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Artikel 7. Dezember 2010
Venussonde AKATSUKI mit Problemen nach Einschuß in die Planentenumlaufbahn
Kommunikationsunterbrechung dauerte ungewöhnlich lange - Japanischer Venus-Klima-Orbiter möglicherweise in die falsche Umlaufbahn eingeschossen

AKATSUKI an der Venus
Oben: Eine künstlerische Darstellung von AKATSUKI (Planet-C) an der Venus. (Abbildung: Akihiro Ikeshita/JAXA)
Nach mehr als sechs Monaten interplanetarer Reise hat eine japanische Raumsonde heute Nacht die Venus erreicht, aber das Schicksal der Mission zum Studium des Wetters des höllisch heißen Planeten ist ungewiß, wie die japanische Raumfahrtbehörde und Presseberichte verlauten ließen.

Die $300 Millionen (ca. € 225 Millionen) teure Raumsonde AKATSUKI (japanisch für "Morgendämmerung") war in der Nacht zum Dienstag 7. Dezember um 0:49 Uhr MEZ an der Venus angekommen und sollte zu diesem Zeitpunkt seine Triebwerke zünden, um in eine Umlaufbahn um den wolkenverhangegenen Planeten einzutreten.

Die japanische Raumfahrtbehörde JAXA, die die Mission leitet, bestätigte, daß die AKATSUKIs Triebwerke für das geplante Manöver gezündet hätten, um in die Umlaufbahn einzutreten, bevor die Sonde hinter der Venus für eine 22-minütige Kommunikationsunterbrechung verschwand.

Aber die Kommunikationsunzerbrechung dauerte unerwartete anderthalb Stunden, wie die japanische Tageszeitung Mainichi Daily News berichtet. Der Pressedienst Agence-France Presse berichtet, daß Verantwortliche der JAXA vermuten, daß sich die Venussonde nicht in der richtigen Umlaufbahn befindet und nicht alle ihre Kommunikationsantennen einsetzt, nachdem der Kontakt wiederhergestellt wurde.

"Es ist nicht bekannt, welchen Kurs die Sonde im Moment verfolgt", zitiert AFP den JAXA-Verantwortlichen Munetaka Ueno am Dienstag. "Wir unternehmen die größten Anstrengungen, die Sonde wieder richtig auszurichten."

Der Venus ganz nah

AKATSUKI bei der Trägermontage
Oben: Die Raumsonde AKATSUKI wird im April 2010 auf den Adapter der Trägerrakete abgesenkt. (Photo: JAXA)
Die JAXA setzt große Hoffnungen in AKATSUKI, um den Astronomen zu helfen, die Venus besser zu verstehen.

AKATSUKI war am 20. Mai vom japanischen Raumfahrtzentrum Tanegashima zusammen mit dem sonnensegelangetriebenen Raumfahrzeug IKAROS gestartet, und soll mindestens die nächsten zwei Jahre lang die Wolken, die Atmosphäre und das Wetter der Venus in bisher nicht dagewesenen Details studieren.

Ein Hauptziel ist herauszufinden, wie die Venus auf einen so extremen Pfad gelangen und eine unwirtliche Welt mit schwefelsäurehaltigen Wolken und Oberflächentemperaturen so hoch, daß Blei schmelzen könnte, werden konnte.

"In so mancher Weise ist die Venus der Erde ähnlich. Sie hat ungefähr die gleiche Masse [...] und besteht aus den gleichen Grundmaterialien", erklärte AKATSUKI-Projektwissenschaftler Takeshi Imamura in einer Stellungnahme. "Dennoch entwickelten sich die beiden Welten so unterschiedlich. Wir wollen nun wissen warum."

Die Raumsonde AKATSUKI hat fünf verschiedene Kameras an Bord, um die Venusatmosphäre in einem breiten Spektrum von Wellenlängen zu beobachten: vom Infraroten in's sichtbare Licht und weiter bis in's Ultraviolette.

Die Raumsonde soll den Planeten in einem hochelliptischen Orbit über dem Äquator umrunden, der ihn so nah wie 300 km an ihn heran und dann wieder bis zu 80.000 km von ihm wegbringt. AKATSUKIs Umlaufbahn wird es der Sonde ermöglichen, Teile der Venusatmosphäre für 20 Stunden am Stück genauestens zu untersuchen, hatten Verantwortliche der JAXA erklärt.

Ein derartig langer Blick wird es den Forschern ermöglichen zu sehen, wie sich die Wolkenmuster über die Zeit verändern.

"Wir werden die Bilder zusammensetzen, um einen Zeitrafferfilm der Wolkenbewegung herzustellen, sehr ähnlich dem, was einem die Wettervorhersage auf der Erde zeigt", meinte Imamura.

Höllische Planetenatmosphäre

AKATSUKI soll auch herausfinden, woher die Schwefelsäurewolken der Venus, die eine 20 km dicke Schicht bilden, kommen und wie sie sich entwickeln. Die Infrarotinstrumente, z. B., sollen den Planeten nach vulkanischer Aktivität abtasten, die Schwefel in die Venusluft schleudern könnten.

Viele der Wissenschaften denken, daß die Venus Vulkane hat, aber die dichten Wolken des Planeten haben bislang alle Versuche dies zu bestätigen verhindert.

Ein weiterer Venusorbiter, die europäische Sonde VENUS EXPRESS hatte im Jahr 2005 Blitzaktivität in der heißen Luft des Planeten angemessen. Dies hatte die Wissenschaftler überrascht, die angenommen hatten, daß sich Blitze nur in Atmosphären mit vielen Wassereiskristallen entladen können, da diese durch Zusammenstöße elektrische Ladungen aufbauen.

Also wird AKATSUKI versuchen herauszufinden, wie Venusblitze aufleuchten, falls es da tatsächlich eine andere Art und Weise gibt, diese Feuer im Himmel zu erzeugen.

VENUS EXPRESS untersucht immer noch den Planeten von seiner polaren Umlaufbahn aus und die Ankunft von AKATSUKI mit seinem komplementärem Orbit und seinen Fähigkeiten sollte den Astronomen helfen, das Wetter auf dem höllischen Zwilling der Erde besser zu verstehen, wie die Forscher meinten.

"Wir hoffen durch den Einsatz von AKATSUKI zur Untersuchung der Atmosphäre der Venus, um diese mit der der Erde zu vergleichen, mehr über die Faktoren, die die planetaren Umgebungen bestimmen, zu lernen", erklärte Imamura in einem Video, das auf der JAXA-Webseite veröffentlicht wurde.

Verantwortliche der JAXA kündigten an, daß sie weitere Informationen über den Status von AKATSUKI veröffentlichen werden, sobald sich dies aus den Ereignissen ergibt.

Quelle: Space.com
Bearbeitet von: Matthias Pätzold

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letzte Änderung am 7. Dezember MMX