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Bericht 13. September 2007
Japan startet Sonde zum Mond
KAGUYA ist das größte Raumfahrzeug, das seit APOLLO zum Erdtrabanten geschickt wird und Teil einer internationalen Kampagne

KAGUYA
Oben: Diese künstlerische Darstellung zeigt die KAGUYA-Raumsonde im Mondorbit, begleitet von den zwei VRAD-Mikrosatelliten. (Abbildung: JAXA, Akihiro Ikeshita)
Ein japanisches Raumfahrzeug, das größte seit der Apollo-Ära, das den Mond zum Ziel hat, ist in der Nacht zum Freitag zu einer ambitionierten Mission gestartet, bei der die Entstehungsgeschichte des nächsten Nachbarn der Erde erforscht werden soll.

Der drei Tonnen schwere KAGUYA-Mondorbiter ritt um 3:31 Uhr MESZ auf der Spitze der H-2A-Trägerrakete von der Startrampe des japanischen Raumfahrtzentrums auf der Insel Tanegashima gen Himmel. Die Sonde sollte die Erde erst zweimal umkreisen, bevor sie die eigentliche fünftägige Reise zum Mond antritt, wie von Seiten der japanischen Raumfahrtagentur JAXA erklärt wurde.

Ursprünglich bekannt als SELENE (kurz für "SELenological and ENgineering Explorer"), trägt KAGUYA 14 wissenschaftliche Instrumente und zwei kleine Mikrosatelliten an Bord, mit denen detaillierte Karten der Mondoberfläche angefertigt, das Innere des Mondes untersucht und sein Schwerefeld studiert werden sollen.

"All die Daten, die von KAGUYA zusammengetragen werden, bringen uns neue wissenschaftliche Erkenntnisse in unserer Forschung nach den Ursprüngen des Mondes und seiner Entwicklung", erläuterte Yoshisada Takizawa, der SELENE-Projektleiter der JAXA, auf der Webseite der Raumfahrtagentur.

KAGUYA wurde nach Kaguya-Hime, der Mondprinzessin in einem bekannten japanischen Märchen, benannt und trägt Namen und Botschaften von Menschen auf der Erde mit sich an Bord als Teil der "Wünsche auf den Mond"-Kampagne der JAXA. Die Sonde ist außerdem mit einer hochauflösenden Kamera ausgestattet, die konstruiert wurde, um Photos und Videos von der Erde aufzunehmen, während sie über dem Mondhorizont aufgeht.

"Der Mond ist der Lieblingshimmelskörper der Japaner", erklärte Shinichi Sobue, wissenschaftlicher Koordinator und Sprecher der KAGUYA-Mission bei der JAXA, gegenüber Space.com. "Ich denke, daß die Menschen in Japan sich darauf freuen, und ganz besonders darauf, die Erde über dem Mond aufgehen zu sehen."

Die Bahn von KAGUYA
Oben: Die Flugbahn der KAGUYA-Sonde. Nach dem Start wird das Raumfahrzeug die Erde noch zweimal umrunden, bevor sie auf Kurs zum Mond geht. Dort schwenkt sie in eine zunächst stark elliptische Polarbahn ein, die dann nach und nach abgesekt wird. Noch vor Erreichen des Beobachtungsorbits werden die beiden VRAD-Mikrosatelliten ausgesetzt (9). (Abbildung: JAXA)
Die rund 55 Milliarden Yen (ca. 340 Millionen Euro) teure KAGUYA-Mission soll etwa ein Jahr lang laufen. Der Start der Mission erfolgte nach acht Jahren der Entwicklung und einer Reihe von Verzögerungen, die jüngste verursacht durch nicht ordnungsgemäß eingebaute Kondensatoren auf den zwei kleinen Begleitsatelliten. Schlechtes Wetter am Startplatz hatte außerdem einen Start am Donnerstag Morgen verhindert.

Während KAGUYA nicht die erste japanische Mondmission ist, ist sie doch die ehrgeizigste des Landes. Im Jahr 1990 hatte Japan bereits die Raumsonde HITEN gestartet, die eine Reihe von Vorbeiflügen am Mond durchführte und den kleinen Satelliten HAGAMORDO ausgesetzte, der in die Mondumlaufbahn eintrat. HITEN wurde schließlich im Jahr 1993 absichtlich zum Absturz auf dem Mond gebracht.

Sobue sagte, daß HITENs Flug in erster Linie dem Testen neuer Technologien für zukünftige Raumfahrzeuge diente, was KAGUYA zu Japans erster richtigen wissenschaftlichen Mondission macht. Die JAXA wird ihre Messungen des Mondschwerefeldes mit US-amerikanischen Forschern der NASA teilen, die derzeit den Start ihres eigenen Lunar Reconnaissance Orbiters (LRO) im nächsten Jahr vorbereiten. Außerdem schaue man für die Zukunft auch auf mögliche bemannte Missionen zum Mond voraus, fügte Sobue hinzu.

"Die JAXA untersucht die Möglichkeiten, bemannte Aktivitäten auf dem Mond durchzuführen und den Mond für zukünftige Raumfahrtentwicklungsprojekte zu nutzen", hatte Takizawa in früheren Aussagen erklärt.

Sobue fügte hinzu, daß KAGUYA/SELENE Teil einer größeren Weltraumerkundungsinitiative der JAXA ist, um an internationalen bemannten Mondmissionen teilzunehmen und um das Jahr 2010 herum einen unbemannten Mondlander zu starten.

"Wir hoffen, daß wir mit unseren SELENE-Daten eine gute Stelle für eine zukünftige Mondlandung finden werden", meinte Sobue.

KAGUYA ist die erste in einer Reihe von neuen Mondmissionen verschiedener Nationen, die innerhalb der nächsten zwei Jahren durchgeführt werden sollen. Chinas Mondorbiter Tschang'e-1 soll noch in diesem Jahr gestartet werden, während der LRO der NASA und Indiens Chandrayaan-1 2008 gestartet werden sollen.

Quelle: Space.com
Bearbeitet von: Matthias Pätzold


letzte Änderung am 14. September MMVII