Artikel 30. Januar 2009 |
||||
Rußland startet Sonnenforschungssonde
Koronas-Photon soll die Wechselwirkungen zwischen Sonne und Erde untersuchen - erste russische Forschungssonde in vier Jahren
Die Raumsonde Koronas-Photon wird die nächsten drei Jahre aus der Erdumlaufbahn mit einer Reihe von Instrumenten den Fluß der energetischen Partikel von der Sonne messen, die Sonnenatmosphäre beobachten und den Zusammenhang zwischen Sonnenaktivität und magnetischen Stürmen in der Umgebung der Erde untersuchen. Der 1900 kg schwere Satellit war um 14:30 Uhr MEZ vom Kosmodrom Plesetsk im Norden Rußlands gestartet worden. Eine Zyklon 3 Trägerrakete trug den Satelliten in eine Erdumlaufbahn in 500 km Höhe und setzte das Raumfahrzeug 45 Minuten nach dem Abheben aus, wie die Verantwortlichen berichteten. Der Start war der erste Flug einer großen russischen Forschungsmission in über vier Jahren. Rußland hatte in der Zwischenzeit eine Reihe kleiner Satelliten gestartet, aber keiner konnte sich mit den wissenschaftlichen Ambitionen, dem hochentwickelten Stand und der Masse von Koronas-Photon messen. Rußlands letzte wissenschaftliche Mission im größeren Stil war Sich M1, ein Erdbeobachtungssatellit, der Ende 2004 das Opfer eines Versagens der dritten Stufe seiner Zyklon 3 Trägerrakete wurde. Am Freitag traten solche Probleme nicht auf. Die Verantwortlichen empfingen die ersten Signale von Koronas-Photon wenige Minuten nach 16 Uhr MEZ, die bestätigten, daß die Solarzellenflächen ausgefahren und die Sonde in gutem Zustand ist. Der Satellit umkreise die Erde außerdem ziemlich genau in dem Orbit der angestrebt war, wie Roskosmos, die russische Raumfahrtbehörde verlauten ließ. Koronas-Photon wurde vom Forschungsinstitut für Elektromechanik in Moskau gebaut. Das wissenschaftliche Team wird vom Institut für Technische Physik Moskau geleitet. Zwei weitere Satelliten der Koronas-Reihe waren bereits in den Jahren 1994 und 2001 gestartet worden, um die Sonne zu studieren. Beide Raumfahrzeuge haben ihre Missionen erfolgreich abgeschlossen. Koronas-Photon trägt allein 540 kg an wissenschaftlicher Ausrüstung an Bord, um solare Strahlung von ultravioletten bis Gamma-Wellenlängen zu messen. Das breite Spektrum, das auch Röntgenstrahlung enthält, wird es den Wissenschaftlern ermöglichen, die Energie, die von Sonneneruptionen produziert wird, zu studieren, plötzliche gewaltige Explosionen, die magnetische Energie freisetzen und geladene Partikel bis nahe an die Lichtgeschwindigkeit beschleunigen. "Der Hauptzweck unseres Projektes ist das Studium der hochenergetischen Prozesse während Sonneneruptionen", erklärte Jurij Kotow, der hauptverantwortliche Wissenschaftler von Koronas-Photon. Sonneneruptionen setzen eine Energie frei, die der von Milliarden explodierender Wasserstoffbomben entspricht, oder zehn Millionen Mal der Energie eines großen Vulkanausbruchs.
Wissenschaftler erwarten, daß Koronas-Photons Teleskop während der Mission mehr als eine Million Photos von der Sonne aufnehmen wird. Andere Nutzlasten werden Messungen in der Umgebung um das Raumfahrzeug durchführen, um hochenergetische Partikel anzumessen, die an der Erde ankommen. Diese Daten werden den Wissenschaftlern helfen, die Beziehung zwischen Sonnenstürmen und dem Weltraumwetter nahe der Erde zu untersuchen. Die Sonnenaktivität kann einen Einfluß auf globale Klimamuster, Kommunikation, Stromnetze, sowie Astronauten und Satelliten im All haben. Die Strahlung aus Sonneneruptionen kann die Erde innerhalb von acht Minuten erreichen, deshalb träumen Wissenschaftler schon lange von verläßlichen Weltraumwettervorhersagen, die auf Sonnenbeobachtung basieren. "Wir müssen den Einfluß der Sonne und den Einfluß menschlicher Aktivitäten voneinander trennen, um Entscheidungen von großer Wichtigkeit für den Klimawandel auf unserem Planeten anzunehmen", meinte Kotow. Sonneneruptionen sind wesentlich häufiger während der Maxima im elfjährigen Aktivitätszyklus der Sonne. Das nächste solare Maximum wird für 2011 oder 2012 erwartet. Koronas-Photons Instrumente werden zusammen mit einer handvoll anderer Sonnenobservatorien die Sonne während des anstehenden "Solarmax" beobachten. Der Satellit ist Teil des Internationalen Programs "Leben mit einem Stern", zu dem Mitglieder aus den Vereinigten Staaten, Rußland, Europa, Japan, China und Kanada gehören. Quelle:
Spaceflight Now
|