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Artikel 17. Dezember 2009
ESA unterzeichnet Vertrag für Ariane 5 Aufwertung
Neue ECB-Oberstufe soll GTO-Nutzlastmasse auf 12 Tonnen steigern - kommerzieller Einsatz ab 2017 erwartet

Das VINCI-Triebwerk
Oben: Das neue VINCI-Triebwerk soll die ECB-Oberstufe der Ariane 5 antreiben und bis zu 12 Tonnen Nutzlast auf der Geotransferbahn (GTO) absetzen. (Photo: EADS Astrium)
Die Europäische Raumfahrtagentur (ESA) hat einen Vertrag mit den Herstellern der Ariane 5 Trägerrakete über die erste Phase der Entwicklung einer neuen Oberstufe geschlossen, mit der die Nutzlastkapazität der Rakete gesteigert werden soll.

Der Vertrag umfaßt die Entwicklung einer leistungsfähigeren Version der Rakete mit einer neuen Oberstufe und einer aufgewerteten Flugelektronik (Avionik) und Software. Der Verbesserungen sind Teil des Ariane 5 Mittbetriebs-Weiterentwicklungsprogramms.

Astrium erklärte, daß der Vertrag einen finanziellen Umfang von umgerechnet rund €140 Millionen über die nächten zwei Jahre habe.

Die Oberstufe soll von dem neuen VINCI-Triebwerk angetrieben werden, das über Wiederzündfähigkeit verfüge, um den Start von Kommunikationssatelliten in den Übergangsorbit zur geostationären Erdumlaufbahn (GTO) zu optimieren. Die Verantwortlichen ließen verlauten, daß die neue Ariane 5 Konfiguration ab 2017 in den kommerziellen Einsatz kommen könnte.

Die Trägerrakete Ariane 5 ist seit ihrem mißglücktem Jungfernflug im Jahr 1996 49 Mal geflogen, zuletzt 35 Mal erfolgreich hintereinander seit 2003. Frühere Versionen der Ariane waren seit 1979 im Einsatz.

"Dieser Vertrag markiert eine neue Ära für Astrium", erklärte Alain Charmeau, Geschäftsführer von Astrium Weltraumtransport. "Es ist eine starke Wahl für die Zuversicht in unsere Fähigkeiten, die zudem genau zu dem Zeitpunkt kommt, an dem wir den 30. Jahrestag des allerersten Ariane-Starts (24. Dezember 1979) feiern. Wir sehen alle den nächsten 30 Jahren technologischer Fortschritte und Markterfolge entgegen."

Das VINCI-Triebwerk würde den älteren HM7B-Oberstufenmotor ersetzen, der derzeit in der Ariane 5 ECA Oberstufenkonfiguration eingesetzt wird. Das HM7B basiert auf dem Antriebssystem der Ariane 4 Raketenfamilie.

Der mit kryogenen (superkalten) Treibstoffen betriebene VINCI-Motor würde es der Ariane 5 erlauben bis zu 12 Tonnen in den Geotransferorbit abzusetzen. Die Nutzlastkapazität der Ariane 5 ECA ist zur Zeit 10 Tonnen.

Arianespace, der kommerzielle Betreiber der Trägerrakete kann derzeit zwei Satelliten gleichzeitig mit einer Ariane 5 starten.

VINCI könnte es der Ariane 5 außerdem ermöglichen, Nutzlasten direkt im Geostationären Orbit (GEO) abzusetzen, was den Treibstoffbedarf der Satelliten selbst reduzierte und ihre Betriebsdauer erhöhte.

Der Erstflug des VINCI-Triebwerks war ursprünglich schon für 2006 geplant gewesen, doch Budgetkürzungen hatten das Entwicklungsprogramm seit 2005 verzögert.

Die ESA ist verantwortlich für die Finanzierung größerer europäischer Trägerraketen-Entwicklungsprogramme und beaufsichtigt die Partnerschaft mit Arianespace für kommerzielle Flüge. Die Agentur überprüft derzeit das Ariane 5 Mittbetriebs-Weiterentwicklungsprogramm und ein Programm zur Entwicklung eines neuen Trägers für die Zeit nach 2020.

Der ESA-Ministerrat wird beim nächsten Herbsttreffen beide Programme einer Betrachtung unterziehen.

"Wir vergeben jetzt, da die Projekte so weit gewachsen sind, Verträge an die Industrie, rechtzeitig vor der nächsten Ministerrunde, die darüber entscheiden soll, ob wir mit der Weiterentwicklung der Ariane 5 fortfahren sollen oder nicht, abhängig von der Situation und der Einsatzreife der Technologien", erklärte Antonio Fabrizi, der ESA-Direktor für Trägerraketen.

Der Rat könnte darüber entscheiden, ob die Ariane 5 weiter aufgewertet wird, oder ob der Fokus auf die Entwicklung eines neuen Trägerfahrzeugs gelegt wird, der Trägerrakete der nächsten Generation.

"Auf dem nächsten Ministertreffen müssen wir über die Weiterentwicklung der Ariane und längerfristig über die neue Familie europäischer Trägerraketen entscheiden", meinte Fabrizi bereits in einem Interview im Oktober.

Nach Angaben von Fabrizi könnte die ESA nach einer kleineren Alternative zur Ariane 5 tendieren, die besser geeignet ist, die institutionellen Missionen der ESA zu starten. Nur die größten ESA-Raumfahrzeuge werden derzeit aufgrund ihrer Größe mit der Ariane 5 gestartet (z.B. ROSETTA, HERSCHEL und PLANCK). Kleinere Raumfahrzeuge fliegen dagegen eher mit russischen Trägerraketen, wie Sojus, Proton oder Rockot.

Quelle: Spaceflight Now
Bearbeitet von: Matthias Pätzold


letzte Änderung am 23. Dezember MMIX