Artikel 15. April 2010 |
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Obama will Astronauten zu einem Asteroiden, danach zum Mars schicken
US-Präsident spricht vor 200 Leuten am Kennedy Raumfahrtzentrum - verkündet seine neue Vision für die amerikanische Raumfahrt
Bis zum Jahr 2025 sollen die Vereinigten Staaten mit dem Testen von Raumfahrzeugen für die Erkundung der Tiefen des Weltraums beginnen, Raumfahrzeuge, die in der Lage sind, Exploration über der Umlaufbahn des Mondes hinaus auf der ersten bemannten Reise zu einem Asteroiden zu betreiben, erklärte Obama. "Ich glaube, daß wir in der Mitte der 2030er Menschen in die Umlaufbahn des Mars schicken und sie sicher wieder zur Erde zurückbringen können", sagte der US-Präsident. In seiner Rede vor mehr als 200 Leuten am Kennedy Raumfahrtzentrum der NASA in Florida umriß Obama seinen Plan für die Zukunft der Weltraumexploration der NASA. Dieser Plan beinhaltet die Wiederauferstehung einer abgespeckten Version des kapselbasierten Raumfahrzeugs ORION, das zunächst im Rahmen der von dem Präsidenten im Februar vorgesehenen Beendigung des Constellation- Programms verschrottet werden sollte. Die neue Version der ORION-Raumkapsel würde unbemannt zur Internationalen Raumstation gestartet, um dort als Rettungsboot für die amerikanischen Astronauten zu dienen, was der NASA mehr Flexibilität in ihrer Abhängigkeit von russischen Raumfahrzeugen gäbe, wie Verantwortliche des Weißen Hauses zuvor erklärt hatten. Der Präsident verkündete außerdem, daß er beabsichtige, bis 2015 eine Schwerlastträgerrakete entwickeln zu lassen, die in der Lage ist, neue Raumfahrzeuge und Nutzlasten für ehrgeizige Expeditionen zu erdnahen Asteroiden und den sogenannten Lagrange-Punkten, stabilen Punkten im All, zu starten, in Vorbereitung für einen bemannten Raumflug zum Mars. Obama sieht in seinem Haushaltsentwurf ein NASA- Budget von $19 Milliarden für 2011 vor und weitere $6 Milliarden über die nächsten fünf Jahre, wie er heute bekanntgab.
"Ich verstehe, daß einige glauben, wir sollten zuerst eine Rückkehr zur Oberfläche des Mondes, wie es zuvor geplant war, versuchen", sagte Obama zu dem Publikum aus geladenen Gästen. "Aber ich muß hier ziemlich klipp und klar sagen: Wir sind da schon gewesen ... da ist noch eine ganze Menge mehr Weltraum zu erkunden, und eine Menge mehr, was wir lernen können, wenn wir das tun. Deshalb glaube ich, daß es wichtiger ist, unsere Fähigkeiten zu verbessern, um in einer Reihe von immer anspruchsvolleren Aufgaben voranzuschreiten und mit jedem weiteren Schritt unsere technologischen Fähigkeiten zu verbessern. Und das ist genau das, was diese Strategie macht. Und das ist, wie wir sicherstellen, daß unsere Führungsrolle in diesem neuen Jahrhundert noch stärker werden wird, als sie es im letzten war." Edward Crawley, Professor am Massachusetts Institut für Technologie (MIT) in Boston, der Mitglied in dieser Kommission war, meinte, daß Obamas Plan mit einer der Empfehlungen der Kommission einhergehe, ein flexibler Plan, der es Astronauten ermöglicht, schrittweise immer ehrgeizigere Missionen in den tiefen Weltraum durchzuführen, indem sie die neue Schwerlastträgerrakete nutzen. Dies ist im wesentlichen ... der flexible Weg", erklärte Ceawley gegenüber Reportern. Obama enthüllte seinen Plan für die amerikanische Raumfahrt am Betriebs- und Prüfgebäude des Kennedy Raumfahrtzentrums, demselben Gebäude, das die NASA im Jahr 2009 an das Constellation-Programm übergeben hatte, um die ORION-Raumfahrzeuge zu bauen und zu warten. Dies ist das erste Mal in 12 Jahren, daß ein im Amt befindlicher US-Präsident den Raumhafen in Florida besucht hat. Der letzte Oberkommandeur, der den NASA-Raumhafen besucht hatte, war US- Präsident Bill Clinton gewesen, der gekommen war, um dem damals 77-jährigen früheren Mercury-Astronauten John Glenn bei seinem Start mit der Raumfähre DISCOVERY in's All zuzuschauen. "Für mich ist das Raumfahrtprogramm immer ein wichtiger Teil von dem gewesen, was es bedeutet, ein Amerikaner zu sein ... zu neuen Höhen aufsteigen, und darüber hinauszugehen, was vorher als unmöglich erschien", sagte Obama. "Und deshalb, als Präsident, glaube ich, daß Weltraumerkundung kein Luxus ist, oder ein Nachgedanke in Amerikas Suche nach einer besseren Zukunft. Es ist ein wesentlicher Teil dieser Suche." Unpopulärer Plan
Erst vor wenigen Tagen hatten sich der berühmte APOLLO 11 Astronaut Neil Armstrong, der erste Mensch, der den Mond betreten hat, und andere Mondfahrer in einer E-Mail an die Medien gegen den Plan ausgesprochen. Armstrong und seine APOLLO- Astronautenkollegen Jim Lovell und Eugene Cernan bezeichneten Obamas Raumfahrtvision als "verheerend" für das Vermächtnis der US-Raumfahrt. "Ohne eine Transportmöglichkeit in die niedrige Erdumlaufbahn dazustehen und für unbestimmte Zeit ohne Kapazität für bemannte Erkundung jenseits der Erdumlaufbahn zu sein, läßt unsere Nation zu zweit- oder gar drittklassigen Bedeutung [in der Raumfahrt] absinken", schrieben die früheren Astronauten in ihrer Äußerung. Andere Kritiker griffen den Plan an, weil er keine konkreten Ziele nennt, während die Unterstützer einwenden, daß die Verwendung kommerzieller Raumfahrzeuge für den Transport von Astronauten in die niedrige Erdumlaufbahn der NASA die Freiheit gibt, deutlich ehrgeizigere Missionen anzupacken. Zu diesen Unterstützern gehört unter anderem Buzz Aldrin, der 1969 im Rahmen der Mission APOLLO 11 zusammen mit Armstrong auf dem Mond gelandet war. "Ich hoffe die NASA wird diese neue Richtung genauso bereitwillig annehmen, wie ich es tue, und uns allen dabei helfen damit fortzufahren, die Weltraumerkundung für die Ankurbelung von Wohlstand und Innovation hier auf der Erde zu nutzen", meinte Aldrin in einer Äußerung. "Mars ist die nächste Grenze für die Menschheit und die NASA wird auf diesem Weg die Führung übernehmen, wenn wir den Plan des Präsidenten energisch unterstützen." Die NASA hat bereits Verträge mit zwei amerikanischen Firmen zur Lieferung von Fracht mit unbemannten Raumfahrzeugen zur Internationalen Raumstation, sobald die Raumfährenflotte außer Dienst gestellt wurde. Diese Firmen, die in Kalifornien beheimatete Space Exploration Technologies (SpaceX) und Orbital Sciences aus Virginia, planen innerhalb des nächsten Jahres mit dem Testen ihrer Raumfahrzeuge und der zugehörigen Trägerraketen zu beginnen. Bevor Obama zu seiner Rede kam, hatte er sich mit dem SpaceX-Gründer Elon Musk auf dem nahegelegenen US-Luftwaffenstützpunkt Cape Canaveral getroffen, wo SpaceX seine neue Trägerrakete FALCON 9 und einen Prototypen des Frachtraumfahrzeugs DRAGON für den Jungfernflug am 8. Mai vorbereitet. "Die Übergabe des Transports in die Erdumlaufbahn an kommerzielle Firmen unter der Oberaufsicht von NASA und FAA wird bei der NASA Ressourcen für die notwendige Entwicklung von interplanetarer Transporttechnologie freimachen", meinte Musk in einer Äußerung. "Dies ist extrem wichtig, wenn wir den Mars erreichen wollen, der nächste große Sprung in der menschlichen Exploration des Universums." Mehr Missionen, mehr Ziele
Obamas Raumfahrtplan, dem immer noch von einem skeptischen Kongreß zugestimmt werden muß, beinhaltet immer noch die Außerdienststellung der Raumfährenflotte der NASA, stellt aber auch Gelder zur Verfügung, die es ermöglichen, Flüge zwischen Oktober und Dezember 2010 durchzuführen, sollten dies leichte Verzögerungen erfordern. Er sieht auch vor den Betrieb der Internationalen Raumstation bis mindestens 2020 zu verlängern. "Es wird die Liste der Weltraumziele, die Menschen nach 2020 erkunden werden, erweitern", meinte Holdren. Die NASA plant noch vier Raumfährenmissionen durchzuführen, von denen eine derzeit im Gange ist, bevor die Flotte dann im Herbst eingemottet wird. Die Raumfähre DISCOVERY ist zur Zeit im All. Das Space Shuttle und seine siebenköpfige Besatzung sind mitten in einer zweiwöchigen Versorgungsmission auf der Internationalen Raumstation. Die DISCOVERY soll die ISS am Samstag wieder verlassen und am Montag Nachmittag landen. Am Kennedy Raumfahrtzentrum konzentrieren sich die Arbeiter auf die von Obama versprochenen zusätzlichen 2500 Arbeitsplätze mehr, als die das Constellation-Programm bereitgestellt hätte. Das Zentrum erwartet mit der Außerdienststellung der Raumfähren im September und der Beendigung von Constellation einen Verlust von mehreren tausend Arbeitsplätzen auf einen Schlag. Rund 10.000 Arbeitsplätze könnten als Folge der Entwicklung kommerzieller Raumfahrzeuge in den USA geschaffen werden, meinte der US-Präsident. Obama erklärte auch, daß er vorgeschlagen habe, $40 Millionen für eine Initiative zur Unterstützung der Entwicklung der regionalen Wirtschaft in Florida bereitzustellen. Das Programm hätte zum Ziel, die lakale Arbeiterschaft auf die anstehende Außerdienststellung der Shuttles vorzubereiten und neue Arbeit für sie zu finden. "Ich stehe zu 100% hinter der NASA und ihrer Zukunft, weil die Ausweitung unserer
Fähigkeiten im All auch unserer Gesellschaft dienen wird", meinte Obama. Quelle:
Space.com
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