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Artikel 18. Juni 2009
NASA kehrt zum Mond zurück
Amerikanische Raumfahrtbehörde startet Lunar Reconnaissance Orbiter und LCROSS - Suche nach Wasser am Mondsüdpol und genaue Kartierung der Mondoberfläche beabsichtigt

Start von LRO und LCROSS
Oben: Um 23:32 Uhr MESZ hebt die ATLAS V Trägerrakete mit den Satelliten Lunar Reconnaissance Orbiter (LRO) und Lunar Crater Observation and Sensing Satellite (LCROSS) vom Startkomplex 41 des US-Luftwaffenstützpunktes Cape Canaveral in Florida ab. (Photo: NASA/Bill Ingalls)
Die NASA hat am Donnerstag abend um 23:32 Uhr MESZ von der US-Luftwaffenbasis Cape Canaveral aus die Raumsonden Lunar Reconnaissance Orbiter (LRO) und Lunar Crater Observation and Sensing Satellite (LCROSS) auf der Spitze einer ATLAS V Trägerrakete in's All gestartet. Die beiden Satelliten sollen mehr Informationen über die Umweltbedingungen auf dem Mond zur Erde senden, als jede andere Mission zuvor.

Der Orbiter wurde rund 45 Minuten nach dem Start von der Oberstufe mit seiner Schwestersonde LCROSS abgetrennt und begann sofort mit dem Hochfahren seiner Komponenten, die für die Steuerung des Raumfahrzeugs notwendig sind. Die Flugbetriebsmannschaft stellte um 1:40 Uhr MESZ die Kommunikation mit LRO her und gab erfolgreich die Anweisung für das Entfalten der Solarzellenflächen. Das Team fährt nun damit fort die Subsysteme der Sonde durchzutesten und sie für das erste Mittkurskorrekturmanöver vorzubereiten. Die NASA-Wissenschaftler hofften rund vier Stunden nach dem Start gegen 3:30 Uhr MESZ in der Nacht die Kommunikation mit LCROSS herzustellen.

"Dies ist ein wichtiger Tag für die NASA", meinte Doug Cooke, der beigeordnete Administrator für das NASA-Direktorat für Erkundungsmissionen in Washington, das sowohl die LRO-, als auch die LCROSS-Mission entworfen und entwickelt hat. "Wir blicken nach vorne auf eine außerordentliche Zeit der Entdeckungen auf dem Mond und die Informationen, die uns LRO für zukünftige Erkundungsmissionen liefern wird."

Die Raumsonde soll in eine polare Umlaufbahn in nur 50 km Höhe über dem Mond eingebracht werden, wo sie eine einjährige primäre Mission absolvieren soll. LRO's Instrumente werden den Wissenschaftlern helfen, hochauflösende dreidimensionale Karten der Mondoberfläche zu erstellen und ihn außerdem in verschiedenen Wellenlängen des elektromagnetischen Spektrums abzutasten. Der Satellit wird die tiefsten Krater des Mondes erkunden, wie auch solche Regionen, die ständig in der Sonne oder ständig im Schatten liegen. Er soll außerdem Informationen sammeln, die Aufschluß darüber geben, wie sich die Strahlungsumgebung auf dem Mond auf den Menschen auswirkt.

Lunar Reconnaissance Orbiter
Oben: Der Lunar Reconnaissance Orbiter in einer Computeranimation. (Abbildung: NASA/GSFC)
"Unsere Arbeit ist es, eine umfassende Aufklärung der Mondoberfläche durchzuführen", erklärte Craig Tooley, der LRO-Projektleiter am Goddard Raumflugzentrum (GSFC) der NASA in Greenbelt, Maryland. "Die NASA wird die Daten, die LRO sammelt, nutzen, um Raumfahrzeuge zu entwickeln, die Menschen zum Mond zurückbringen, und um mögliche Landestellen auszusuchen, die ihr Ziel sein werden."

Die hochauflösenden Aufnahmen aus der LRO-Kamera werden dabei helfen, die Landestellen für zukünftige Explorer zu finden und die Topographie und Zusammensetzung der Mondoberfläche zu charakterisieren. Die Wasserstoffkonzentrationen an den Mondpolen werden im Detail kartographiert, um die Stellen von möglichen Wassereisvorkommen möglichst exakt bestimmen zu können. Ein miniaturisiertes Radarsystem wird die Mondpole abbilden und die Kommunikationsfähigkeiten testen.

"Während der 60-tägigen Indienststellungsphase werden wir die Komponenten und Instrumente der Raumsonde ancheinander einschalten", erläuterte Cathy Peddie, die stellvertretende LRO-Projektleiterin am GSFC. "Alle Instrumente werden innerhalb von zwei Wochen nach dem Start eingeschaltet werden und wir sollten innerhalb des kommenden Monats damit beginnen können, den Mond in neuem und größerem Detailreichtum zu sehen."

"Wir haben während des Apollo-Programms viel über den Mond gelernt, aber nun ist es Zeit zum Mond zurückzukehren, um noch intensivere Untersuchungen durchzuführen, und genau das werden wir mit LRO tun", meinte Richard Vondrak, einer der LRO-Projektwissenschaftler am GSFC.

Alle anfänglichen Datensätze von LRO werden innerhalb von sechs Monaten im Planetaren Datenbanksystem abgelegt, einem öffentlich zugänglichen elektronischen Nachschlagewerk für planetenwissenschaftliche Informationen.

LRO wurde am GSFC gebaut und die Mission wird auch von dort geleitet. LRO ist eine NASA-Mission mit internationaler Beteiligung vom Institut für Weltraumforschung in Moskau. Rußland stellte den Neutronendetektor an Bord der Sonde für die Mission bereit.

Einschlag auf dem Mond

LCROSS und CENTAUR
Oben: Beim Endanflug folgt LCROSS der CENTAUR-Oberstufe etwa vier Minuten nach, um deren Einschlag aufzuzeichnen, bevor die Sonde selbst auf dem Mond einschlägt. (Abbildung: NASA/ARC)
Nach der Abtrennung von LRO rund 45 Minuten nach dem Start wurd auch LCROSS hochgefahren und das Missionsbetriebsteam am Ames Forschungszentrum der NASA in Moffett Field in Kalifornien führte Systemprüfungen durch, um sicherzustellen, das das Raumfahrzeug voll funktionsfähig ist.

LCROSS und die angekoppelte CENTAUR-Oberstufe werden unabhängig voneinander am 9. Oktober 2009 gegen 13:30 Uhr MESZ auf dem Mond einschlagen und ein Paar von Trümmerwolken produzieren, die nach dem Vorhandensein von Wasserdampf, Kohlenwasserstoffen und hydrierten Stoffen analysiert werden sollen. Die Planung sieht vor, daß die Sonde und die CENTAUR in der Cabeus-Region nahe des Mondsüdpols einschlagen sollen. Der exakte Einschlagort wird erst rund 30 Tage vorher genau bestimmt werden, nachdem Information, die von LRO, anderen Raumsonden in der Mondumlaufbahn und Observatorien auf der Erde gesammelt werden, ausgewertet wurden.

"LCROSS ist die kleinstmögliche Mission überhaupt", meinte Doug Cooke. "Wir stehen bereit für eine aufregende Mission und möglichen Antworten zu einigen sehr faszinierenden Fragen über den Mond."

Der 586 kg schwere LCROSS und die 2370 kg schwere CENTAUR werden am 23. Juni gegen 12 Uhr MESZ ein Vorbeischwingmanöver am Mond durchführen, um die wissenschaftlichen Instrumente der Sonde zu kalibrieren und in eine langgestreckte Polarbahn um Erde und Mond einzutreten. Jeder Umlauf wird grob gesehen senkrecht zur Bahnebene von Erde und Mond verlaufen und etwa 37 Tage dauern. Vor dem Einschlag werden die Sonde und die Oberstufe etwa drei Umläufe durchführen.

Beim Endanflug werden sich LCROSS und die CENTAUR-Oberstufe in rund 86000 km über der Oberfläche des Mondes trennen. LCROSS wird sich um 180 Grad drehen, um seine wissenschaftliche Nutzlast dem Mond zuzuwenden und seine Triebwerke für ein Bremsmanöver zu feuern. Das Raumfahrzeug wird den Einschlag der CENTAUR beobachten und durch die aufgeworfene Staubwolke fliegen. Die dabei gesammelten Daten werden zum LCROSS-Missionsbetriebszentrum zur Analyse übertragen. Vier Minuten später wird dann auch LCROSS einschlagen und eine zweite Staubwolke aufwerfen.

"Diese Mission ist der Höhepunkt für ein engagiertes Team, das eine großartige Idee hatte", meinte Daniel Andrews, der LCROSS-Projektleiter am Ames Forschungszentrum. "Und jetzt bringen wir Menschen auf der ganzen Welt dazu, zum Mond zu schauen und über unsere nächsten Schritte dort nachzudenken."

Das Wissenschaftliche Team von LCROSS wird die koordinierte Beobachtungskampagne leiten, die LRO, das Weltraumteleskop HUBBLE, Observatorien auf dem Mauna Kea auf Hawaii und Amateurastronomen auf der ganzen Welt einschließt.

Ames leitet die LCROSS-Mission und hat auch die Instrumentennutzlast gebaut. Das Raumfahrzeug wurde von Northrop Grumman in Redondo Beach in Kalifornien gebaut.

Quelle: NASA
Bearbeitet von: Matthias Pätzold


letzte Änderung am 19. Juni MMIX