkopf vollständig abdecken könnte", erläutert Dr. Michael Brown vom kalifornischen Institut für Technologie (CalTech) in Pasadena,beigeordneter Professor für planetarische Astronomie und der Leiter der Forschungsgruppe. Das Objekt 2003 VB16, das nach der Meeresgöttin der Inuit "Sedna" getauft wurde, befindet sich in 13 Milliarden Kilometer Entfernung in den äußersten Regionen unseres Sonnensystems.

Dies ist möglicherweise das erste gesichtete Objekt der schon seit langer Zeit vermuteten Oort'schen Wolke, eine weit außerhalb liegende Quelle für kleine Eiskörper, die immer wieder als Kometen in das innere Sonnensystem eindringen. Andere bemerkenswerte Eigenschaften von Sedna sind seine Größe und seine rötliche Farbe. Nach Mars ist Sedna das zweitroteste Objekt im Sonnensystem. Man schätzt, daß Sedna etwa dreiviertel so groß wie Pluto ist. Damit ist Sedna vermutlich das größte Objekt, daß seit der Entdeckung von Pluto im Jahr 1930 im Sonnensystem gefunden wurde.

Die Umlaufbahn von 
Sedna
Oben: Die Position von Sedna relativ zu den Planeten und des Kuiper-Gürtels. In der Großansicht ist auch die vollständige Bahn Sednas in Relation zur (angenommenen) Oort'schen Wolke abgebildet, die sehr stark elliptisch ist und bis zu einer Entfernung von 130 Milliarden km von der Sonne auslädt. Eine so hohe Bahnexzentrizität (0,82) ist bislang nur von Kometen bekannt. (Abbildung: NASA)
Brown hat das planetenartige Objekt zusammen mit seinen Kollegen Dr. Chad Trujillo vom Gemini Observatorium auf Hawaii und Dr. David Rabinowitz von der Yale Universität in New Haven, Connecticut am 14. November 2003 entdeckt. Die Forscher benutzten dafür das 1,2 Meter durchmessende Samuel Oschin Teleskop am Palomar Observatorium des Caltechs nahe San Diego, Kalifornien. Bereits wenige Tage später beobachteten auch Teleskope in Chile, Spanien, Arizona und Hawaii das Objekt. Und auch das neue Spitzer Infrarot Weltraumteleskop der NASA hat bereits danach gesucht.

Sedna bewegt sich extrem weit von der Sonne entfernt durch die kälteste bekannte Region unseres Planetensystems, wo die Temperatur niemals über -240°C steigen. Für gewöhnlich ist der Planetoid sogar noch kälter, denn er nähert sich nur für einen kurzen Zeitraum auf seiner 10.500 Jahre dauernden Umlaufbahn der Sonne. Die größte Entfernung auf seiner Bahn erreicht Sedna bei 130 Milliarden Kilometern, 900 mal weiter von der Sonne als die Erde.

Die Wissenschaftler nutzten die Tatsache, daß selbst das Spitzer-Teleskop nicht in der Lage war, die Wärme des extrem weit entfernten und kalten Objektes anzumessen, um die Feststellung zu treffen, daß es kleiner als 1700 km im Durchmesser sein muß, also kleiner als Pluto. Durch die Kombination der verfügbaren Daten schätzte Brown die Größe auf zwischen der von Pluto und Quaoar, einem kleineren Planetoiden, der 2002 von derselben Gruppe entdeckt worden war.

Die elliptische Umlaufbahn von Sedna ähnelt keiner der bisher von Astronomen entdeckten Objekte. Sie gleicht mehr den Umlaufbahnen von Körpern, deren Vorhandensein für die Oort'sche Wolke vorausgesagt wurden. Aber Sedna ist nur ein Zehntel so weit entfernt, wie die für die Oort-Wolke angenommene Entfernung. Brown spekuliert, daß diese "innere Oort-Wolke" sich vor Milliarden Jahre gebildet hat, als ein einzelner Stern am Sonnensystem vorbeigezogen ist und dabei einige der kometenartigen Körper nach innen gestoßen hat.

Sednas 
Entdeckung
Oben: Auf diesen Aufnahmen des 1,2 Meter Teleskops des Palomar Observatoriums wurde Sedna zuerst entdeckt. Die verräterische Bewegung, die der Planetoid vollführt, ist in der Hintereinanderreihung der drei Aufnahmen deutlich zu erkennen. (Photoanimation: NASA/CalTech)
Der Stern wäre dabei nah genug gekommen, um heller als der Vollmond gewesen zu sein und wäre für über 20.000 Jahre auch am Taghimmel zu sehen gewesen, wie Brown erklärt. Schlimmer noch hätte er Kometen, die sich noch weiter draußen in der Wolke befunden hätten aus ihren Bahnen geworfen, was zu starken Kometenschauern geführt hätte, die möglicherweise einige oder gar alle Lebensformen auf der damaligen Erde hätten auslöschen können.

Rabinowitz meinte, daß es indirekte Hinweise darauf gäbe, daß Sedna sogar einen Mond besäße. Die Forscher hoffen diese Möglichkeit mit dem Weltraumteleskop HUBBLE nachprüfen zu können. Trujillo hat bereits damit begonnen, die Oberfläche des Objektes mit einem der größten optischen/infraroten Teleskope der Welt, dem 8-Meter durchmessenden Frederick C. Gillett Gemini Teleskop auf dem Mauna Kea, Hawaii, zu untersuchen. "Wir wissen immer noch nicht, was sich auf der Oberfläche des Körpers befindet. Das ist etwas, was wir weder vorhersehen konnten, noch erklären könnten", meint er.

Sedna wird in den kommenden Jahren der Erde noch etwas näher kommen, aber selbst bei der größten Annäherung in 72 Jahren ist Sedna immer noch sehr weit weg, viel weiter als Pluto. Dann wird er seinen 10.500 Jahre dauernden Rückweg in die Tiefen des Sonnensystems antreten. "Als Sedna das letzte Mal der Erde so nah war, wurde hier gerade das Ende der letzten Eiszeit eingeläutet. Und wenn er das nächste Mal wiederkommt, könnte unsere Welt erneut ein völlig anderes Gesicht zeigen", meint Brown.

Quelle: NASA Science Artikel


letzte Änderung am 19. März MMIV