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Bericht 19. Juni 2003
Problem mit SOHO
Antenne läßt sich nicht mehr bewegen - eingeschränkter Betrieb in den nächsten Wochen möglich

SOHO
Oben: Die Raumsonde SOHO. (Abbildung: NASA/ESA)
Die die Sonne beobachtende Raumsonde SOHO hat offenbar ein ernstes Problem, das ihre Möglichkeiten, Daten zur Erde zu senden, einschränkt und den weiteren Erfolg der wissenschaftlichen Mission zu gefährden droht.

Die Hochleistungsantenne der Sonde ließe sich nicht mehr richtig bewegen, erklärten am Mittwoch die Ingenieure. In einem internen Memo der NASA, das Space.com erhalten hatte, wurden die Wissenschaftler des Projektes von offizieller Seite darauf vorbereitet, daß sie möglicherweise bis zu sechs Wochen lang weder Aufnahmen noch Daten von der Sonde zu erwarten hätten.

Das würde bedeuten, daß eine Reihe von Aufnahmen von der Sonne vorerst nicht mehr regelmäßig aktualisiert werden können. Eine Aufgabe der Sonde ist die Überwachung des "Weltraumwetters", das Probleme bei anderen Satelliten und sogar bei Kommunikationseinrichtungen und Stromerzeugungsanlagen auf der Erde verursachen kann. Ihre Aufnahmen wurden auch dazu genutzt, bislang mehr als 600 Kometen aufzufinden, von denen viele direkt in die Sonne stürzten. Viele Wissenschaftler nutzen die SOHO-Daten um mehr über die Vorgänge auf und in der Sonne in Erfahrung zu bringen.

Wenn das Problem nicht gelöst werden kann, muß die Arbeitsleistung der Sonde für den Rest ihrer Missionszeit vermindert werden, um aufgrund der niedrigeren Datenübertragungsrate unnützen Datenstau an Bord zu vermeiden.

Versetzung in "Winterschlaf" erwartet

Falls das Problem nicht in schon bald gelöst werden kann, wird man wohl die Sonde für 4-6 Wochen in einen "Sicherheitszustand" versetzen, in dem sie keine wissenschaftliche Arbeit verrichtet.

Eine von der NASA geführte Gruppe von Ingenieuren erklärte, daß, nachdem sie das Problem zum ersten Mal bemerkt hätten, sie versucht hätten, die Antenne in eine andere Richtung zu drehen, aber "ohne auch nur die geringste Bewegung der Antenne feststellen zu können".

SOHO (SOlares und Heliosphärisches Observatorium) befindet sich an einem Punkt zwischen der Erde und der Sonne. Ihre Fähigkeit, Daten nach Hause zu übermitteln, hängt davon ab, die Ausrichtung der Antenne regelmäßig nachzustellen.

Die Betriebsstörung der Sonde ist wahrscheinlich auf ein "mechanisches Problem mit dem Verfahrmotor der Antenne oder damit zusammenhängenden Mechanismen" zurückzuführen, wie die NASA erklärte. Ein Sprecher der NASA bestätigte außerdem am Donnerstag telephonisch gegenüber Space.com, daß das Problem in der Tat mit dem Motor zusammenhänge.

Weitere Versuche, die Antenne zu bewegen, die von dem Hersteller des Verfahrmotors, Moog, vorgeschlagen worden waren, zeigten ebenfalls keinen Erfolg. Die Ingenieure wärmten den Motor über Nacht auf, in der Hoffnung, daß er dadurch wieder gängig würde. Sollte der Motor nicht wieder zum Laufen gebracht werden können, so werde man, laut Stellungnahme der NASA, vermutlich die Hochleistungstelemetrieverbindung (für wissenschaftliche Daten) voraussichtlich am Wochenende oder spätestens Anfang der nächsten Woche verlieren.

Am Donnerstag Morgen waren weitere Versuche im Gange. Bei einem konnte die Antenne ein Stück bewegt werden, aber es war nicht möglich, die volle Bewegungsfreiheit wiederherzustellen. Die Antenne konnte in eine vorteilhafte Position gedreht werden, die es nun zumindest ermöglicht, nur an 19 Tagen innerhalb von drei Monaten, Daten nicht mit der vollen Übertragungskapazität zur Erde zu senden. Diese Zeit könnte auch noch durch eine Veränderung der Lage der Raumsonde selbst reduziert werden.

Bereits 1998 hatte die Raumsonde ein schweres, damit aber nicht in Zusammenhang stehendes Navigationsproblem gehabt, das sie für ganze 2 Monate außer Betrieb gesetzt hatte. Das jetzige Problem sollte aber die Mission selbst nicht zum Scheitern verurteilen.

Obwohl die Situation ernst sei, könne man dennoch für den größten Teil des Jahres weiterhin Basisforschung betreiben.

Eingeschränkter Betrieb

Eine Änderung der Lage der Raumsonde würde es der Antenne ermöglichen, während zwei von drei Monaten auf die Erde zu weisen. Das Raumfahrzeug bewegt sich in einer großen elliptischen Umlaufbahn. Schon bald wird es sich an einer Position befinden, das die Kommunikation unterbrechen wird, wenn die Antenne nicht bewegt werden kann. Aber an einer anderen Stelle ihres Orbits könnten die Flugleittechniker die Sonde auf den Kopf drehen, um die Antenne zur Erde auszurichten.

Bei diesem Szenario würde die Weltraumwettervorhersage vermutlich am meisten leiden. Andere Satelliten können zwar auch Sonneneruptionen aufzeichnen, aber bestimmte Ereignisse, wie die koronalen Massenausstöße, die die fürchterlichsten Weltraumunwetter erzeugen, werden nicht immer von Sonneneruptionen begleitet.

Geladenen Teilchen, die die farbenfreudigen Nordlichter verursachen und auch Satelliten ausschalten können, könnten ohne Vorwarnung die Erde treffen.

SOHO wird weiterhin die Verbindung mit der Erde über die Niedrigleistungsantenne halten, aber damit können nicht die hochauflösenden Aufnahmen von der Sonne übertragen werden, die SOHO ständig anfertigt.

In der Zwischenzeit organisieren die Ingenieure und anderen Missionsplaner eine Telekonferenz, in der das Schicksal der Raumsonde diskutiert werden soll, wie dem internen Dokument der NASA zu entnehmen ist. Diese Konferenz könnte am Freitag stattfinden. Eine Presseerklärung soll zum Wochenende herausgegeben werden.

SOHO ist ein internationales Projekt von NASA und ESA. Die Sonde war am 2. Dezember 1995 gestartet worden und war ursprünglich für eine Zweijahresmission vorgesehen, die dann bis 2003 ausgedehnt wurde, damit Wissenschaftler das Maximum der Sonnenaktivität in den Jahren 2001 und 2002 beobachten konnten.

Quelle: Space.com


letzte Änderung am 23. Juni MMIII