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Bericht 21. Juni 2004
Erstes privat finanziertes Raumfahrzeug gestartet
SpaceShipOne schreibt Geschichte - technische Probleme reduzieren erreichte Höhe

SpaceShipOne vor dem Ausklinken
Oben: Eingeklinkt unter dem Rumpf des Trägerflugzeugs White Knight wird SpaceShipOne mit seinem Piloten Mike Melvill in 10 km Höhe hinaufgetragen. (Photo: AP/Jim Campbell)
Gespannte Augenblicke herrschten während des himmelsdurchpflügenden Fluges von SpaceShipOne am Montag Morgen. Probleme mit der Flugsteuerung und verschiedene andere Anomalien, die den Piloten Mike Melvill beschäftigten, ließen die maximale Flughöhe etwas niedriger ausfallen, als ursprünglich geplant.

Trotzdem war das erste nichtstaatlich entwickelte Raketenschiff erfolgreich im Überfliegen der Grenze zum Weltraum und brachte seinem Piloten die ersten kommerziellen Astronautenschwingen, die von der amerikanischen Bundesluftfahrtbehörde (FAA) für diese Leistung zur Verleihung vorgesehen sind.

Bei der Pressekonferenz nach seiner Landung berichtete der 63-jährige Melvill über eine Reihe von technischen Problemen, die seinen Rekordflug begleiteten. Unmittelbar nach der Zündung habe das Raumfahrzeug um 90 Grad nach links gerollt und danach 90 Grad nach rechts. "Das hat es vorher nie getan", erklärte er.

Technische Probleme

Auf dem Weg in's All
Oben: Nach dem Zünden des Triebwerks zieht Melvill das Raumfahrzeug steil nach oben, dem Himmel entgegen. (Photo: AP/Jim Campbell)
Melvill erklärte, er glich die Bewegung des Fahrzeugs aus, bekam aber dann während seines Aufstiegs aus der Erdatmosphäre Probleme mit der Austrimmung; mit dieser Sache hatte er dann zu kämpfen, als er sich anschickte, auf der Piste in der Wüste zu landen. Melvill berichtete auch, daß er während des Aufstiegs von SpaceShipOne einen überraschenden Knall hörte, der aus der Richtung kam, wo sich eine Abdeckung über der Antriebsdüse der Rakete verzogen hatte.

Obwohl eine Flughöhe von 108 Kilometern angepeilt war, erreichte das Raumfahrzeug nur eine Höhe von 98.547 Metern, erklärte der Leiter des Konstruktionsteams von Scaled Composites, Burt Rutan.

"Es war kein glatter Flug, wenn man es vom Standpunkt der Flugbahn her betrachtet", meinte Rutan auf der Pressekonferenz. "Es war kein perfekter Flug", sagte er, obwohl die Gesamtleistung des Raketenschiffs die Kosten rechtfertigte.

Rutan meinte, daß die Anomalien, die Melvill plagten, das ernsteste Problem des Flugsicherheitssystems gewesen sei, dem man während des gesamten Projektes begegnet sei.

Ersatzgeräte an Bord von SpaceShipOne funktionierten allerdings und ermöglichten dem Fluggerät eine glatte Landung. "Obwohl wir nicht ganz erreicht haben, was wir uns für heute vorgenommen hatten ... fühle ich mich richtig gut, weil ich das Gefühl hatte, daß wir diese Ersatzsysteme einbauen sollten ... und sie haben funktioniert", fügte er hinzu.

"Die Ersatzgeräte haben mir den Tag gerettet", bemerkte Melvill dazu.

Freifliegende Schokolade

SpaceShipOne landet
Oben: Nach erfolgreich absolviertem Flug setzt SpaceShipOne auf der Landebahn des Mojave Flugplatzes auf. (Photo: AP/Reed Saxon)
Rutan konnte nicht die Möglichkeit herunterspielen, daß vielleicht noch ein weiterer Testflug vonnöten sein mag, bevor man Piloten und Gerätschaften für den doppelten Flug innerhalb von zwei Wochen einsetzen kann, was notwendig ist, um den mit $10 Millionen dotierten Ansari X-Preis zu gewinnen.

Wie lange der hybride Raketenmotor des Fluggeräts genau in Betrieb war, ist nicht ganz klar, da die Daten von dem Flug noch ausgewertet werden. Auch sei nicht klar, ob der Motor von Melvill abgeschaltet worden oder von allein ausgegangen sei, erklärte Rutan.

Melvill meinte, sein Raketenflug sei sehr aufregend gewesen. "Ich hatte keine Angst ... jedenfalls nicht auf dem Weg nach oben. Aber ich hatte ein wenig Angst als es wieder abwärts ging."

Im Apogäum, dem höchsten Punkt der Flugbahn, zog Melvill aus seiner Anzugtasche eine Handvoll schokoladenüberzogener Bonbons und bestaunte sie, wie sie frei im Cockpit umherschwebten.

Melvill nach dem Flug
Oben: Michael Melvill posiert jubelnd vor seinem Fluggerät nachdem er mit der Landung seinen Flug erfolgreich abgeschlossen hat. (Photo: AP/Saxon Reed)
Überwältigender Anblick

Als sich SpaceShipOne nach vornüber neigte und sich der Erde zuwandte, begann Melvill Geräusche zu hören. "Die Geräusche, die man hört, sind so, als würde jemand ganz scharf zu dir sprechen und du fängst an zu denken: Wow, bin das wirklich ich, der das tut?"

"Der Himmel über mir war pechschwarz", meinte Melvill. "Die Erde ist so wunderschön ... ich habe nie zuvor so etwas gesehen. Man bekommt wirklich das Gefühl, als habe man das Gesicht Gottes berührt, wenn man so etwas tut, glauben sie mir."

Beim Aufsetzen auf dem Mojave Flugplatz machte SpaceShipOne eine Dreipunktlandung auf zwei Rädern und einer in der Nase angebrachten Kufe.

"Ich war so erleichtert, es zurück zum Boden gebracht und eine anständige Landung hingelegt zu haben, bei der nicht alles auseinandergebrochen ist. Ich mußte schließlich mit dem landen, was ich hatte", meinte er.

Als Melvill nach der landung aus dem Cockpit kletterte, wurde er von Apollo-Mondflieger Buzz Aldrin begrüßt.

"Das hat mir viel bedeutet", erklärte Melvill. "Daß er zu mir kam, meine Hand schüttelte und mir gratulierte und sagte, daß ich nun auch zum Club gehöre ... das war wirklich ernst gemeint."

Quelle: Space.com


letzte Änderung am 21. Juni MMIV