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Artikel 27. August 2010
Europa und Japan erwägen Entwicklung von Frachtrückkehrraumfahrzeugen
Weiterentwicklungen von ATV und HTV - Grundlage für mögliche bemannte Raumfahrzeuge

ARV
Oben: Das vorgeschlagene europäische Automatisierte Rückkehrfahrzeug ARV beim Anflug auf die Internationale Raumstation. (Abbildung: ESA)
Die europäische und die japanische Raumfahrtagentur denken darüber nach, ihre die Raumstation versorgenden Raumfahrzeuge für die Rückkehr von Fracht zur Erde aufzuwerten und möglicherweise auch die Grundlage für bemannte Raumkapseln ab den 2020ern zu schaffen.

Verantwortliche der Agenturen erwarten eine Entscheidung zu den neuen Raumfahrzeugen im nächsten Jahr.

Keine der Raumfahrtagenturen hat bislang mit der Entwicklung eines bemannten Raumfahrzeugs begonnen, aber beide Organisationen haben damit begonnen, Wiedereintrittsfahrzeuge zu entwerfen, die Versorgungsgüter zurück zur Erde bringen können. Diese Fähigkeit, Fracht von der Raumstation, auch Rückkehrmasse genannt, zurückzubringen, wird durch die Außerdienststellung der amerikanischen Raumfähren im nächsten Jahr drastisch reduziert.

Die Organisationen studieren derzeit Konzepte, das Automatisierte Transferfahrzeug (ATV) und das H-II-Transferfahrzeug (HTV) für Hin- und Rückflüge zur Internationalen Raumstation aufzuwerten.

Beide Wiedereintrittskapseln sollten ihren Erstflug am Ende des nächsten Jahrzehnts absolvieren und den Agenturen ein Rundflug-Transportmittel zur Verfügung stellen, das in der Lage ist, unter Luftdruck stehende Fracht, darunter möglicherweise Pflanzen und kleine Tiere, zu beherbergen. Derzeit werden die ATVs und HTVs zum Ende ihrer Versorgungsmission auf der Raumstation mit Müll und nicht mehr benötigten Gegenständen beladen, die anschließend mit dem Raumfahrzeug in der oberen Atmosphäre verglühen.

Die europäische Raumfahrtagentur ESA hat im Juli 2009 mit EADS Astrium einen Vertrag über eine 18-Monatige Studie zu einem verbesserten Wiedereintrittsraumfahrzeug im Wert von 21 Millionen Euro geschlossen. Der Vertrag beinhaltet Analysen und Studien von Astrium zu einer aufgewerteten Kapsel mit einem Hitzeschild, das die heiße Rückkehr zur Erde übersteht und im Ozean landet.

Astrium ist der Hauptvertragspartner der ESA beim ATV-Programm.

Die Ingenieure sollen Ende des Jahres die 18-monatige Phase-A-Studie abschließen, wie Simonetta Di Pippo, die Direktorin des bemannten Raumfahrtprogramms der ESA, verlauten ließ.

"Was ich gerne tun möchte, ist zum Ende des Jahres die Bewilligung für die Phase B auf den Tisch legen", erklärte Di Pippo gegenüber Spaceflight Now.

Die nächste Phase des Projektes würde eine detaillierte Definition der Anforderungen und Fähigkeiten des Raumfahrzeuges aufstellen und die Grundlage für die formelle Konstruktionsarbeit bilden, die ab 2012 beginnen soll.

Der Zeitplan hängt dabei von der fortgesetzten Unterstützung der ESA-Mitgliedsstaaten auf der nächsten Ministerratssitzung spät in 2011 ab, wenn die Agentur plant, die vollständige Entwicklung des ARVs vorzuschlagen, erklärte Di Pippo.

Die Mitgliedsstaaten hatten die ARV-Studien auf der letzten Sitzung des Ministerrates im Jahr 2008 bewilligt. Eine schwere Finanz- und Währungskrise hat seither die meisten europäischen Regierungen gezwungen, Sparmaßnahmen einzuleiten, obwohl die Ausgaben für die Raumfahrt noch nicht signifikant gekürzt wurden.

Di Pippo erläuterte weiter, der erste Start eines ARV-Frachttransporters sei für 2017 oder 2018 geplant, etwas später als das Zieldatum von 2016, das letztes Jahr verkündet worden war.

HTV-R
Oben: Eine künstlerische Darstellung des japanischen H-II-Transferfahrzeuges mit Frachtrückkehrkapsel. (Abbildung: JAXA)
Die japanische Raumfahrtbehörde JAXA ist derzeit ebenfalls dabei, die Konzepte für ein wiederverwendbares HTV weiterzuentwickeln, das ab 2016 starten soll.

In einer Präsentation der Kommission für Raumfahrtaktivitäten der japanischen Regierung Anfang August, hatten Verantwortliche drei Entwürfe für das HTV-R Raumfahrzeug vorgestellt.

Japan hat die Entwicklung einer bescheidenen Kapsel studiert, die eine kleine Menge Fracht zur Erde zurückbringen soll. Aber die Verantwortlichen favorisieren ehrgeizigere Konzepte von größeren Wiedereintrittsraumfahrzeugen mit breiten Anwendungsmöglichkeiten.

Eine Alternative basiert auf einer 2,6 Meter durchmessenden Kapsel, die eine Rückkehrkapazität von über 270 kg demonstrieren soll. Ingenieure haben außerdem ein 4 Meter durchmessendes und 3,8 Meter hohes konusförmiges Raumfahrzeug skizziert, das mehr als 1600 kg Fracht zur Erde zurückbringen soll und das zusätzlich auch so ausgestattet sein soll, daß es auch einmal Astronauten transportieren kann.

Die JAXA erklärte, daß sie die Notwendigkeit sehe, die fortgeschrittenere Entwicklung des HTV-R-Systems im Jahr 2011 zu beginnen und das erste Raumfahrzeug Mitte des nächsten Jahrzehnts, um 2016 herum, zu starten.

Sollten sie bewilligt werden, dann gesellen sich die internationalen Wiedereintrittsraumfahrzeuge zu den DRAGON-Raumkapseln von SpaceX, um einen Anteil der Frachtrückkehrkapazität des Space Shuttles zu übernehmen. SpaceX hatte erklärt, daß die DRAGON im nächsten Jahr den Frachttransport zur und von der Raumstation aufnehmen soll.

Quelle: Spaceflight Now
Bearbeitet von: Matthias Pätzold


letzte Änderung am 16. September MMX