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Artikel 12. Juli 2010
Japanisches Sonnensegel reitet erfolgreich auf Sonnenlicht
Erster Einsatz dieser Art auf interplanetarer Mission - noch ehrgeizigeres Vorhaben in der Ausarbeitung

Sonnensegel IKARUS
Oben: Eine kleine Weltraumkamera hat diese Ansicht von Japans neuem Sonnensegel aufgenommen, nachdem sie sich im Juni 2010 selbst von dem Raumfahrzeug abgelöst hatte und davon trieb. (Photo: JAXA)
Wie die japanische Weltraumbehörde (JAXA) kürzlich verlauten ließ, hat eine unbemannte Raumsonde, die mit einem Sonnensegel durch das Weltall reist, während des erfolgreichen Tests ihres neuartigen Antriebssystems durch den Druck des Sonnenlichts die erste Beschleunigung erfahren.

Die Raumfahrtbehörde teilte mit, dass Beobachtungen des von der JAXA gebauten Sonnensegels "IKAROS" bestätigten, dass das Raumfahrzeug durch von der Sonne abgestrahltes Licht einen zunehmenden Beschleunigungsschub verzeichnen konnte.

"Wir können bestätigen, dass das kleine Sonnensegel-Vorführmodell 'IKAROS', nachdem es sein Sonnensegel erfolgreich entfaltet hatte, durch die Einwirkung von Lichtdruck von der Sonne beschleunigt wurde", erklärten JAXA-Verantwortliche in einer Berichterstattung vom 9. Juli. "Dies ist der Beweis dafür, dass IKAROS während seines interplanetarischen Fluges die größte Beschleunigung durch Lichtteilchen in der Geschichte erfahren hat."

Der Effekt wird durch die Summe von Stößen der Lichtteilchen hervorgerufen, die auf das Sonnensegel treffen. Die Messungen ergaben einen geringfügigen dauerhaften Vortrieb, für den IKAROS aber keinen Treibstoff verbraucht.

Mit Licht segeln

Die Ingenieure der JAXA bedienten sich Dopplerradar-Messungen von der Sonde IKAROS, um zu ermitteln, dass das Sonnenlicht mit einer Kraft von ungefähr 1,12 Millinewton auf das Sonnensegel der Raumsonde drückt.

"Das ist ein bedeutender Meilenstein auf ihrem Flug und wahrscheinlich auch der vorletzte Schritt bevor vollständig kontrollierte Sonnensegelflüge möglich sind (bei denen das Raumfahrzeug in kontrollierter Art und Weise Geschwindigkeit aufbauen oder verringern kann), schrieb Louis Friedman, Mitbegründer der in Kalifornien ansässigen Planetarischen Gesellschaft, in einer Mitteilung auf der Website der Gesellschaft, die über den Sonnensegelerfolg von IKAROS berichtete.

Das Raumfahrzeug IKAROS wiegt ca. 315 kg und verfügt über dünne, filmartige Sonnenzellen, die an seinem einem Flugdrachen ähnlichen Rahmen angebracht sind, um Strom zu erzeugen.

Das rechteckige IKAROS-Segel misst 14 Meter in der Breite und 20 Meter in der Diagonalen. Es ist das erste Sonnensegel überhaupt, das auf einer interplanetaren Mission zum Einsatz kommt.

Sonnensegelmission IKARUS
Oben: Eine weiter Aufnahme von der kleinen Kamera, die sich von Japans neuem Sonnensegel abgetrennt hatte. (Photo: JAXA)
Sonnensegel-Meilenstein

Die JAXA startete das Sonnensegel IKAROS (Kurzform für Interplanetarisches Segelraumfahrzeug, das durch Sonnenstrahlung beschleunigt wird) im Mai, zusammen mit der Raumsonde AKATSUKI (zu deutsch: Sonnenaufgang), die die Venus als Ziel hat. Es wird erwartet, dass AKATSUKI im Dezember an der Venus ankommt.

Die Planetarische Gesellschaft hat darauf hin gearbeitet, ihr eigenes Sonnensegel fliegen zu lassen, um zu beweisen, dass diese Raumfahrtantriebstechnologie funktioniert, wie dies auch NASA-Ingenieure schon taten. Die Planetarische Gesellschaft arbeitet derzeit an ihrer nächsten Entwicklung, der Mission LIGHTSAIL 1, die sich eines Ersatzsonnensegels der NASA bedient. Verantwortliche der JAXA hoffen, dass sie IKAROS eine noch ambitioniertere Sonnensegel-Mission nachfolgen lassen können.

Friedman erklärte, dass Wissenschaftler schon lange wüssten, dass Lichtstrahlen Raumfahrzeuge anzuschieben vermögen. IKAROS sei jedoch der erste echte Versuch eines Sonnensegelflugs.

"Dass Raumfahrzeuge durch den Druck des Sonnenlichts beschleunigt werden können ist schon seit Anbeginn des Weltraumzeitalters bekannt. Dies ist jedoch der neueste Beweis des Ingenieurwesens, dass die Kraft des Lichtdrucks so nutzbar gemacht werden kann, dass der Kurs eines Segelfahrzeugs auch aktiv gesteuert werden kann", schrieb Friedman.

Quelle: Space.com
Bearbeitet von: Joachim Dietlicher


letzte Änderung am 25. Juli MMX