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Artikel 10. Februar 2011
Steht der Rote Planet zum Verkauf? Wie unternehmerische Sponsoren die Menschen zum Mars schicken könnten
Reisen zum Mars möglich, sobald die Finanzierung steht - Internationale Organisation zur Regulierung der Ressourcennutzung im Weltraum aber noch Zukunftsmusik

NASA-Wissenschaftler und deren Kollegen haben vorgeschlagen, dass eine bemannte Mission zum Mars unternehmensfinanziert sein könnte. Das steigert die Aussichten, dass ein Raumschiff mit dem Namen "Microsoft Explorer" oder "Google Search Engine" eines Tages als das erste Raumschiff in die Geschichte eingehen könnte, das Menschen zum Roten Planeten gebracht hat.

Der Vorschlag sieht vor, dass Unternehmen $160 Milliarden (knapp €120 Milliarden) für eine bemannte Mission zum Mars und eine dortige Kolonie an Land ziehen könnten - anstatt Steuergeldern, die von Regierungen für eine solche Mission eingesetzt würden.

Der Plan beinhaltet "jeglichen Aspekt einer Reise zum Roten Planeten: die Entwicklung eines Raumfahrzeugs, die medizinische Versorgung und psychologische Belange, die Errichtung einer Mars-Basis, die Kolonialisierung und einen revolutionären Geschäftsvorschlag, um die wesentlichen etatmäßigen Hindernisse zu überwinden, die die USA bis jetzt davon abgehalten haben, Astronauten zum Mars zu schicken", sagte Joel Levine, ein leitender Forschungswissenschaftler am Langley-Forschungszentrum der NASA.

Geld könnte durch die Lizensierung von Übertragungsrechten, Bekleidung, Spielzeug, Filmen, Büchern, Spielen usw. eingenommen werden. Vielleicht könnten sogar der Verkauf von Mineralien und Landrechten auf dem Mars Geldeinnahmen schaffen.

"Die Lösung ist Marketing, Verkaufsförderung und unternehmerisches Sponsoring, etwas, das die NASA zuvor noch nie gemacht hat", führte Levine weiter aus. "Das ist ein völlig neues wirtschaftliches Konzept, um eine Reise zum Mars und das zu finanzieren, was als das größte Abenteuer in die Geschichte der Menschheit eingehen wird."

Den Mars verkaufen

Der Plan, den die Wissenschaftler in ihrem im letzten Dezember veröffentlichten Buch "The Human Mission to Mars: Colonizing the Red Planet (Die Bemannte Mission zum Mars: Kolonialisierung des Roten Planeten)" genau ausführen, sieht vor, dass ein solches Projekt über 10 Jahre hinweg zusätzliche 500.000 Stellen in den USA schaffen würde, was die Luft-und Raumfahrtindustrie und die verarbeitende Industrie kräftig ankurbeln würde.

"Eine Mission zum Mars würde Millionen von Studenten dazu motivieren, einer Karriere in Wissenschaft und Technik nachzugehen und dabei amerikanischen Unternehmen eine riesige Auswahl an talentierten jungen Wissenschaftlern mit Technikerfahrung bereitstellen", erklärte Rudy Schild vom Harvard-Smithsonian-Zentrum für Astrophysik, der das Buch zusammen mit Levine herausgegeben hat. "Dann sind da noch die wissenschaftlichen und technologischen Fortschritte, die der amerikanischen Bevölkerung direkt zugute kämen. Mobilfunktelefone, GPS-Geräte und Satellitenfernsehen verdanken ihre Existenz den Raumfahrtprogrammen der 1960-er Jahre. Die Technologien, die zur Unterstützung einer bemannten Mission zum Mars erfunden werden könnten, lassen die Vorstellungskraft ins Taumeln geraten."

"Es gibt fast keinen Zweifel darüber, dass eine bemannte Mission zum Mars eine technische und wissenschaftliche Revolution einleiten würde, für amerikanische Unternehmen, die verarbeitende Industrie und die Luft- und Raumfahrtindustrie unglaubliche geschäftliche Möglichkeiten schaffen würde und junge Männer und Frauen in den ganzen USA beflügeln würde, Wissenschaftler und Ingenieure werden zu wollen", so Schild.

Levine wies darauf hin, dass die Idee der Finanzierung einer bemannten Mission zum Mars durch große Gesellschaften und Privatunternehmen "einen wesentlichen Abschied davon bedeutet, wie wir die Dinge im Weltraum bis jetzt gemacht haben". Eine Menge Dinge müssten ausgetüftelt werden, denn die NASA hat in der Vergangenheit keine Werbezeit, Fernsehrechte und solche Sachen verkauft."

Man könnte argumentieren, dass aus Kosten- und Sicherheitsgründen anstatt von Gesellschaften und Privatunternehmen lieber die NASA und andere staatliche Raumfahrtagenturen eine bemannte Mission zum Mars anführen sollten.

Noch nie haben Astronauten einen Fuß auf den Mars gesetzt und wie bei den Apollo-Missionen auch, die Menschen zum Mond gebracht haben, würde eine Mission zum Mars eine Gruppe von Ingenieuren und anderen Wissenschaftlern benötigen, die über Jahre hinweg zusammenarbeiten müssten. Dabei geht es bei den Überlegungen zu den Kosten mehr darum, unter einem prognostizierten Budget zu bleiben, als große Profite zu machen.

Auch aufgrund der risikobehafteten und ungetesten Aspekte eines Unternehmens in solch ein Territorium waren es bis jetzt die Regierungen, die Pionierarbeit beim Thema Weltraumreisen geleistet haben. Erst nach dem Überschreiten von Grenzen, um Reisen ins All sicherer, routinemäßiger und billiger zu machen, war es den Unternehmen möglich, sich auf Gebiete vorzuwagen, die sie vorher aus Angst nicht betreten hatten.

"Wahrscheinlich fänden es die meisten Menschen schwierig sich vorzustellen, dass es bei so einer Mission keinerlei Regierungsbeteiligung gäbe" meinte der Experte für Raumfahrtrecht Timothy Nelson von der New Yorker Rechtsanwaltskanzlei Skadden. "Alleine der Besitz einer Rakete würde einen über die militärischen Regularien stolpern lassen, die den Besitz von Raketentechnologie in den USA regeln. Ohne allzu zynisch klingen zu wollen, aber Weltraumraketen wurden beim Rüstungswettlauf als Nebenprodukt gebaut."

"Im bestehenden Weltraumrecht gibt es kein Verbot, auf ein Weltraumfahrzeug Werbung anbringen zu dürfen, oder Übertragungsrechte zu solchen Missionen zu vergeben", fügte Nelson hinzu. "Die wirtschaftliche Frage ist, ob man genügend Einnahmen aus Gebühren erzielen kann, um das zu bezahlen, was man da vor hat", meinte er.

Und, "zu welchem Grad kann man Exklusivrechte für etwas bekommen, das so berichtenswert wie eine bemannte Mars-Mission ist?", fragte Nelson. "Ich kann mir gut vorstellen, dass andere Pressekanäle argumentierten, sie hätten ein Recht darauf, darüber berichten zu dürfen. Außerdem komme ich einfach nicht umhin zu denken, dass wenn nur ein Unternehmen in der Welt die Mission übertragen dürfte, dies manche Menschen dazu brächte zu meinen, dass die Mission ein Schwindel und Komplott sei. Genau von dieser Idee handelt der Film "Unternehmen Capricorn" (Anm. des Übersetzers: Unternehmen Capricorn ist ein Kinofilm aus dem Jahr 1978, der von der vorgetäuschten ersten Reise von Menschen zum Mars handelt. Quelle: Wikipedia) Um solche Zweifel schon im Keim zu ersticken, muss eine solche Mission so transparent wie möglich gemacht werden."

Kann man den Mars überhaupt besitzen?

Der 

Astronaut Dale Gardner,
Oben: Der Astronaut Dale Gardner, der ein Schild mit der Aufschrift ZU VERKAUFEN hochhält. Es bezieht sich auf die zwei Satelliten Palapa B-2 und Westar 6, die er und sein Kollege Joseph Allen IV aus der Umlaufbahn geholt hatten. Im Visier Gardners ist Allen zu sehen. (Photo: NASA)
Wenn es um Land- und andere Rechte geht, "muss es eine internationale Organisation geben, die darüber entscheidet, was auf dem Mars erlaubt ist und was nicht", sagte Levine. "Ich glaube nicht, dass wir sagen werden können, wir teilen den Mars auf und verkaufen ihn."

Es gibt tatsächlich kein international akzeptiertes System für die Vergabe von Minerallizenzrechten auf einem Himmelskörper - dem Mars inbegriffen. "Es gibt Websites, die Ihnen sagen, dass Sie Ihnen eine Eigentumsurkunde zu einem Himmelskörper verkaufen können. Solange es aber kein international anerkanntes und zugelassenes System für die Nutzung von Ressourcen im Weltraum gibt, kaufen oder verkaufen sie solche Urkunden auf eigenes Risiko", führte Nelson weiter aus.

Es könnten auch Fragen darüber bestehen, ob die Nutzbarmachung des Landes auf dem Mars die Suche nach vergangenem oder gegenwärtigem Leben auf dem Roten Planeten beeinträchtigen könnte. Die NASA verfügt über ein Büro zum planetarischen Schutz, um sich gegen Mikroben und andere Arten der Kontamination abzusichern, die durch Weltraumfahrzeuge übertragen werden könnten, die das Sonnensystem bereisen.

Die NASA und andere Raumfahrtagenturen halten sich an ein Abkommen der Vereinten Nationen, das die Aktivitäten und die Exploration im Weltraum regelt. Sie kommen darüber hinaus Bestimmungen zum Planetenschutz nach, die vom internationalen Committee on Space Research (COSPAR) festgelegt wurden. Menschen auf den Mars zu schicken wird viele Fragen dazu aufwerfen, welchen Schaden sie unbeabsichtigterweise anrichten könnten.

"Nehmen Sie die Antarktis als Beispiel: man dachte einst, das sei eine zugefrorene Einöde. Als sich später die Ansichten änderten, resultierte dies in einem gemeinsamen Bergbau-Moratorium", erklärte Nelson. "Sogar noch bevor man zu dieser Ansicht gelangt war, gab es ein gemeinsam vereinbartes System für den Bergbau, das zwar nie zum Einsatz kam, aber strenge umweltschutztechnische Sicherheitsklauseln enthielt. Ich bin sicher, dass wenn es irgendwo auf dem Mars irgendein ökologisches Element gäbe, der Großteil der Meinung in der Welt sich für irgendeine Art von regelnden Sicherungsklauseln aussprechen würde."

Für Levine sind die Kosten, um Menschen auf den Mars zu schicken, die größte Hürde, die es zu bewältigen gibt.

"Es ist eine Geldfrage", so Levine. "Sobald das Geld verfügbar ist, können wir das tun. Eine bemannte Mission zum Mars wird eines der größten Abenteuer in der Geschichte der menschlichen Rasse. Für mich ist nicht Frage, ob wir gehen werden, sondern wann."

Dennoch: über die $160 Milliarden, von denen der Plan vorsieht, dass diese von Gesellschaften und privaten Unternehmen für so eine Mission berappt werden könnten, witzelte Nelson: "Da wo ich aufgewachsen bin, ist das eine Menge Geld."

Quelle: Space.com
Bearbeitet von: Joachim Dietlicher

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letzte Änderung am 16. Februar MMXI