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Artikel 19. Januar 2010
Elon Musk weist Bericht über ungenügende Sicherheitsstandards zurück
Unabhängiger Sicherheitsausschuß meint, kommerzielle Anbieter bemannter Raumfahrt seien noch nicht soweit - SpaceX-Gründer und ehemaliger Astronaut widersprechen den Schlußfolgerungen des Ausschusses

DRAGON vor dem Andocken
Oben: Eine DRAGON-Frachtkapsel vor dem Andocken an der ISS. (Abbildung: SpaceX/NASA)
Ein kommerzieller Raumfahrtpionier und ein ehemaliger Astronaut haben auf die Behauptungen eines unabhängigen Beraterausschußes reagiert, daß private Firmen nicht die Sicherheitsstandards der NASA für bemannte Raumfahrzeuge erfüllen, und daß die präsidiale Untersuchung des Raumfahrtprogramms Sicherheitsfragen nicht angemessen berücksichtigt habe.

In seinem jährlichen Bericht, der am 15. Januar veröffentlicht wurde, schreibt der Beratungsauschuß für Sicherheit in der Luft- und Raumfahrt (ASAP), es wäre "unklug" die ARES 1 Trägerrakete der NASA aufzugeben und für den Transport von Mannschaften in die Erdumlaufbahn auf private Firmen zu setzen. Der Ausschuß meinte, daß potentielle kommerzielle Personentransportdienstleister nicht die Sicherheitsstandards der NASA für bemannte Raumfahrzeuge erfüllten.

Elon Musk, Gründer und Geschäftsführer von Space Exploration Technologies Corp. (SpaceX), erwiderte nun darauf, daß seine Firma bei Entwurf und Entwicklung der Trägerrakete Falcon 9 und der Raumkapsel DRAGON die von der NASA veröffentlichten Sicherheitsstandards für bemannte Raumfahrzeuge vollständig berücksichtigt hätte.

In einem Interview am Montag, 18. Januar reagierte er auf die Behauptungen und Empfehlungen des ASAP.

"Ich muß sagen, daß ich eine Menge Respekt für den ASAP-Ausschuß verloren habe", erklärte er. "Wenn sie sich genötigt fühlen, solche Dinge zu sagen, dann sollten sie das auf der Basis von echten Daten und nicht aufgrund reiner Spekulation tun."

SpaceX und Orbital Sciences Corp. entwickeln die Raumfahrzeuge DRAGON und CYGNUS, sowie neue Trägerraketen im Rahmen eines Vertrags mit der NASA zur Lieferung von Versorgungsgütern und Ausrüstung zur Internationalen Raumstation, mit der im nächsten Jahr begonnen werden soll.

Elon Musk vor Falcon 9
Oben: SpaceX-Geschäftsführer Elon Musk vor der ersten Stufe der Falcon 9 Trägerrakete. (Photo: SpaceX)
Der ASAP-Bericht sagt weiter, keine der Firmen sei "qualifiziert [für bemannte Raumfahrt], trotz einiger anderslautender Behauptungen und Vorstellungen."

Musk zufolge sind diese Schlußfolgerungen "bizarr". Er erklärte, daß die Falcon 9 Trägerrakete und das Raumfahrzeug DRAGON "alle von der NASA veröffentlichten Erfordernisse erfüllen, abgesehen vom Notrettungssystem."

"Sie haben nahezu gar keine Zeit bei SpaceX verbracht", fuhr Musk fort. "Sie haben sich nicht unsere Daten angesehen. Sie haben keine Ahnung davon, wie unsere Toleranzen aussehen und was für bemannten Transport qualifiziert ist und was nicht."

Der Sicherheitsausschuß wurde vom US-Kongreß in's Leben gerufen, nachdem ein Feuer auf der Startrampe im Jahre 1967 die Leben der APOLLO 1 Astronauten gekostet hatte. Seither stellte der Ausschuß eine unabhängige Stimme für die Sicherheitsbelange von Astronauten für die NASA dar.

Die ARES 1 Trägerrakete ist Teil des Constellation Programms der NASA, das das Ziel hat, Menschen zurück zum Mond zu bringen. Das Mondprogramm ist allerdings in Gefahr, von Präsident Obama in den kommenden Wochen drastisch gekürzt oder umgestaltet zu werden.

"Die ARES 1 ist eine Papierrakete, die erst in ferner Zukunft kommt", meinte Musk. "Die Falcon 9 ist dagegen eine real existierende Rakete, von der bereits jetzt das meiste in Cape Canaveral liegt."

Der Jungfernflug der Falcon 9 ist für frühestens 3. März angesetzt, aber dies sei Verantwortlichen von SpaceX zufolge nur ein vorläufig angepeiltes Zieldatum, das sich wahrscheinlich noch ändert.

Falcon 9 auf der Startrampe
Oben: Die Falcon 9 bei ersten Tests im letzten Jahr auf der Startrampe des Startkomplexes 40 des US-Luftwaffenstützpunktes Cape Canaveral (CCAFS). (Photo: SpaceX)
Der ASAP-Bericht zitierte die Betonung des ARES 1 Entwurfs auf Sicherheit, um seine Schlußfolgerungen zu stützen. Er erklärt, daß die NASA das Programm nicht abbrechen solle, solange nicht die kommerziellen Alternativen auf dem gleichen oder einem besseren Sicherheitsstand seien.

Der Ausschuß kritisierte auch das präsidiale Revisionsteam, das im letzten Jahr dem Weißen Haus acht Optionen zur Zukunft des Raumfahrtprogramms präsentiert hat. Die meisten der Alternativen der Augustine-Kommission beinhalteten das Verschrotten der ARES 1 und die Zuwendung zu kommerziellen Anbietern für Astronauten in der nahen Zukunft.

Der ASAP-Bericht sagt auch, daß die Augustine-Kommission vorschnelle und übervereinfachte Annahmen zur Sicherheit getroffen habe. Mitglieder der Kommission erklärten, Sicherheit habe nicht zum Umfang der Arbeit der Augustine-Kommission gehört.

"Wir hatten nicht den Eindruck, daß es für unser Kommittee angemessen war, eine Definition darüber abzugeben, was die spezifischen Sicherheitskriterien für kommerziellen Personentransport sein sollten, sondern daß dies eine Sache der NASA und anderer Regulierungsbehörden sei, diese Bestimmungen zu erlassen", erklärte Leroy Chiao, ein Mitglied der Augustine-Kommission in seiner Antwort auf eine schriftliche Anfrage.

Chiao ist ein ehemaliger Astronaut und arbeitet heute unter anderem auch für Spaceflight Now.

Wir haben festgestellt, daß man kommerziellen Personentransport verfolgen sollte, ein akzeptables Sicherheitsniveau vorausgesetzt, das von den geeigneten Behörden definiert werden soll", erläuterte Chiao.

Der Sicherheitsausschuß wird von dem pensionierten Marineadmiral Joseph Dyer geleitet. NASA-Administrator Charles Bolden war bis Juli Mitglied des Ausschusses, bis er zurücktrat, um die Leitung der NASA zu übernehmen.

Quelle: Spaceflight Now
Bearbeitet von: Matthias Pätzold


letzte Änderung am 31. Januar MMX