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Artikel 30. November 2010
Geheimes Minishuttle könnte schon am Freitag landen
X-37B hat seine Mission so gut wie beendet - US-Luftwaffe kündigt Landung für dieses Wochenende an

OTV im All
Oben: Das OTV X-37B im All nach einer künstlerischen Darstellung. Auffällig ist die ausgeklappte Solarzellenfläche, die es von den ähnlich aussehenden US-Raumfähren unterscheidet und ermöglicht, bis zu 270 Tage im All zu bleiben. (Abbildung: Boeing/US-Luftwaffe)
Das geheime Raumflugzeug X-37B der US-Luftwaffe könnte schon am Freitag zur Erde zurückkehren und auf einer Betonpiste in Kalifornien landen, wie das US-Militär am Dienstag bekanntgab.

Das Raumfahrzeug, das auch als Orbitales Testfahrzeug (OTV) bezeichnet wird, umkreist die Erde seit dem 22. April und hat in der Zwischenzeit geheime Tests und Technologiedemonstrationen durchgeführt. Dabei war es die ganze Zeit unter den wachsamen Augen von Amateurbeobachtern am Boden.

Die aus zwei Absätzen bestehende Pressemitteilung des 30. Weltraumgeschwaders am US-Luftwaffenstützpunkt Vandenberg in Kalifornien besagte, daß "der exakte Landetermin wird von technischen und wetterbedingten Erwägungen abhängen", könnte aber zwischen Freitag (3. Dezember) und Montag (6. Dezember) erfolgen.

Vorbereitungen für die Landung werden derzeit in Vandenberg getroffen, hieß es in der Mitteilung.

Landegelegenheiten stehen in den frühen Morgenstunden pazifischer Zeit (um den Mittag mitteleuropäischer Zeit) zur Verfügung, wie verschiedene Quellen verlauten ließen.

Das mit Tragflächen ausgestattete Raumfahrzeug, soll seine Haupttriebwerke feuern, um aus der Umlaufbahn herauszufallen und den Abstieg in die Erdatmosphäre zu beginnen. Dabei wird esüber dem Pazifik, geschützt unter einem isolierenden Schild von Decken und Keramikkacheln, brennendheiße Temperaturen ertragen müssen.

Dies wird das erste Mal in der Geschichte der US-Raumfahrt sein, daß ein vollständig autonomer Wiedereintritt aus der Erdumlaufbahn mit anschließender Landung auf einer Landebahn unternommen wird. Die sowjetische Raumfähre BURAN hatte dies bereits im Jahr 1988 in einem einzelnen automatisierten Testflug vollbracht.

Der Endanflug der X-37B wird von einem differentiellen Präzisionslandesystem auf Basis des Globalen Ortsbestimmungssystems (GPS) geleitet, das die Navigationdaten direkt in die Flugrechner des Raumfahrzeugs eingibt und ihm die Möglichkeit gibt, dem richtigen Kurs nach Vandenberg zu folgen und direkt auf die Landebahn einzuschwenken.

OTV beim Wiedereintritt
Oben: Die X-37B beim Wiedereintritt in einer künstlerischen Darstellung aus der Zeit, als das Programm noch von der NASA verwaltet wurde. (Abbildung: NASA/MSFC)
Wenn das Raumflugzeug in der Nähe der Landeeinrichtung eintrifft und auf die Landebahn eingeschwenkt ist, wird es für den Endanflug in einen steilen Gleitflug übergehen. In den letzten paar Sekunden des Fluges wird das Gefährt dann die Nase hochziehen, ihr Drillingsfahrwerk ausfahren und dann auf der Landebahn aufsetzen.

Das Raumfahrzeug hat ein Selbstzerstörungssystem, das den Flug beenden soll, wenn es vom Kurs abweicht.

Vandenbergs Landebahn ist 4,5 km lang und verläuft von Nordwest nach Südost.

Der Luftwaffenstützpunkt Edwards in der Mochave-Wüste ist eine alternative Landestelle für die Mission.

Die US-Luftwaffe wollte am Dienstag keine weiteren Details bekanntgeben, aber ein Sprecher des Pentagons erklärte, das weitere Informationen im Laufe der Woche veröffentlicht werden könnten.

Vor der knappen Presseerklärung am Dienstag war die US-Luftwaffe absolut schweigsam über den Fortschritt der X-37B-Mission, seit sie rund 17 Minuten nach dem Start am 22. April eine Nachrichtensperre verhängt hatte.

Molczan, ein beachteter Himmelsbeobachter aus Kanada, berichtete, daß sich das Raumfahrzeug nun in einer nahezu kreisförmigen Umlaufbahn befindet, mit einer Bahnhöhe von 284 km und einer Bahnneigung von 40°.

Ein lose verbundenes Netzwerk aus Satellitenbeobachtern hat seit ihrem Start vier größere Bahnmanöver der X-37B verzeichnet. Je einmal im August und im Oktober, sowie zweimal im November hatten die Beobachter das Raumfahrzeug aus den Augen verloren, nur um es kurz darauf auf einer anderen Umlaufbahn wiederzufinden.

OTV auf der Landebahn
Oben: Das OTV X-37B nach Landetests auf der Landebahn des US-Luftwaffenstützpunktes Vandenberg in Kalifornien. Hier oder in Edwards soll das OTV nach Abschluß seiner Mission vollautomatisch landen. (Photo: US-Luftwaffe)
Feuerstöße aus den kraftvollen Haupttriebwerken der X-37B, die in etwa die gleiche Größe wie die Orbitalmanövriertriebwerke des Space Shuttles haben, hatten am 6. Oktober, 1. November und am 12. November die Umlaufbahn des Raumfahrzeugs abgesenkt, ein möglicher Hinweis darauf, daß die Landung näherrückte.

Wie ein Datenblatt der US-Luftwaffe ausweist, hat das Raumfahrzeug nur rund ein Viertel der Größe einer amerikanischen Raumfähre. Es ist etwa 8,7 Meter lang und 2,85 Meter hoch bei einer Flügelspannweite von 4,5 Meter.

Obwohl ihre äußere Form der des Space Shuttles ähnelt, besitzt die X-37B modernere Systeme, ist aber ansonsten eingeschränkter als die Orbiter der NASA-Flotte. Ihre Nutzlastbucht hat gerade mal die Größe der Ladefläche eines Kleintransporters.

Anstatt seinen Strom wie das Shuttle mit Brennstoffzellen zu erzeugen, hat das Raumfahrzeug eine kleine Solarzellenfläche entfaltet, was es der X-37B ermöglicht, bis zu 270 Tage in der Umlaufbahn zu verbleiben. [Das Shuttle kann bestenfalls 17 Tage im All bleiben.]

Zu den anderen Technologien, die das Raumflugzeug nach Angaben des Datenblattes testen sollte, gehören verbesserte Führungs-, Navigations- und Steuereinrichtungen, ein Hitzeschutzsystem, Flugelektronik (Avionik), Hochtemperaturstrukturen und -dichtungen, sowie konforme wiederverwendbare Isolierungen.

Die Ladebucht des Minishuttles kann mehrere hundert Kilogramm an Nutzlasten aufnehmen, aber was die Mission genau testet ist geheim geblieben.

Ursprünglich von der NASA entwickelt, dann aber vom Pentagon übernommen, ist die X-37 ein wiederverwendbares Raumflugzeug, das zunächst als Prüfstand für Startfahrzeugtechnologien und als Wegbereiter für billigeren und zuverlässigeren Zugang in die niedrige Erdumlaufbahn entwickelt worden war.

Die NASA hatte dann im Jahr 2004 die Leitung des Projekts an die Behörde für fortschrittliche Verteidigungstechnologieforschung (DARPA) übertragen, dann hatte US-Luftwaffendienststelle für Schnelle Einsatzmöglichkeiten die Leitung im Jahr 2006 übernommen.

Die Vision der US-Luftwaffe für die X-37B ist aber ähnlich der der NASA.

Die Militärischen Verantwortlichen hoffen, daß das System sich als ein reaktionsschnelles und bewegliches Raumfahrzeug beweist, das Ad-Hoc-Anforderungen von Kampfflugzeugen erfüllen kann. Die Verantwortlichen könnten eine Kameraanlage oder andere Experimente in die Nutzlastbucht der X-37B packen und auf einer ATLAS 5 oder DELTA 4 Trägerrakete von Kap Canaveral oder Vandenberg starten.

Aber die Durchführbarkeit eines solchen Programmes hängt an den Kosten für die Bereitstellung eines X-37B-Raumfahrzeuges für einen weiteren Flug und der Startverfügbarkeit.

Die Mission wird nach der Landung mit einer gründlichen Untersuchung darüber weitergehen, wie das Raumflugzeug die mehr als 32 Wochen im All überstanden hat. Die Ingenieure werden es dann für einen weiteren Flug herrichten.

Eine weitere X-37B ist derzeit bei Boeing Phantom Works im Bau und soll voraussichtlich im Frühjahr 2011 gestartet werden.

Quelle: Spaceflight Now
Bearbeitet von: Matthias Pätzold

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letzte Änderung am 2. Dezember 2010