Bericht 29. Mai 2003 |
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COLUMBIA-Unglück: Hinweise verdichten sich
Beschußtests zeigen Möglichkeit der Beschädigung einer Segmentdichtung in der Flügelvorderkante - könnte auslösende Ursache für den Verlust der Raumfähre gewesen sein
Der unabhängige Columbia-Unfalluntersuchungsausschuß (CAIB) veröffentlichte heute einen vorläufigen Bericht über die Beschußtests, die am Südwest-Forschungsinstitut in San Antonio, Texas durchgeführt werden. Danach wurden Isolierschaumblöcke von einem dreiviertel Kilogramm Masse und 20.000 Kubikzentimeter Volumen mit gut 230 m/s Geschwindigkeit bei einem Anstellwinkel von 20 Grad auf eine aufgebockte Flügelvorderkante der Raumfähre ENTERPRISE (OV-101) geschossen. Die ENTERPRISE, mit der Ende der Siebziger Jahre die Flug- und Landetests durchgeführt wurden, steht heute im Smithonian Museum. Die Flügelvorderkanten eines Orbiters sind aus Verkleidungssegmenten aus verstärktem Kohlefaserverbundwerkstoff (CfC) zusammengesetzt. Die Stoßfugen zwischen den Segmenten sind mit T-förmigen CfC-Dichtungen verschlossen. Verstärktes CfC besitzt sowohl hohe Zugfestigkeit als auch eine enorme Hitzebeständigkeit. Damit der Kohlenstoff bei der Hitzeinwirkung nicht verbrennt, sind die Bauteile mit einer Schicht aus Siliziumkarbid umhüllt, die sie vor dem Luftsauerstoff schützen. Die Beschußtests zeigten nun, daß beim Auftreffen des Schaumstücks auf den Bereich um Verkleidungssegment 6 und 7 die T-Dichtung zwischen den Segmenten herausgedrückt wurde und so eine schlitzartige Lücke von rund 55 cm Länge entstand. Die Breite des Schlitzes variierte zwischen 1 und 6 Millimetern.
Zuvor waren bereits Beschußtests auf eine Fahrwerksklappe der ENTERPRISE durchgeführt worden. Die Hitzeschutzkacheln, die darauf angebracht worden waren, hatten dabei aber nur sehr geringfügige Beschädigungen erfahren. Suche beendet
Zuletzt konnten Bruchstücke dem Bereich des linken Flügels zugeordnet werden, an dem vermutlich das Verhängnis für den Orbiter begann. Schlackereste an Hitzeschutzkacheln, deren ursprüngliche Position als unmittelbar hinter der Dichtung zwischen den Vorderkantenverkleidungssegmenten 7 und 8 gelegen ermittelt werden konnte, zeigen, daß die Bruchstelle, vermutlich die beschädigte T-Dichtung an dieser Stelle, der Ausgangspunkt für die beginnende Zerstörung im Innern der Tragfläche war. Quelle: CAIB, Spaceflight Now, Space.com |