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Bericht 30. Juni 2005
Start von DISCOVERY steht fest
13. Juli als Starttermin bestätigt - auch wenn nur 12 von 15 CAIB-Empfehlungen erfüllt wurden - CAIB-Chef-Ermittler dennoch hochzufrieden

Der Start der ersten Raumfähre nach dem COLUMBIA-Unglück wird, NASA-Funktionären zufolge, wie geplant am 13. Juli stattfinden.

Nach über zwei Jahren Training und Umschulung sind die sieben Astronauten der Mission STS-114 nun bereit, die Raumfähre DISCOVERY in's All zu bringen. Das 19 Tage dauernde Startfenster öffnet sich an diesem ersten Tag um 21:51 Uhr MESZ.

NASA-Administrator Griffin und Leiter des Shuttle-Programms und der Startoperationen verkündeten diese Entscheidung am 30. Juni auf einer Pressekonferenz am Kennedy Raumfahrtzentrum (KSC) nach Abschluß der zweitägigen Flugbereitschaftsabnahme (FRR).

"Es ist ein herausragender Tag, jetzt so nahe daran zu sein, das Shuttle wieder fliegen zu sehen", meinte der Startdirektor der NASA, Miichael Leinbach zu den Reportern. "Es ist ein wirklich großartiges Gefühl." Die drei verbliebenen Orbiter der NASA waren auf dem Boden gehalten worden, seit die Raumfähre COLUMBIA am 1. Februar 2003 beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre auseinandergebrochen war und dabei alle sieben Besatzungsmitglieder mit in den Tot riß. Der Hitzeschutzschild des Orbiters war beim Start durch ein koffergroßes Stück Isolierschaum beschädigt worden, das sich vom Außentank abgelöst und die linke Flügelvorderkante durchschlagen hatte, was es den heißen Gasen beim Wiedereintritt ermöglichte in die Tragfläche einzudringen, wie die Ermittler später herausfanden.

Anfang der Woche hatte eine unabhängige Arbeitsgruppe, geleitet vom ehemaligen Apollo-Astronauten Thomas Stafford und dem früheren Space-Shuttle-Kommandanten Richard Covey, festgestellt, daß drei der fünfzehn Empfehlungen, von denen die Mitglieder des COLUMBIA-Unfalluntersuchungsausschußes (CAIB) meinten, daß sie vor dem Start der nächsten Raumfähre erfüllt sein sollten, noch nicht von der NASA umgesetzt werden konnten. Die Gruppe erklärte, daß die NASA immer noch nicht in der Lage sei, den Orbiter vor Schaden durch abplatzendem Isolierschaum und Eis beim Start zu schützen und daß die Techniken für eine Reparatur des Shuttles in der Umlaufbahn noch nicht weit genug entwickelt seien, um als zuverlässig gelten zu können.

griffin und die anderen NASA-Shuttle-Funktionäre meinten aber, daß die Raumfahrtbehörde die Risiken für den Flug der DISCOVERY deutlich mindern konnten.

DISCOVERY's Flug, die Mission STS-114, kommandiert von der erfahrenen Astronautin Eileen Collins, wird der Höhepunkt von zweieinhalb Jahren Umkonstruktion und Modifikationen sein, die die Sicherheit für den Orbiter und den Außentank verbessert haben.

"Wir sind das Fahrzeug wortwörtlich von Bug bis Heck durchgegangen ... um sicherzustellen, daß wir klüger und überzeugter von einem sicheren Ergebnis wieder zurückkommen", meinte Bill Parsons, Leiter des Shuttle-Programms, während der Konferenz.

Griffin meinte, er habe nahezu zwei Stunden lang mit Collins und ihrer Besatzung über die Entscheidung über den Start gesprochen.

"Die Besatzung ist bereit zum Start und sie wollen uns auch bereit dafür sehen", sagte Griffin. "Sie wollen wieder fliegen, aber sie wollen uns nicht zum Flug treiben."

Die Ereigniskette brechen

In einem Interview am Mittwoch hatte der damalige Leiter des COLUMBIA-Unfalluntersuchungsausschußes, Admiral Harold "Hal" Gehman, erklärt, er sei mit den Leistungen der NASA in den letzten zwei Jahren mehr als zufrieden.

"Es scheint mir, als ob sie bereit für den Start seien", meinte ergegenüber der Associated Press. "Soweit ich es weiß, haben sie alle Schritte unternommen, um für einen Flug im Juli bereit zu sein."

Gehman sagte, die Unfallermittler hätten niemals im Sinn gehabt, daß die NASA die Änderungen, die sie für das Shuttle empfohlen hatten, wortwörtlich umsetzen sollte. "Wir wollten daraus keine Giftpille machen", erklärte er zu einer der Verbesserungen, die zu besonderen Irritationen geführt hatte.

Alle Katastrophen werden durch das Zusammentreffen von bestimmten Umständen und Ereignissen möglich. Ziel der Empfehlungen sei es deshalb gewesen, eine Ereigniskette zu brechen, die zu einem Verlust des Raumfahrzeuges führt: Ein Stück Isolierschaum platzt ab; der Isolierschaum trifft die Flügelvorderkante, die nicht stark genug ist; es gibt keine Möglichkeit die Beschädigung zu bemerken; und es gibt keine Möglichkeit diese Beschädigung im Orbit zu reparieren.

Normalerweise reiche es aus nur eines dieser Ereignisse oder Umstände zu beseitigen, um die Katastrophe abzuwenden. Die NASA habe an allen vier Punkten angesetzt, um das Risiko für eine Wiederholung des Unglückes zu minimieren. Und auch wenn sie zur Zeit nur in der Lage sei ein etwa 10 cm großes Loch zu stopfen und es auch nicht sicher sei, wie erfolgreich diese Reparatur wäre, so habe man doch zwölf der Empfehlungen zum Teil mehr als gefordert erfüllt.

Wie die Astronauten und andere bei der NASA, scheint Gehman dennoch zu akzeptieren, daß man nicht jedes Risiko ausschließen kann. "Ich würde nicht das Word 'sicher' verwenden, um Raumfahrt zu beschreiben, trotz aller Verbesserungen, die in den letzten zweieinhalb Jahren eingeführt wurden.

Ich denke, die Menschen in Amerika, und ich denke auch der größte Teil des Kongresses, sind sich nicht darüber bewußt, wie riskant diese Flüge sind", erklärte der Mann, der sieben Monate lang die Untersuchungen und Debatten über die Ursachen für den Unfall der COLUMBIA geleitet hatte.

Die Tatsache, daß die NASA nun die Möglichkeit hat, nach Lücken im Hitzeschutzschild des Shuttles zu suchen und den Schaden zu analysieren - und dank Änderungen in der Kultur der Behördenführung auch ein Interesse daran hat das zu tun - ist die Art von Fortschritt, auf die Gehman zwei Jahre lang gehofft hatte.

"Wenn sie etwas finden, das total daneben ist, dann haben sie jetzt Alternativpläne, welche sie vorher nicht hatten", meinte er.

Die ultimative Richtlinie der NASA, die Gehman formuliert hatte, ist zwischen heute und 2010 kontinuierlich Verbesserungen einzuführen, bis die drei übriggebliebenen Orbiter außer Dienst gestellt werden, um den Weg für ein neues Raumfahrzeug frei zu machen, das nicht nur in den Orbit, sondern auch zum Mond und gar bis zum Mars fliegen soll.

Dennoch: Gehman macht sich nicht über die nächste Mission Gedanken. Es ist die zehntnächste, die ihm Sorgen bereitet.

"Der nächste Flug wird so sicher sein, wie man es nur machen kann", meinte er. "Aber ich bin besorgt darüber, daß der Druck des Flugplans, des Startmanifestes, die Gesamtkosten und andere solcher Dinge sich wieder einschleichen und dann, Gott bewahre, die Anstrengungen zur Riskoabschätzung, Risikobewältigung und Sicherheit erneut den Preis dafür zahlen werden."

Quelle: Space.com


letzte Änderung am 1. Juli MMV