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Bericht 13. Juni 2009
Gasleck verhindert erneut Start von US-Raumfähre
Undichtigkeit an der Entlüftungsleitung für Wasserstoffgas während des Betankens der ENDEAVOUR führt zum Abbrechen des Startcountdowns - gleiches Problem wie schon im März bei DISCOVERY

Die GUCP
Oben: Die Trägerplatte mit den Anschlüssen für die Wasserstoff-entlüftungsleitung (GUCP) an der Rückseite des Außentanks in der Höhe des Intertankbereiches zwischen den beiden Treibstoffbehältern. (Photo:NASA)
Erneut mußte der Start einer US-amerikanischen Raumfähre verschoben werden, nachdem während des Betankens des riesigen orangeroten Außentanks ein Gasleck entdeckt wurde.

Die Raumfähre ENDEAVOUR war in den letzten Stunden der Startvorbereitungen für ihren um 13:17 Uhr MESZ am heutigen Samstag angesetzten Start zur Internationalen Raumstation. Der Startcountdown war bislang problemlos verlaufen. Um 3:53 Uhr MESZ begann das Befüllen des Außentanks mit rund 2200 Kubikmetern kryogener (superkalter) Flüssigtreibstoffe, das zunächst ereignislos verlief. Gegen 6 Uhr, als der Wasserstoffbehälter etwa zu 95% gefüllt war, begann das Herausleiten von Wasserstoffgas, das sich in einer Blase unter der Spitze des Behälters durch Verdampfen gebildet hatte, ein Vorgang, der als Abtoppen bezeichnet wird.

Kurz nach Beginn des Abtoppens des Wasserstoffgases zeigten Sensoren den Flugleittechnikern im Startraum 4 des Startleitzentrums des Kennedy Raumfahrtzentrums (KSC) an, daß offenbar Wasserstoffgas an der Außenseite des Tanks austrat, an einer Stelle auf der Rückseite, wo die Wasserstoff-Entlüftungsleitung von der Rampe angeschlossen ist.

Diese Trägerplatte für die Bodenverbindungsleitung (GUCP) hatte bereits im März zu einem Abbruch der Startvorbereitungen der Mission STS-119/DISCOVERY geführt. Die Überholung und Abdichtung der GUCP hatte damals vier Tage gedauert.

Die ENDEAVOUR war eigentlich auf bestem Wege in's All zu starten. Auch das Wetter kooperierte hervorragend, die Vorausagen gingen von 90% günstigen Wetterbedingungen zum Startzeitpunkt aus.

Allerdings ist das Startfenster für die Mission sehr klein. Auf einer Startrampe des US-Luftwaffenstützpunktes Cape Canaveral (CCAFS) in unmittelbarer Nachbarschaft zum KSC wartet eine ATLAS 5 Trägerrakete mit der Mondsonde Lunar Reconnaissance Orbiter (LRO) auf ihren für 17. Juni angesetzten Start. Da die Luftraumüberwachung Ost des US-Militärs aber immer ca. 48 Stunden benötigt, um ihre Geräte und Anlagen für einen jeweiligen Start umzukonfigurieren, muß die ENDEAVOUR bis spätestens 15. Juni gestartet sein, um nicht hinter LRO zurückzustehen. Danach ist erst wieder ein Start zwischen dem 19. und 21. Juni möglich.

Zwischen dem 21. Juni und 10. Juli beginnt eine ungünstige Phase für Shuttle-Missionen, da die Raumstation aus einem schlechten Winkel von der Sonne angestrahlt wird und ein angekoppeltes Shuttle sich über die erlaubten Grenzen aufheizen würde.

Wie Missionsleiter Mike Moses und Startdirektor Mike Leinbach auf der Pressekonferenz, die um 7:52 Uhr am Morgen am KSC abgehalten wurde, erklärten, sei das Problem dem vom März nahezu identisch, genaueres werde man jedoch erst wissen, wenn die GUCP in Augenschein genommen werden kann. Die Techniker werden aber erst am Sonntag Zugang zu der GUCP bekommen und der früheste Zeitpunkt, an dem ENDEAVOUR starten kann, sei demnach am Mittwoch. Da hier aber ein Konflikt mit dem Start von LRO besteht, werde man mit den Kollegen für den ATLAS-Start und der Luftraumüberwachung reden, um zu versuchen, die Luftraumüberwachung länger zu Verfügung zu haben. Ist dies nicht möglich, so ist der frühestmögliche Startzeitpunkt am Freitag, 19. Juni um 10:52:33 Uhr MESZ.

Die ENDEAVOUR hat die Außenanlagen für die japanische Laborsektion KIBO der Internationalen Raumstation an Bord, sowie den Astronauten Timothy Kopra, der den japanischen Flugingenieur Koichi Wakata ablösen soll. Sie soll zwei Tage nach dem Start am orbitalen Außenposten anlegen, und die Besatzung aus Kommandant Mark Polansky, Pilot Doug Hurley und den Missionsspezialisten Thomas Marshburn, Christopher Cassidy, Dave Wolf, Tim Kopra und der Kanadierin Juli Payette soll 11 Tage lang mit der sechsköpfigen Expedition 20 Besatzung aus Kommandant Gennadi Padalka und den Flugingenieuren Michael Barratt, Koichi Wakata, Roman Romanenko, Frank De Winne und Robert Thirsk zusammenarbeiten.

Allein fünf Außeneinsätze sind während dieser Zeit geplant, um die Außenanlagen zu montieren und weitere Wartungsarbeiten an der Station zu verrichten.

Quelle: Space Science Journal
Bearbeitet von: Matthias Pätzold


letzte Änderung am 13. Juni MMIX