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Bericht 24. November 2010
Start von DISCOVERY auf frühestens 18. Dezember weiter verschoben
Mehr Analysen und Tests erforderlich, um Raumfähre sicher starten zu können - weitere Verschiebung bis in den nächsten Februar möglich

DISCOVERY auf der Rampe
Oben: Die DISCOVERY während des Startversuches am 5. November auf der Startrampe 39A des Kennedy Raumfahrtzentrums. (Photo: NASA/KSC/Troy Cryder)
Hochrangige Shuttle-Programmleiter sind heute (24. November) zu einer Sondersitzung des Kontrollausschusses für Space-Shuttle- Programmerfordernisse (PRCB) zusammengekommen, um die jüngsten Reparaturen am Außentank der Raumfähre DISCOVERY zu besprechen. Basierend auf der Diskussion entschieden die Verantwortlichen, keine Startversuche vor dem 18. Dezember zu unternehmen.

Diese jüngste Startverschiebung der DISCOVERY könnte die letzte Mission der Raumfähre in die Weihnachtsfeiertage drücken, wenn nicht sogar bis in den nächsten Februar, wie Programmverantwortliche am Mittwoch sagten.

"Was wir der Führung der Behörde mitgeteilt haben, ist, daß wir ganz sicher nicht für einen Start im Startfenster zwischen dem 3. und 7. Dezember, das nächste Woche beginnt, bereit sind", erläuterte John Shannon, der Shuttle-Programmleiter der NASA während einer Pressekonferenz am Abend. "Wir halten uns diese Option noch offen für das Startfenster am 17. Dezember [18. 12. MEZ], aber dafür müssen noch eine Menge Daten zusammenkommen, um das zu unterstützen."

Ein Start Mitte Dezember würde den geplanten elftägigen Raumflug der DISCOVERY in die Weihnachtsfeiertage hineintragen, etwas das die NASA üblicherweise vermeiden möchte. Die Behörde versucht nach Möglichkeit, keine Shuttle-Flüge über Weihnachten und Neujahr zu planen, weil ein Shuttle, das sich über den Jahreswechsel in der Umlaufbahn befindet, eine Umkonfiguration des Bordrechners benötigt, wie die Shuttle- Leiter erklärten.

GUCP-

Montage
Oben: Mechaniker montieren die Wasserstoffgasentlüftungsleitung nach der Reparatur der GUCP am Außentank. (Photo: NASA/KSC/Ben Smegelsky)
Sollte die NASA nicht in der Lage sein, die DISCOVERY im Dezember zu starten, käme somit die nächste Gelegenheit dafür erst im Februar.

Shannon fügte hinzu, daß die Ingenieursteams hauptsächlich Bedenken damit hätten, das Problem vollständig zu verstehen und die Risiken zu bewerten, und sich weniger Gedanken um das Ansetzen eines konkreten Startdatums machten.

"Wir wollen sichergehen, daß wir das Problem vollständig verstehen, bevor wir ernsthaft in einen Start hineingehen", meinte Shannon.

Die Mission STS-133/DISCOVERY wird der 39. und letzte Flug der Raumfähre sein, bevor sie zusammen mit dem Rest der Flotte in 2011 außer Dienst gestellt wird.

Monatelange Verspätung

Der letzte Flug der DISCOVERY hat sich bereits um einen ganzen Monat wegen technischen und wetterbedingten Problemen verspätet. Wie es im Augenblick steht, öffnet sich das nächste Startfenster am 18. Dezember und geht bis zum 20. einschließlich. Ein Start am 18. Dezember, sollte er genehmigt werden, würde dann um 2:51:53 Uhr MEZ erfolgen, mit dem Anlegen an der Raumstation am 19. gegen 23 Uhr, gefolgt von zwei Außeneinsätzen am 21. und 23. 12.. Angemessenerweise würde die Besatzung dann am Heiligabend einen halben Tag Freizeit genießen, bevor sie am 26. von der ISS ablegen und am späten Abend des 28. wieder am Kennedy Raumfahrtzentrum (KSC) in Florida landen, wie die NASA-Verantwortlichen erklärten.

Riss in der

Isolierung
Oben: Dieser Riss war in der Isolierung am oberen Ansatz des Intertankbereiches während der Rampeninspektion nach dem Betanken der DISCOVERY am 5. November entdeckt worden. (Photo: NASA/KSC)
Zuletzt war die DISCOVERY für einen Start am 3. Dezember um 8:52 Uhr MEZ von der Startrampe am Kap Canaveral vorgesehen gewesen, um die sechsköpfige Besatzung für die elf Tage dauernde Mission zur ISS zu bringen. Die Raumfähre trägt ein Stauraummodul für die Station in ihrem Laderaum, das Versorgungsgüter, Ersatzteile und unter anderem auch den humanoiden Roboter Robonaut-2 beinhaltet.

In der letzten Woche hatten die Ingenieure und Techniker die Arbeit zur Beseitigung einer potentiell gefährlichen Undichtigkeit an der Ansatzstelle der Wasserstoffgasentlüftungsleitung am Außentank abgeschlossen, die zum Startabbruch am 5. November geführt hatte. Wie Shannon erklärte, sei das Problem durch eine Aufsummierung von Toleranzen zustandegekommen, da vorher nicht genau definiert worden sei, wo auf dem Umfang der Flanschdichtung welche Ausrichtungstoleranzen erlaubt sein sollen. Unter der Last der Schwerkraft habe sich die Dichtung so ausgerechnet in die ungünstigste Richtung verschoben und die Undichtigkeit erzeugt, durch die vergleichsweise große Mengen an Wasserstoffgas austreten konnten.

Außerdem hatten die Mechniker zwei gerissene Versteifungsrippen am Außentank, Stringer genannt, verstärkt. Dennoch haben die Shuttle-Ingenieure und -Verantwortlichen nicht das Gefühl, daß sie gut genug verstanden hätten, warum das Problem aufgetreten ist, um schon in der nächsten Woche mit der Durchführung eines Starts zu beginnen.

Risse am

Stringer
Oben: Am Ansatz dieses Stringers, einem U-förmigen Profil aus einer speziellen Aluminiumlegierung, sind zwei Risse jeweils rechts und links entlang der Reihe Befestigungsnieten aufgetreten, die dafür gesorgt hatten, daß sich der Stringeransatz während der Kälteschrumpfung des Spantes beim Betanken mit dem superkalten Sauerstoff von diesem abgelöst hatte. (Photo: NASA/KSC)
Je zwei Risse an zwei nebeneinander liegenden Stringern wurden auf der dem Shuttle zugewandten Seite des Außentanks in dem Bereich zwischen dem Sauerstoff- und dem Wasserstoffbehälter, Intertankbereich genannt, gefunden. Die Stringer versteifen die Außenbleche des Intertankbereichs, damit die Lasten und Kräfte, die unter anderem auch durch die Befestigungsstellen von Orbiter und den Feststoffstartraketen hier eingeleitet werden, diese nicht verformen können. Diese Stringer-Spanten-Konstruktion ist eine Leichtbaumethode, die Festigkeit und Verformungssteifigkeit bei gleichzeitiger Reduzierung der Bauteilmassen verspricht. Am Freitag, 19. November hatten Techniker neue doppelt so dicke Verstärkungsbleche an den gerissenen Stellen angebracht und mit zusätzlichen Klammern gesichert, eine Reparaturmethode, die schon bei vorangegangenen Tanks erfolgreich angewandt worden war. Hier waren allerdings die Risse in den Stringerbefestigungen bereits während der Fertigung im Montagewerk Michoud (gesprochen: "Mischuhd") von Lockheed-Martin bei New Orleans im US-Bundesstaat Louisiana aufgetreten und auch dort repariert worden. Die Risse in den Stringern von DISCOVERYs Tank sind dagegen die ersten, die während des Kälteschrumpfungsprozesses beim Betanken auf der Startrampe aufgetreten sind. Dabei zieht sich der Spant, an dem die 108 Stringer des Intertankbereiches befestigt sind, um fast anderthalb Zentimeter im Durchmesser zusammen, was zu Spannungen in dem mit Nieten befestigten Stringeransatz führt.

Durch die Risse hatte sich der eine Stringer an der Ansatzstelle am oberen Spant des Intertankbereiches abgelöst und den darüberliegenden Isolierschaum ebenfalls hochgedrückt, wodurch in der Isolierung ein halbrunder rund 50 cm langer Riß enstanden war. Nach der Reparatur der Stringer war mit dem erneuten Auftragen von Isolierschaum auch dies repariert worden.

"Auch wenn dieses Problem beseitigt ist, will man natürlich ganz generell sichergehen, daß nicht an einer anderen Stelle das gleiche Problem erneut auftritt", erklärte Shannon. "Wir müssen deshalb das Risiko, dem wir hier ausgesetzt sind, genau bestimmen."

DISCOVERYs Startoptionen

Sollte die NASA nicht in der Lage sein, die DISCOVERY für die Mission STS-133 Mitte Dezember in's All zu bekommen, dann müßte sie aller Voraussicht nach bis Ende Februar am Boden bleiben, wenn sich das nächste Startfenster öffnet. In diesem Fall müßte auch die Mission STS-134 der Raumfähre ENDEAVOUR verschoben werden, die derzeit noch für dieses Startfenster vorgesehen ist. Ein Start im Januar oder Mitte Februar kollidiert mit den Missionen des zweiten japanischen HTVs "KOUNOTARI" und dem zweiten europäischen ATV "Johannes Kepler" (siehe ISS-Missionsplan). Ein Start vor dem 18. Dezember ist wegen des Starts der SOJUS TMA-20 mit den Expedition 26 Flugingenieuren Dmitri Kondratiew, Catherine Coleman und Paolo Nespoli am 15. Dezember nicht möglich. Die SOJUS soll am 17. an der ISS anlegen.

Die Teams am Kennedy Raumfahrtzentrum haben seit dem abgebrochenen Startversuch am 5. November hart gearbeitet. In Anbetracht des morgigen amerikanischen Feiertags (Thanksgiving) haben sie für Morgen und Übermorgen frei bekommen und sollen erst am Samstag wieder mit der Arbeit fortfahren.

Die Verantwortlichen aus dem Kontrollausschuß (PRCB) werden sich erneut am 2. Dezember treffen, um den bis dahin gemachten Fortschritt und die gewonnen Erkenntnisse in Hinsicht auf einen erneuten Startversuch am 18. Dezember zu diskutieren.

Quelle: Space.com
Bearbeitet von: Matthias Pätzold

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letzte Änderung am 24. November MMX