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Bericht 26. Juli 2007
Shuttle zum Start freigegeben während Trubels bei der NASA
ENDEAVOUR startet am 8. August - Sabotage an einer Stationskomponente entdeckt - Bericht über alkoholisierte Astronauten

Zum Abschluß der zweitägigen Flugbereitschaftsabnahmebesprechung (FRR) gaben die Verantwortlichen der NASA die Raumfähre ENDEAVOUR vorläufig für den Start am 8. August zu einem Montageflug zur Internationalen Raumstation unter Beteiligung der Lehrerastronautin Barbara Morgan frei. In der Zwischenzeit untersucht der Generalinspekteur der NASA einen Fall von offensichtlicher Sabotage an einem elektronischen Gerät, das Teil eines kablelosen Instrumentensystems ist, das zur ISS gebracht werden soll. Zusätzlich belastet ein Bericht der Zeitschrift Aviation Week & Space Technology die Raumfahrtbehörde, demzufolge eine von ihr in Auftrag gegebene Untersuchung zur Gesundheitslage der Astronauten Fälle von Alkoholmißbrauch zutage gefördert habe.

Die Besatzung von STS-118
Oben: Die Besatzung von STS-118/ENDEAVOUR posiert aus Anlaß der abschließenden Countdowngeneralprobe auf der Startrampe in voller Flugmontur für ein Gruppenphoto. Von links: Pilot Charles Hobaugh, Missionsspezialist Rick Mastracchio, Kommandant Scott Kelly, und die Missionsspezialisten Tracy Caldwell, Barbara Morgan, Bejamin Alvin Drew und Dafydd Williams. Die ENDEAVOUR, dessen Startaufbau im Hintergrund zu sehen ist, soll am 8. August um 1:02 Uhr MESZ starten. (Photo: NASA/KSC)
Die ENDEAVOUR soll am 8. August um 1:02 Uhr MESZ zur Mission STS-118 starten. Die Besatzung besteht aus Kommandant Scott Kelly, Pilot Charles Hobaugh und den Missionsspezialisten Tracy Caldwell, Rick Mastracchio, Dafydd Williams, Benjamin Alvin Drew und Barbara Morgan. Morgan wird als erste Lehrerastronautin in's All fliegen. Sie war während des ursprünglichen "Lehrer im All"-Programm die Ersatzastronautin für die beim CHALLENGER-Unglück um's Leben gekommene Christa McAuliffe.

Dies wird der erste Start der ENDEAVOUR seit Ende 2002 werden. Der Orbiter wurde in der Zeit nach dem COLUMBIA-Unglück gründlich überholt und aufgewertet.

Die ENDEAVOUR wurde mit dem Globalen Ortsbestimmungs-Naviagationssystem ausgestattet, sowie mit dem neuen Station-zu-Shuttle-Stromübertragungssystem, das es dem Orbiter ermöglicht, sich aus dem Stromversorgungssystem der Raumstation zu bedienen und so die Vorräte der bordinternen Brennstoffzellen zu schonen. Sollte das System wie erwartet funktionieren, könnte die Besatzung die Mission um drei Tage verlängern und länger als bisher üblich am Orbitalkomplex angedockt bleiben.

"Es ist, als hätten wir eine neue Raumfähre", meinte der Programmleiter Wayne Hale auf der Pressekonferenz. "Sie wurde vom Top bis zum Kiel gründlich nach irgendwelchen Defekten an der Verkabelung und nach Korrosion an der Struktur inspiziert und ist daraus sauber hervorgegangen. Es ist, als würden wir ein nagelneues Auto aus dem Verkaufsraum fahren. Aber viel wichtiger als das ist, daß wir 194 Modifikationen durchgeführt haben, die die Sicherheit an Bord der ENDEAVOUR verbessern."

Während der 1665 Tage, die die ENDEAVOUR im Orbiterabfertigungswerk des Kennedy Raumfahrtzentrums (KSC) verbracht hat, haben die NASA und ihre Vertragsfirmen insgesamt 1.657.173 Teile geliefert, 2.045 Hitzeschutzkacheln ausgetauscht und 13.156 Überprüfungen durchgeführt um sicherzustellen, das die im Orbiter verbauten Geräte den Spezifikationen entsprechen.

"Es war eine enorme Menge an Arbeit die im OPF geleistet wurde", erklärte Startdirektor Mike Leinbach. "Die Vorbereitungen [auf der Startrampe] verlaufen wirklich gut. ... Der Startcountdown wird in der Nacht vom Samstag, 4. August [Sonntag Morgen MESZ] beginnen und auf eine Start am 7. August [8. August MESZ] hinlaufen. Im Namen aller derer, die an der ENDEAVOUR gearbeitet haben, sowohl hier, als auch überall sonst im Lande, [möchte ich sagen,] es ist ein großartiges Gefühl die ENDEAVOUR wieder auf der Startrampe zu haben und einem großartigen Start entgegenzusehen."

Bill Gerstenmaier, der beigeordnete Administrator für Raumflug im NASA-Hauptquartier in Washington, sagte, daß die Ingenieure nur eine Handvoll von offenen technischen Fragen bis zum Start am 8. August zu bearbeiten hätten.

Eines dieser offenen Probleme sei die Reparatur einer elektronischen Komponente, die offenbar vorsätzlich sabotiert worden sei. Gerstenmaier erklärte, daß die Vertragsfirma, die das Gerät geliefert hatte, die NASA über vorsätzlich verübte Beschädigungen an einem Gerät in der Fabrik in Kenntnis gesetzt habe. Eine daraufhin angeordnete Untersuchung an der Nutzlast der Raumfähre zeigte, daß bei dem dort eingebauten Gerät des gleichen Typs ebenfalls Drähte vorsätzlich durchschnitten waren. Die fragliche Komponente spiele allerdings keine kritische Rolle auf der Station und werde rechtzeitig bis zum Start repariert sein. Dieser Vorfall wird nach Gerstenmaiers Angaben derzeit vom Generalinspekteur der NASA untersucht. Die Reparaturen würden von Arbeitern der Vertragsfirma durchgeführt.

Die Computerkomponente ist Teil eines Systems, das Daten von Sensoren am Tragwerkausleger der Station sammelt, um besser die Belastungen und Beanspruchungen , denen die Struktur ausgesetzt ist, bestimmen zu können.

Gerstenmaier gab heute allerdings keinen Kommentar zu den Fragen der Medienvertreter über eine NASA-Untersuchung bezüglich des Gesundheitszustands von Astronauten im Nachklang des Falles der Astronautin Lisa Nowak, die Anfang des Jahres wegen Übergriffe auf eine Beziehungskonkurrentin verhaftet worden war.

Das Magazin Aviation Week & Space technology berichtete heute, die von der NASA in Auftrag gegebene Untersuchung "habe entdeckt, daß bei wenigstens zwei Gelegenheiten Astronauten erlaubt worden sei zu fliegen, obwohl zuvor sowohl Flugärzte als auch andere Astronauten sie gewarnt hätten, daß sie so betrunken seien, daß sie ein Risiko für die Flugsicherheit darstellten.

Der Untersuchungsausschuß berichtete auch über 'schweren Alkoholmißbrauch' von Astronauten vor dem Start, innerhalb der 12 Stunden 'zwischen Flasche und Gashebel', einer Regel, die für NASA-Mitglieder von Flugbesatzungen gilt."

Der Artikel sagt allerdings nichts darüber, ob die zwei angesprochenen Vorfälle mit dem Space Shuttle, einem Trainingsflugzeug oder mit einem Start von US-Astronauten mit einer russischen Sojus-Rakete vom Kosmodrom Baikonur in Kasachstan zusammenhängen. CBS News soll aus Quellen erfahren haben, daß der Bericht des NASA-Ausschußes weder Namen noch irgendwelche spezifischen Details enthalte und nur allgemein gehalten sei.

Zwei anderen Quellen zufolge habe aber der eine Vorfall mit einem Sojus-Start und der andere mit einem T-38-Trainingsflug zu tun. Eine weitere Quelle habe angemerkt, daß Shuttle-Astronauten in ihren 30 kg schweren Fluganzügen ihre Quartiere verließen und den Orbiter bestiegen, während sie von den Kameras von NASA TV verfolgt würden. Dabei seien niemals irgendwelche offensichtlichen Anzeichen von Trunkenheit am Starttag bemerkt worden.

Die NASA-Verantwortlichen wollten aber dazu heute keine offizielle Stellungnahme abgeben, und Spekulationen über die Natur der zwei Vorfälle blieben genau das, nämlich Spekulationen.

Auf der Pressekonferenz aus Anlaß der Diskussion über die abgeschlossene Flugbereitschaftsabnahmebesprechung erklärte Gerstenmaier, er könne nicht die Details des Reports über den Gesundheitszustand von Astronauten besprechen, bevor er am Freitag offiziell veröffentlicht werde. Aber er sagte, daß ihm kein Fall von disziplinarischer Maßnahme wegen Alkoholmißbrauchs bekannt sei, oder daß jemals ein Shuttlestart wegen eines solchen Verhaltens von Astronauten in Gefahr gewesen wäre.

Ein Sprecher der NASA hat inzwischen gegenüber CBS News verlauten lassen, daß die NASA am späten Freitag Abend eine Pressekonferenz plane, um den medizinischen Bericht zu diskutieren.

Quelle: SpaceflightNow.com, CBS News
Bearbeitet von: Matthias Pätzold


letzte Änderung am 27. Juli MMVII