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Artikel 11. Juni 2013
Erfolgreicher Start von Chinas fünfter bemannter Weltraummission
SHENZHOU 10 mit drei Astronauten auf dem Weg zum "Himmelspalast" - zwei Wochen Experimente an Bord von Orbitalmodul geplant

Start von SHENZHOU 10
Oben: Der Start der SHENZHOU 10 von der Startrampe des chinesischen Raumfahrtzentrums Jiuquan. (Photo: CCTV)
Drei chinesische Astronauten, angeführt von einem Veteranen einer früheren Weltraummission, sind am Dienstag, 11. Juni 2013 zu einer 15-tägigen Reise zu Chinas Labormodul TIANGONG 1 gestartet. Der Flug soll Verantwortlichen des Fluges zufolge weitere Potenziale des bemannten Raumfahrtprogramms des Landes demonstrieren.

Die 58 Meter hohe Trägerrakete Langer Marsch 2F, angetrieben von 6230 kN Schub, hob um 11:38 Uhr MESZ (5:38 Uhr Ortszeit) von der Startrampe des Raumfahrtzentrums Jiuquan in der autonomen Region Innere Mongolei im Nordwesten Chinas ab.

Weniger als zehn Minuten später, nach einer glanzvollen Übertragung im chinesischen Staatsfernsehen, erreichte die 7,7 Tonnen schwere Kapsel SHENZHOU 10 die Erdumlaufbahn. Wenige Augenblicke darauf entfaltete das Raumfahrzeug seine Solarzellenflügel, um seinen eigenen Strom zu produzieren.

Für später am Tag war vorgesehen, daß die Flugleittechniker die Steuertriebwerke zünden, um SHENZHOU 10 auf eine nahezu kreisförmige Bahn zu bringen, die fast der Umlaufbahn von TIANGONG 1 entspricht. TIANGONG 1 umkreist die Erde in einer Höhe von 338 km bei einer Bahnneigung von 42,8°.

"Das Raumfahrzeug SHENZHOU 10 ist in die Erdumlaufbahn eingetreten", verkündete Zhang Youxia, Leiter des chinesischen Ingenieurbüros für bemannte Raumfahrt. "Die Besatzung ist in guter Verfassung. Ich erkläre den Start der SHENZHOU 10 für erfolgreich."

Der chinesische Präsident Xi Jingping verfolgte den Start in Jiuquan und sprach zu den Astronauten, bevor sie das Raumfahrzeug bestiegen.

Besatzung von SHENZHOU 10
Oben: Die Besatzung von SHENZHOU 10 zeigt, daß sie den Start gut überstanden hat. Von links: Pilot Zhang Xiaoguang, Kommandant Nie Haisheng und Bordingenieurin Wang Yaping. (Photo: CCTV)
"Sie werden zur fünften bemannten Weltraummission Chinas aufbrechen", sagte Xi der Besatzung. "Dies trägt die Weltraumträume der chinesischen Nation mit sich. Es wird auch die chinesische Leidenschaft verdeutlichen, nach den Sternen zu greifen und in's All hinauszustreben."

SHENZHOU 10 soll am Donnerstag am TIANGONG 1 Modul anlegen. Die zwei Raumfahrzeuge sollen nach der Kopplung einen mehr als 18 Meter langen Komplex bilden.

Die Astronauten, kommandiert von dem 48 Jahre alten Generalmajor Nie Haisheng der Volksbefreiungsarmee, soll das Kopplungsmanöver wiederholen, das im letzten Jahr bei der SHENZHOU 9 Mission zum ersten Mal ausgeführt worden war. Aber SHENZHOU 10 soll auch neuen Boden im Bereich Experimentation ebnen und den Weg für eine neue Art des Rendezvous' mit TIANGONG 1 bereiten.

Chinas bemanntes Raumfahrtprogramm, das seit dem Flug des ersten Astronauten im Jahr 2003 in einem eher bedächtigen Tempo vorangeschritten ist, bereitet sich auf den Bau einer 180 Tonnen schweren Raumstation vom Typ der MIR vor, die um 2020 in die Erdumlaufbahn gebracht werden soll.

"Die SHENZHOU 10 soll gemäß der Missionsplanung ein automatisches Rendezvous- und Kopplungsmanöver und ein manuelles ausführen", erklärte Wu Ping, die Sprecherin des vom chinesischen Militär betriebenen bemannten Raumfahrtprogramms. "Während des Aufenthalts am Komplex sollen die Astronauten in TIANGONG 1 hinüberwechseln und dort bleiben, um weltraummedizinische und technologische Experimente, sowie Bildungsaktivitäten durchführen. Nach dem Verlassen des Komplexes soll das Raumfahrzeug zur Landestelle zurückkehren, während TIANGONG 1 auf eine Langzeit-Betriebsumlaufbahn manövriert wird."

Rendezvous mit TIANGONG 1
Oben: Das Rendezvous zwischen einem chinesischen SHENZHOU-Raumfahrzeug (rechts) und dem Orbitalmodul TIANGONG 1. (Abbildung: CMSEO)
SHENZHOU 10 wird die bislang längste Weltraummission sein und die 13-Tage-Marke, die von SHENZHOU 9 im letzten Jahr aufgestellt wurde, übertreffen. Die Ingenieure sehen die SHENZHOU 10 Mission auch als einen Betriebsflug an.

"Es ist so als ob man einen neuen Typ Auto entwickelt. Man muß es auf Straßen mit unterschiedlichen Bedingungen ausprobieren. Jetzt sind die Versuche vorbei und das Auto kann seinen normalen Betrieb aufnehmen", meinte Zhou Jianping, Chefingenieur des chinesischen bemannten Raumfahrtprogramms, in einem Bericht, der von der offiziellen chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua veröffentlicht wurde.

Auf seinem Platz in der Mitte der SHENZHOU 10 wird Nie Haisheng die automatischen und manuellen Kopplungen mit TIANGONG 1 überwachen. Nie ist Veteran der zweiten bemannten Raumfahrtmission aus dem Jahr 2005. Der 47 Jahre alte Luftwaffenpilot Zhang Xiaoguang wird Nie beim Steuern des Raumfahrzeugs assistieren.

Wang Yaping, eine 33 Jahre alte Majorin der chinesischen Streitkräfte, ist Chinas zweite Astronautin. Sie ist mit den Pflichten einer Bordärztin betraut und soll chinesischen Schülern während einer Live-Übertragung aus dem All eine Unterichtsstunde geben, ein Ereignis, das es bei vorangegangenen SHENZHOU-Flügen noch nicht gegeben hatte.

"Ich werde einige physikalische Experimente in der Weltraumumgebung vorführen", hatte Wang in einer Fernsehsendung des staalichen Senders CCTV erklärt. "Als Astronautin bin ich auch eine Schülerin, wie diese Kinder. ich denke, wir lernen zusammen und haben eine großartige Zeit im All."

Nach den Besuchen von SHENZHOU 9 und 10 soll TIANGONG 1 in eine neue Umlaufbahn gebracht werden, wo die Tests fortgeführt werden sollen. Das im Jahr 2011 für eine zweijährige Missionsdauer gestartete Modul soll durch ein größeres Weltraumlabor namens TIANGONG 2 ersetzt werden, in dem drei Astronauten 20 Tage lang leben können.

Das chinesische Wort "Tiangong" bedeut "Himmelspalast". "Shenzhou" läßt sich mit "göttliches Gefährt" übersetzen.

Der allmähliche Fortschritt des chinesischen bemannten Raumfahrtprogramms steht in starkem Kontrast zu den fieberhaften Fortschritten der amerikanischen und sowjetischen Ingenieure während des Weltraumrennens in den 1960ern.

Die chinesischen Führer haben erklärt, das Ziel des Programms sei, eine Raumstation von der Klasse der MIR zum Ende des Jahrzehnts in die Umlaufbahn zu bringen, die regelmäßig von Kapseln mit Besatzungen und Frachtraumfahrzeugen besucht werden. China arbeitet an größeren Langer-Marsch-Trägerraketen, die die massiven Module, die für den Aufbau der Raumstation benötigt werden, in's All tragen sollen.

China ist am Programm der Internationalen Raumstation nicht beteiligt. Der rund €75 Milliarden teure, 410 t schwere Komplex wird von den USA, Rußland, Europa, Japan und Kanada unterhalten.

Quelle: Spaceflight Now
Bearbeitet von: Matthias Pätzold

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letzte Änderung am 11. Juni MMXIII