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Artikel 3. Februar 2010
Mondtourismus schon ab 2020?
Mondumrundung mit SOJUS schon ab $100 Millionen - auch Weltraumhotels und Flüge zum Mars angedacht

Dream

Chaser
Oben: Der Dream Chaser von Sierra Nevada Corp. nach der Abtrennung des Raumfahrzeuges in der niedrigen Erdumlaufbahn. Der Dream Chaser ist eines der neuen bemannten kommerziellen Raumfahrzeuge, die bislang nur auf dem Papier existieren.(Abbildung: SpaceDev/Sierra Nevada Corp.)
Führende Raumfahrtunternehmer erklärten, sie seien bereit, willig und in der Lage, die Lücke in der bemannten US-Raumfahrt zu füllen, die nach der Außerdienststellung der US-Raumfähren in diesem Jahr entsteht.

Mit viel Zuversicht sagten sie voraus, daß kommerzielle Raumfahrzeuge sowohl Fracht als auch Menschen in die niedrige Umlaufbahn befördern könnten, und zwar zu niedrigeren Kosten und schon ab 2014, oder zumindest mehrere Jahre früher, als dies der ursprüngliche Plan der NASA, der auf dem nun gestrichenen Constellation- Programm basierte, es vorsah.

Die Geschäftsführer der Raumfahrtindustrie lobten einhellig den Vorschlag der Obama-Administration, $6 Milliarden über die nächsten 5 Jahre für die Förderung kommerzieller Raumfahrt auszugeben. Es öffne die Tür für mögliche Reisen zum Mond mit kommerziellen Raumfahrzeugen, fügten sie hinzu.

Diese "historische Entscheidung" könnte rund 5000 Arbeitsplätze in den Vereinigten Staaten schaffen und dabei helfen, Die Zahlung von Milliarden Dollar an Rußland für Flüge zur Internationalen Raumstation zu vermeiden, meinte Bretton Alexander, der Präsident des Verbandes für Kommerzielle Raumfahrt (Commercial Spaceflight Federation) während einer Telefonkonferenz am 1. Februar.

Dennoch nahmen sich Alexander und andere Zeit, um die Hauptzweifel in den Köpfen der Kritiker anzusprechen, ob nämlich die kommerzielle Raumfahrt einen sicheren Zugang zum All gewährleisten kann.

Sicherheit geht vor

Bigelow

Raumstation
Oben: Bigelow Aerospace plant Raumstationen aus aufblasbaren Modulen zum Kauf oder zur Vermietung anzubieten, und plant auch die Errichtung von Touristenhotels in der Erdumlaufbahn. (Abbildung: Bigelow Aerospace Corp.)
Einige Kritiker und Mitglieder des Kongresses haben ihre eigenen Bedenken über die Sicherheit von bislang ungestesten kommerziellen Raumfahrzeugen.

Aber die Verantwortlichen der Raumfahrtindustrie sagen, daß Sicherheit für sie von größter Wichtigkeit sei.

Elon Musk, der Gründer der kommerziellen Raumfahrtfirma Space Exploration Technologies (SpaceX), merkte an, daß Passagiere heute mit Fluglinien wie Southwest Airlines oder Virgin America fliegen, ohne einen zweiten Gedanken zu verschwenden, da Sicherheit ein universeller Standard für Fluglinien geworden ist. Er und andere Raumfahrtunternehmer erklärten, daß auch sie sich an die höchsten Sicherheitsstandards halten müßten, oder sie würden gegenüber der Konkurrenz verlieren.

"Die Weisheit der Sicherheit sagt uns, daß wir uns Unglücke am wenigsten leisten können", meinte Robert Bigelow, Chef der in Las Vegas, Nevada beheimateten Firma Bigelow Aerospace, die aufblasbare Weltraumhabitate baut und auch schon zwei Prototypen gestartet hat.

Im Gegensatz dazu, führte er weiter aus, seien die Regierungsprogramme der NASA während ihrer Geschichte viel leichter in der Lage gewesen, Katastrophen wegzustecken.

Die Unternehmen der Raumfahrtbranche, die in der Telefonkonferenz vertreten waren, zielten alle auf die höchsten menschlichen Sicherheitsstandards ab, die von der NASA oder Rußlands SOJUS-Programm aufgestellt wurden, wobei letzteres eine bessere Erfolgsstatistik habe, als das Space Shuttle, meinten sie. Seit Beginn der Shuttle-Flüge im Jahre 1981 hätte die NASA zwei Unglücke zu beklagen gehabt, bei denen 14 Astronauten um's Leben gekommen sind.

"Ich denke, wenn Leute sagen, daß wir hier in den USA eine großartige Arbeit in Bezug auf Sicherheit auf die alte Weise gemacht haben, dann ist das einfach falsch", meinte Computerspieleentwickler Richard Garriott, der $30 Millionen für einen Flug zur Internationalen Raumstation als Weltraumtourist an Bord einer SOJUS bezahlt hatte.

Dieses Raumfahrzeug, meinte er, habe eine "100-fach unterschiedliche" Sicherheitsstatistik als das Space Shuttle. Garriott ist auch der Sohn des früheren NASA -Astronauten Owen Garriott, der zur Raumstation Skylab geflogen ist, und auf einer der ersten Space-Shuttle-Missionen.

SpaceX und seine Konkurrenten haben überschwenglich angekündigt, daß sie mit angemessener Finanzierung schon ab 2014 US-Astronauten in die Erdumlaufbahn schießen könnten. Es würde weniger kosten, als die NASA für Flüge an Bord russischer SOJUS-Raumfahrzeuge zur Internationalen Raumstation zahlt.

Die NASA bezahlt derzeit rund $51 Millionen (umgerechnet rund €37 Millionen) für einen Sitz an Bord russischer Raumfahrzeuge. Aber zuerst wollen die Firmen eine gute Sicherheitsstatistik mit vielen unbemannten Starts aufbauen.

Mond oder Mars im nächsten Jahrzehnt

Falcon 9 und

DRAGON
Oben: Diese Abbildung zeigt die Trägerrakete FALCON 9 und die Raumfahrzeuge DRAGON Cargo (unbemannter Frachttransporter) und DRAGON Crew (bemannter Mannschaftstransporter) von SpaceX. DRAGON Cargo soll schon ab 2011 mit FALCON 9 gestartet werden, um die ISS zu versorgen. DRAGON Crew soll ab 2014 flugbereit sein. (Abbildung: SpaceX)
Die Raumfahrtunternehmer haben alle ein optimistisches Bild davon gemalt, wie kommerzielle Raumfahrt im Jahr 2020 aussehen könnte. Sie malten sich eine Reihe von Firmen aus, die kommerziellen Mannschaftstransport in die niedrige Erdumlaufbahn anbieten, sowie eine "wirklich gut genutzte ISS", bei der man sich das staatlich betriebene Labor zunutze macht, wie Musk von SpaceX ausführt.

Bigelow merkte an, daß seine Weltraumhotelfirma einen "aggressiven Zeitplan" zu verfolgen vorhat, nach dem innerhalb des nächsten Jahrzehnts mehrere Raumstationen gestartet werden sollen.

Aber die Gruppe blickt auch voraus auf kommerzielle Raumfahrt über die Beschränkung der niedrigen Erdumlaufbahn hinaus.

"Um 2020 herum werden wir Privatleute sehen, die den Mond umflogen haben", meinte Eric Anderson von Space Adventures, der bislang einzigen Firma, die Touristenflüge in die Umlaufbahn anbietet.

Wenn das schon wie ein Traum anmutet, sollte man bedenken, daß Space Adventures bereits Flüge um den Mond herum an Bord russischer SOJUS-Kapseln für $100 Millionen ( ca. €72 Millionen) pro Flug anbietet.

Kommerzielle Raumfahrt könnte sogar einen der größten Träume realisieren, nämlich den Fuß auf einen anderen Planeten zu setzen, wenn die Raumfahrtindustrie die Kosten drückt und Hand in Hand mit der NASA Innovationen ankurbelt.

Musk ging so weit zu sagen: "Ich werde mich draußen auf einen Ast setzen und sagen, daß wir um 2020 ernsthafte Pläne haben, mit Menschen zum Mars zu fliegen."

Quelle: Space.com
Bearbeitet von: Matthias Pätzold


letzte Änderung am 16. Februar MMX