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Bericht Montag, 26. Mai 2008
Neue Bilder von Mars Phoenix Lander
Mars Reconnaissance Orbiter photographiert Lander während des Abstiegs am Fallschirm - Wissenschaftler untersuchen die Oberflächenstrukturen an der Landestelle

Mars Phoenix Lander am Fallschirm
Oben: Diese Aufnahme des Mars Reconnaissance Orbiters zeigt den Mars Phoenix Lander, wie er am Fallschirm der Marsoberfläche entgegenschwebt. (Photo: NASA/JPL-Caltech/University of Arizona)
Während sie sich noch im Hochgefühl der erfolgreiche Landung auf dem Mars sonnten, veröffentlichten die Ingenieure des Phoenix-Programms heute ein spektakuläres Photo, das den Lander zeigt, wie er am Fallschirm der Marsoberfläche entgegenfällt. Dieses Schwarz-Weiß-Photo wurde am Sonntag vom Mars Reconnaissance Orbiter geschossen, als er sich über das Landegebiet hinwegbewegte. Es zeigt den entfalteten Fallschirm und die Oberabdeckung mit dem Lander darunter in einer höhe irgendwo zwischen 3000 und 300 Metern Höhe über der Oberfläche.

"Das Photo ist großartig", meinte der wissenschaftliche Leiter der Mission, Peter Smith, während der morgendlichen Pressekonferenz. "Wir warten nun auf ein Bild vom [Mars Reconnaissance Orbiter], der unsere Sonde auf der Oberfläche zeigt, damit wir genau wissen, wo sie ist. Wir hoffen auch, den Hitzeschild die Oberabdeckung und den Fallschirm zu sehen. All diese Dinge werden sichtbar sein, wir haben sie bis jetzt nur noch nicht gesehen. Aber das werden wir, und sobald wir sie entdecken, weil wir das ganze Gebiet mit Aufnahmen abgrasen, haben wir je ein Vorher- und ein Nachher-Bild, auf denen wir sehen können, wie das das Landegebiet aussah bevor der Lander kam und dann nachdem der Lander aufgesetzt hat. Das sollte dann wirklich spektakulär sein."

Phoenix wurde konstruiert, seine eigenen Bilder und Daten mithilfe UKW-Funkverbindung über den Mars Reconnaissance Orbiter und den Mars Odyssey Orbiter der NASA zur Erde zurückzusenden. Weitere Bilder von der Landschaft um den Lander herum, werden jeden Abend heruntergesendet und helfen den Wissenschaftlern dabei, ein 360°-Panorama der Landestelle zusammenzubasteln.

Zwei weitere Bilder, die am Montag Abend während der Pressekonferenz veröffentlicht wurden, beinhalten ein Bild in nahezu Echtfarben (siehe unten) und eine Nahaufnahme der Oberfläche um eine der Landestützen herum.

Mosaik
Oben: Aus mehreren Aufnahmen der Landerkamera wurde dieses Mosaik zusammengesetzt. Es zeigt neben einem Teil der Umgebung auch einen Teil des Instrumentendecks des Landers. (Photo: NASA/JPL)

Phoenix ist einer Region niedergegangen, die "Vastitas Borealis" ("Nördliche Einöde") benannt wurde. Die Nordpolarregion des Mars war als Landestelle ausgesucht worden, weil sie besonders flach und üblicherweise frei von größeren Felsbrocken und anderen topographischen Merkmalen, die eine Landung erschweren können, ist. Vom wissenschaftlichen Standpunkt bedeutender ist allerdings, daß der Mars Odyssey Orbiter in den nördlichen und südlichen Polarregionen etwas entdeckt hat, von dem die Wissenschaftler glauben, daß es sich um eine Schicht aus gefrorenem Wasser nur wenige Zentimeter unter der Oberfläche handelt. Aufnahmen der Mars Orbiter und nun auch des Phoenix Landers zeigen sich wiederholende polygone Muster im umgebenden Terrain, die ein Anzeichen für eine "aktive" Oberfläche sind.

Objekt in der Ferne
Oben: Auf dieser Aufnahme hat die Landerkamera ein Objekt in der Ferne eingefangen, das möglicherweise der Fallschirm oder der Hitzeschild des Landers ist. Genauen Aufschluß darüber wird erst eine Aufnahme des Mars Reconnaissance Orbiters von der Landestelle liefern. (Photo: NASA/JPL)
"Wenn das Eis abkühlt, neigt es dazu, sich ein wenig zusammenzuziehen und es bilden sich kleine Risse, in die dann Sand hineinfällt. Deshalb sieht man jetzt an diesen Stellen eine kleine Vertiefung auf der Oberfläche, wo der Sand in die Risse gerutscht ist", erklärte Smith. "Dann, in der Sonne, wenn sich das Eis wieder [erwärmt und] dorthin versucht auszudehnen, wo es vorher war, sind die Risse mit Sand angefüllt. Da es das nicht kann wölbt es sich stattdessen ein wenig nach oben auf. Deshalb sieht man hier diese kleinen hügeligen Strukturen."

Ähnliche Strukturen wurden auch in den kalten Regionen der Erde beobachtet.

"Wenn wir den Bereich der Landestelle überblicken, sehen wir eine sehr flache, unfruchtbare Landschaft", erläuterte Smith weiter. "Aber man muß bedenken, daß sie im Winter fast vollständig von Kohlendioxideis bedeckt ist, das mehrere Meter hoch sein kein. Es ist eine völlig andere Landschaft im Winter. Und so geht si durch den ständigen Zyklus aus Sommer, Winter, Sommer, Winter, und während es durch diese Zyklen geht, ändert sich die Polachsenneigung und so ändert sich auch das Klima."

"Eine Sache, die wir über die Polarregionen der Erde herausgefunden haben, ist, daß sie ein gutes Archiv für Klimaveränderungen sind. Deshalb fragen wir uns, ob wir nicht auch auf dem Mars hinweise darauf finden können, wie das Klima dort in der Vergangenheit einmal gewesen ist und studieren verschiedene Charakteristiken unter der Oberfläche. Bei unserer Mission geht es nur um's buddeln. Deshalb fahren wir nicht über die Oberfläche, wir buddeln uns in die Oberfläche und dort sind die wissenschaftlichen Entdeckungen, die wir wahrscheinlich machen werden. Die Bilder mögen vielleicht ein wenig öde aussehen, aber die [eigentliche] Forschung kann sehr faszinierend sein."

3-D-Aufnahme von MPL
Oben: Aus den Photos der Stereokamera des Mars Phoenix Landers wurde diese 3-D-Aufnahme entwickelt, die, mit einer Rot-Blau-Brille betrachtet, Tiefenschärfe bekommt. Es handelt sich dabei um ein Kleinpanorama der unmittelbaren Umgebung der Sonde. (Abbildung: NASA/JPL)

Echtfarbenbild vom Mars
Oben: Dies ist eine der ersten Echtfarbenaufnahmen, die von Phoenix zur Erde übermittelt wurde. Deutlich zu erkennen sind die polygonartigen Rillenstrukturen und Aufwölbungen, die von der "aktiven" Oberfläche produziert wurden (siehe Text). (Photo: NASA/JPL)
"Die andere Sache, die wir über die Polarregionen der Erde gelernt haben, ist, daß sie ein langzeitliches Archiv an organischen Materialien, die im Eis konserviert wurden, sind, ganz so, wie sie organisches in ihrem Kühlschrank konservieren", meinte Smith. "Das ist der Ort, an dem man ein oder zwei Millionen Jahre in die Vergangenheit zurückgehen kann und [chemische] Anzeichen von Organismen zur Analyse finden kann, denn nur dort werden sie sein. ... Deshalb fragen wir uns, gibt es auf dem Mars irgendwelche Hinweise darauf, daß organisches Material im Eis konserviert wurde? Und möglicherweise kommt dieses organische Material ja auch von Kometen und Asteroiden, die im Laufe der Jahrmillione immer wieder auf dem Mars eingeschlagen sind. Wenn sie dort konserviert wurden, dann denke ich, wird das die Art und Weise, wie wir den Mars erkunden, grundlegend ändern, denn dann werden wir dorthin gehen, wo das Eis frei zugänglich ist."

Phoenix ist mit einem 2,3 Meter langem Robotarm ausgestattet, der in der Lage ist, Furchen von bis zu 50 cm tief in den Untergrund zu graben. Mithilfe einer Schaufel und eines Eisschredders können so Erd- und Eisstücke eingesammelt werden, um sie einer mikroskopischen Analyse durch einer Reiher von hoch entwickelten Instrumenten zu unterziehen, die in der Lage sind, organische Verbindungen festzustellen und zu beschreiben, wie die Marserde in der Vergangenheit durch das Wasser verändert wurde. Die Instrumente werden außerdem herausfinden, ob organische Verbindungen tatsächlich im Untergrundeis konserviert wurden.

Wenn alles gutgeht, werden die Ingenieure am Dienstag den Robotarm des Landers entfalten, nachdem seine Gelenke die richtige Temperatur erreicht haben. Die eigentlichen Grabungsarbeiten werden nicht vor nächster Woche beginnen, da vorher die Kameras des Landers erst die gesamte vom Arm erreichbare Oberfläche abphotographiern müssen, um den Wissenschaftlern einen Anhaltspunkt zu liefern um zu entscheiden, an welchen Stellen man vorzugsweise eine Grabung versuchen sollte.

Die Wissenschaftler hoffen, daß sich eine Vertiefung, die auf einen Riß im Eis hindeutet, in Reichweite des Arms befindet. Durch eine Grabung an solch einer Stelle ließe sich herausfinden, welche Mechanismus genau für die Bildung so eines Risses verantwortlich ist. In manchen Fällen ist dafür flüssiges Wasser notwendig, in anderen nicht.

"Unsere Priorität ist, zunächst die gesamte marsianische Szenerie um den Lander zu betrachten, um uns ein Gefühl dafür zu geben, an was für einem Ort wir uns eigentlich befinden, und dann zu versuchen, die paar wenigen Polygone, die wir aus der Nähe sehen können, in den Gesamtrahmen der Gegend einzuordnen und außerdem die Verteilung von Gestein zu verstehen", erklärte Smith.

Bei einer ersten Untersuchung der handvoll Aufnahmen, die bislang von Phoenix übermittelt wurden, bemerkten die Wissenschaftler, daß die Muster, die von dem feinen Geröll gebildet werden, sich nicht mit den Polygonen decken. Sie scheinen stattdessen die Überreste einer älteren Oberfläche zu sein. Dies sei eines der Dinge, die das Wissenschaftlerteam in Betracht ziehen müsse, bemerkte Smith.

"Ich bin gespannt herauszufinden, was sich unter den Steinen befindet ... Wenn man sich einige dieser Mulden betrachtet, sieht es tatsächlich so aus, als seien dort in der Mitte frisch ausgegrabene Vertiefungen. Und das entspricht ziemlich genau dem, was wir von den aktiven Oberflächen in den arktischen Regionen der Erde her kennen. Dies läßt vermuten, das wir hier eine aktive Oberfläche haben, also, daß das Eis immer noch da ist und sich mit den Jahreszeiten zusammenzieht und ausdehnt."


Quelle: Spaceflight Now
Bearbeitet von: Matthias Pätzold


letzte Änderung am 27. Mai MMVIII