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Artikel 23. September 2020
Axiom schließt Vereinbarungen für kommerzielle Astronautenmission zur ISS
Mit Indienststellung der SpaceX Crew-Dragon nimmt auch der Weltraumtourismus wieder Fahrt auf - Hollywoodfilmprojekt mit Tom Cruise angeblich auch Kunde von Axiom

Crew-Dragon
Oben: Die Crew-Dragon Endeavour mit Doug Hurley und Bob Behnken beim Anflug auf die Internationale Raumstation am 31. Mai 2020. Photo: NASA
Der Geschäftsführer von Axiom Space erklärte, daß in den kommenden Wochen Vereinbarungen mit der NASA, SpaceX und zahlenden Passagieren für den Start der ersten komplett kommerziellen Raumflugbesatzung zur Internationalen Raumstation im Herbst 2021 geschlossen werden sollen. Der frühere NASA-Astronaut Michael Lopez-Alegria soll der Kommandant der Mission werden.

Der grob auf 10 Tage angesetzte Flug soll die erste Mission in die Erdumlaufbahn werden, die nur private Astronauten befördert und keine von institutionellen Raumfahrtbehörden. Axiom, ein in Houston, Texas beheimatetes Unternehmen, hatte bereits im März die Pläne für diese Mission verkündet.

Axiom hatte damals erklärt, daß die Mission einen Berufsastronauten und drei zahlende Passagiere beinhalten werde, die in der zweiten Jahreshälfte von 2021 mit einer Crew-Dragon Raumkapsel von SpaceX zur Internationalen Raumstation fliegen sollen.

Mike Suffredini, der Geschäftsführer von Axiom, verkündete Mitte September, daß die Firma und ihre Partner in den nächsten Wochen die Verträge abschließen wollen, um den Start der ersten privat finanzierten Mission im Oktober 2021 zu ermöglichen.

"Dies wird wirklich der erste kommerzielle Flug (mit privaten Astronauten), also arbeiten wir mit der NASA zusammen, um all die einzigartigen Aspekte dieser Mission zu berücksichtigen", meinte Suffredini in einem Interview gegenüber Spaceflight Now. "Es ist ein Kurzzeitflug. Daher sollte er leicht einzurichten sein.

Ich sage zwar 'einfach', aber in der Weltraumfahrt ist tatsächlich nichts wirklich einfach. Aber er ist so vereinfacht, wie es uns möglich ist, was gut für uns alle ist. Wir haben fast alle großen Details aussortiert. Ich habe einen Vertrag mit der NASA, in dem sie unsere Befähigung für den Flug bestätigen, das Flugdatum und welche Anforderungen sie uns offiziell auferlegen werden. Also werden wir den Vertrag erfüllen müssen.

Wir müssen noch die Verträge mit unseren drei Kunden schließen, die bereits weitestgehend fertig sind, und eine Aktualisierung des SpaceX-Vertrages unterzeichnen", erklärte Suffredini weiter. "Wir wollen das alles zusammen machen. Wir planen das Ende September zu machen, aber wenn wir das bis Ende Oktober hinkriegen, ist das schon ein Erfolg."

Suffredini war von 2005 bis 2015 der Leiter des ISS-Programms bei der NASA, bevor er in die Privatwirtschaft wechselte. Er gründete Axiom Space zusammen mit dem Houstoner Unternehmer Kam Ghaffarian, um kommerzielle Flüge zur Internationalen Raumstation zu organisieren und schließlich auch eine neue kommerzielle Raumstation in der niedrigen Umlaufbahn zu entwickeln.

Die Verantwortlichen haben bereits mögliche Kunden für die privaten Weltraummissionen ausgemacht, darunter reiche Abenteurer, Filmemacher, Forscher und Astronauten von Nationen mit aufkeimenden Raumfahrtprogrammen.

Suffredini wollte die Identität der privaten Astronauten, die auf der ersten kommerziellen Mission von Axiom, die als AX-1 bezeichnet wird, mitfliegen werden. AX-1 wird die erste in einer ganzen Serie von Missionen zur ISS, die Axiom plant.

NASA-Administrator Jim Bridenstine bestätigte im Juni, daß Axiom mit dem Schauspieler Tom Cruise an einem Projekt zusammenarbeitet, bei dem ein Film auf der Raumstation gedreht werden soll.

"Unsere Kunden auf diesem Flug sind private Astronauten, aber wir werden keine privaten Astronauten ohne einen professionellen Astronauten fliegen lassen", erklärte Suffredini. "Da der Flug vier Sitze hat, werden drei Kunden und ein Axiom-Berufsastronaut fliegen."

Raumfähren- und Stationsveteran kommandiert Axioms ersten privaten Astronautenflug

Michael Lopez-Alegria
Oben: Michael Lopez-Alegria beim Training im Simulator für ein russisches Modul der ISS im Jahr 2006. Mike L-A, wie er auch genannt wird, soll der Kommandant der ersten rein kommerziellen Astronautenmission zur ISS werden. Photo: NASA
Der erfahrene NASA-Astronaut Michael Lopez-Alegria, der die Raumfahrtbehörde im Jahr 2012 verlassen hatte, soll die privaten Passagiere an Bord der AX-1 Mission begleiten, gab Suffredini bekannt.

Der 62-jährige Lopez-Alegria ist Veteran von drei US-Raumfährenmissionen aus den Jahren 1995, 2000 und 2002 und war im Jahr 2006 mit einer russischen Sojus zur ISS gestartet, wo er die siebenmonatige Expedition 14 Mission kommandierte. Lopez-Alegria hat insgesamt gut 257 Tage im All verbracht.

Nach seinem Abschied von der US-Marine im Jahr 2008 und der NASA im Jahr 2012 wurde Lopez-Alegria, der auch Mike L-A genannt wird, Präsident der Föderation für Kommerzielle Raumfahrt (CSF), einer Interessensgruppe der Raumfahrtindustrie. Er arbeitet jetzt als Berater für Axiom Space, wie Suffredini ausführte.

"Mike L-A ist unser Kommandant auf unserem ersten Flug", erklärte Suffredini.

Lopez-Alegria hat Axiom dabei geholfen, zukünftige Kunden an Land zu ziehen und ihre Fragen über den Flug in's All zu beantworten.

"Es ist ein sehr persönliches Element mit unterschiedlichen Menschen zu sprechen, die (in's All) fliegen wollen", erläuterte Suffredini Lopez-Alegrias bisherige Rolle bei Axiom. "Es ist eine ungeheure Erfahrung. Es hat ein riesiges Ausmaß. Es geht wirklich darum ihnen begreiflich zu machen, wie es wirklich ist, und ihnen dabei zu helfen, sich damit anzufreunden. Wir verfolgen hier einen sicheren Ansatz ... Wir haben Erfahrung.

Wir wissen, was es erfordert, und wir wissen, was man zu erwarten hat", erklärte Suffredini weiter. "Wir erläutern das über mehrere Gespräche hinweg. Mike war da in den letzten Jahren sehr wichtig für uns, indem er uns geholfen hat, das zu ermöglichen."

Sobald die Vertäge für die AX-1 Mission abgeschlossen sind, wird Lopez-Alegria vollwertiger Mitarbeiter von Axiom Space werden.

Tom Cruise soll zusammen mit Regisseur Doug Liman und einer dritten Person, die den verbleibenden Sitz der Dragon füllen wird, zur ISS fliegen, wie Spaceflight Now aus anderen Quellen erfahren haben will. Verantwortliche haben aber noch nicht öffentlich bestätigt, auf welcher Mission Cruise fliegen wird.

"Wir freuen uns es bekanntzugeben, wann immer unsere Kunden es wollen", meinte Suffredini. "Aber was wir feststellen mußten, ist, daß viele unserer Kunden nicht wirklich daran interessiert sind, daß wir zuviel über sie reden, also werden wir die (Identität der) Personen nicht bekanntgeben, wenn wir den Flug ankündigen."

In einigen Fällen möchten Passagiere nicht, daß ihr Name öffentlich bekannt wird, bis kurz vor dem Start, erläuterte Suffredini.

Der häufig zitierte Preis für einen Flug zur Raumstation und zurück an Bord einer Crew-Dragon liegt bei rund $50 Millionen. Suffredini bestätigte, daß dieser Preis in etwa in der richtigen Größenordnung liege.

Mike Suffredini
Oben: Mike Suffredini ist der Geschäftsführer von Axiom Space. Da er von 2005 bis 2015 Leiter des ISS-Programms bei der NASA war, kennt er die ISS und alles was damit zu tun hat, genau. Photo: NASA
Die privaten Astronauten der Mission AX-1 werden rund acht Tage auf der Internationalen Raumstation verbringen und insgesamt zehn Tage in der Umlaufbahn, die Flugzeit zur Station und zurück zur Erde inbegriffen.

Im Mai sind zum ersten Mal Astronauten mit dem Crew-Dragon Raumfahrzeug in's All gestartet. Die NASA-Astronauten Doug Hurley und Bob Behnken starteten am 30. Mai auf der Spitze einer Falcon 9 Trägerrakete von SpaceX und waren am 31. Mai an der ISS angekommen.

Die Astronauten schlossen ihren 64-tägigen Testflug mit einer fallschirmunterstützen Wasserung am 2. August im Golf von Mexiko ab. Damit stellten sie fest, daß die kommerzielle Crew-Dragon in der Lage ist, Menschen sicher zur Raumstation und wieder zurück zu bringen. Der Demonstrationsflug war auch der erste Flug von Astronauten in's All seit 2011, der von amerikanischem Boden aus gestartet ist.

Der erfolgreiche Testflug war die Voraussetzung für den ersten regulären Crew-Dragon Flug, der derzeit für Anfang bis Mitte November geplant ist. An Bord sollen drei amerikanische und ein japanischer Astronaut der Expedition 64 Besatzung zur ISS fliegen.

Die Crew-1 Mission der NASA soll insgesamt sechs Monate dauern. Die Crew-2 Mission, ein weiterer Flug mit der Dragon-Kapsel ist für nächsten April geplant und soll neben zwei amerikanischen Astronauten auch den französischen ESA-Astronauten Thomas Pesquet und den japanischen Astronauten Aki Hoshide befördern. Beim dritten Flug im Herbst nächsten Jahres soll dann der deutsche ESA-Astronaut Matthias Maurer zur ISS fliegen. Die NASA hat für den Zeitraum bis einschließlich 2024 mindestens sechs Flüge mit der Dragon eingekauft, um ihre ISS-Besatzungen zu rotieren. Diese Dragon-Flüge werden dann später durch Flüge mit Boeings Raumfahrzeug Starliner ergänzt, sobald dieses den regulären Flugdienst mit Astronauten aufnimmt.

Der Flug AX-1 mit privaten Astronauten ist für Oktober 2021 angesetzt, neben den anderen regulär geplanten Dragon-Missionen mit Langzeit-Stationsbesatzungen.

Während Astronauten von NASA, ESA und und den anderen Raumfahrtorganisationen, die an der ISS beteiligt sind, rund ein Jahr lang trainieren, um sich auf ihre sechsmonatige Expeditionszeit an Bord des Außenpostens vorzubereiten, sollen die privaten Astronauten, die mit Axiom für einen gut einwöchigen Aufenthalt zur ISS fliegen, nur rund 15 Wochen Training absolvieren, wie Suffredini erläuterte.

Die Kunden von Axiom werden dabei die Hälfte der Trainingszeit bei SpaceX in Südkalifornien verbringen, die das Crew-Dragon-Raumfahrzeug, die Falcon 9 Trägerrakete, die Raumanzüge und die Bergungsmannschaften, die die Astronauten nach ihrer Rückkehr zur Erde begrüßen werden, bereitstellen. Die andere Hälfte des Trainings werden sie am Johnson Raumfahrtzentrum der NASA in Houston, Texas absolvieren, um die Passagiere mit der Raumstation selbst vertraut zu machen.

Axiom will bald die endgültigen Verträge für die Mission AX-1 abschließen

Eines der Themen, über die Axiom mit der NASA verhandelt, beinhaltet die Frage, wieviel Einblick die Raumfahrtbehörde in die private Astronautenmission bekommt. Während die Axiom-Missionen von kommerziellen Unternehmen ausgeführt und geleitet werden, wird die Mission AX-1 mit einer wiederverwendbaren Crew-Dragon-Raumkapsel ausgeführt, mit der bei anderen Mission auch NASA-Astronauten fliegen.

"Es gibt da ein gewisses Maß an Einblick, das (die NASA) in unseren Flug, einem kommerziellen Flug haben möchte", erklärte Suffredini im Interview. "Das ist ein Aspekt des Vorgangs. Wir werden ein wiederverwendbares Raumfahrzeug verwenden und die NASA will die erneuten Flüge zertifizieren, weil sie selbst auch erneut (mit der Dragon) fliegen wollen."

Axiom und SpaceX müssen sich auch mit der NASA auf einen Flugplan für die Mission AX-1 einigen, und wann sie an der ISS anlegen soll. Am Außenposten in der Umlaufbahn herrscht reger Verkehr mit an- und abfliegenden Raumfahrzeugen, sowohl bemannte als auch unbemannte Transporter, und die Leiter der ISS müssen auch andere Operationen mit einbeziehen, wie Außeneinsätze, Experimente und andere kritische Vorgänge.

Die NASA stimmt außerdem die Sicherheitsbelange der Raumstation mit den anderen internationalen Partnern am Programm ab.

Aber für die Axiom-Missionen, mit kommerziellen Raumfahrzeugen und Astronauten aus dem Privatsektor, sind die Unternehmen ultimativ selbst für die Sicherheit der Dragon-Besatzung verantwortlich.

"Ich denke, daß die NASA in die ersten Flüge mehr einbezogen sein möchte", meinte Suffredini. "Dann, bei den nächsten Flügen, das werden wir sehen. Das ist eines der Dinge, die geklärt werden müssen."

Die NASA regelt unter anderem die Sicherheitsgenehmigungen, die für einen kommerziellen bemannten Flug zur iSS erforderlich sind.

Falcon 9 Crew-Dragon Start
Oben: Start der Crew Dragon Testmission am 30. Mai 2020 vom Kennedy Raumfahrtzentrum Startrampe 39A. Photo: Walter Scriptunas II / Spaceflight Now
Die amerikanische Luftfahrtbehörde FAA hingegen lizensiert kommerzielle Starts in den Vereinigten Staaten. Die Sicherstellung behördlicher Genehmigungen für den Start einer kommerziellen Astronautenmission sollte einem ähnlichen Verfahren unterliegen, wie für andere Starts.

"Da wir in NASA-Einrichtungen am Boden trainieren, gibt es einige Verpflichtungen, denen wir dort unterworfen sind", erläuterte Suffredini. "Dann gibt es andere Verpflichtungen, die wir erfüllen müssen, wenn wir in den Bereich der ISS kommen, und das muß auch geklärt werden.

Das wichtigste aber ist, daß wir die kommerziellen Vertragsnehmer für ihren jeweiligen Aspekt am Flug in die Verantwortung nehmen. Also SpaceX ist für Aufstieg und Wiedereintritt verantwortlich. Und wir sind für das Gesamttraining der Besatzung, ihr medizinisches Wohlergehen und alles, was sie auf der ISS machen, verantwortlich."

Sobald NASA und Axiom zu einer endgültigen Vereinbarung kommen, wird Axiom einen Vertrag mit SpaceX unterzeichnen, der einen Flugplan und die Personen die auf der Mission AX-1 mitfliegen, festlegt. Es wird eine Aktualisierung eines früheren Vertrages sein, den Axiom mit SpaceX im Dezember 2019 für eine private Astronautenmission geschlossen hatte.

"Als wir den Vertrag mit SpaceX unterzeichneten, war die NASA noch nicht sehr weit in ihren Planungen vorangekommen, daher mußten wir ihn auf Annahmen basierend schließen."

Die NASA schaut auf Axiom und andere Unternehmen, um einen kommerziellen Markt für bemannte Raumfahrt in der niedrigen Erdumlaufbahn zu schaffen, nachdem die internationale Raumstation ausgemustert ist. Dieses Ziel soll den Behördenverantwortlichen zufolge die Transport- und Betriebskosten reduzieren. Im Jahr 2019 gab die NASA bekannt, daß sie private Astronautenmissionen von bis zu 30 Tagen auf der Raumstation unterstützen würden.

Die NASA veröffentlichte auch eine Tarifstruktur für private Astronauten, die auf der ISS leben und arbeiten wollen, die die Kosten für Zugang zum Lebenserhaltungssystem, Toilette, Nahrung, Wasser, Elektrizität und andere Notwendigkeiten aufschlüsselt. Die Raumfahrtbehörde veranschlagt rund $35.000 pro Tag für den Aufenthalt eines privaten Astronauten auf der Raumstation.

Axiom denkt, daß bis zu zwei Flüge im Jahr möglich sein könnten.

NASA-Investitionen legen die Grundlage für private Astronautenmissionen

Selbstfinanzierte Raumfahrer sind bislang nur mit russischen Sojus-Raumfahrzeugen zur Raumstation geflogen, wo sie sich zu Besatzungen aus institutionellen Kosmonauten und Astronauten gesellten.

Die Crew-Dragon von SpaceX und die Starliner-Kapsel von Boeing werden wohl die einzigen Raumfahrzeuge sein, die in den kommenden Jahren für den Transport kommerzieller Besatzungen zur Internationalen Raumstation zur Verfügung stehen werden. Beide Raumfahrzeuge wurden in Partnerschaft mit der NASA entwickelt, die Verträge mit SpaceX und Boeing mit einem Gesamtvolumen von $6,8 Milliarden abgeschlossen hat, um die Raumfahrzeuge zu entwickeln und institutionelle Astronauten zur ISS zu transportieren.

Obwohl die NASA die Entwicklung der bemannten Raumkapseln unterstützt hat, stehen die Fluggeräte von SpaceX und Boeing auch anderen zahlenden Kunden zur Verfügung.

Anfang des Jahres hatte das Weltraumtourismusunternehmen Space Adventures bekanntgegeben, daß sie eine Vereinbarung mit SpaceX über den Flug eines zahlenden Passagiers mit einer Crew-Dragon getroffen habe. Diese Kapsel würde aber nicht zur ISS fliegen, sondern stattdessen in einer Umlaufbahn mehrere hundert Kilometer höher als die Station, um den Passagieren einen umfassenderen Anblick der Erde zu ermöglichen.

Space Adventures hatte zwischen 2001 und 2009 bereits Flüge von sieben reichen Weltraumtouristen an Bord von russischen Sojus-Kaseln zur ISS vermittelt, von denen einer sogar zweimal geflogen war.

Während Cruise und Liman eine Hollywoodproduktion in der Umlaufbahn anstreben, gab die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos im September bekannt, daß sie für Ende 2021 ebenfalls die Produktion eines Films auf der ISS anstreben. Die Verantwortlichen würden Roskosmos zufolge noch im Rahmen eines offenen Wettbewerbs einen Protagonisten und einen Ersatzmann auswählen.

Der russische Film ziele laut Roskosmos darauf ab, Rußlands Raumfahrtaktivitäten populärer zu machen, sowie den Beruf des Kosmonauten zu glorifizieren.

Lopez-Alegria, der Kommandant der Mission AX-1, ist bereits zuvor mit Weltraumtouristen geflogen. Er war 2006 mit Anousheh Ansari gestartet und 2007 mit dem Milliardär Charles Simonyi zurückgekommen, beide Kunden von Space Adventures.

Gwynne Shotwell, Präsidentin und leitende Geschäftsführerin von SpaceX erklärte im August, daß sie sehr zufrieden mit einem schnellen Übergang vom Crew-Dragon Testflug zum Beginn des kommerziellen Dienstes sei.

"Diese Mission verlief äußert glatt, womit ich nicht sagen will, daß wir nichts zu tun gehabt hätten, aber die Kapsel funktionierte einfach wunderbar", erklärte Shotwell nach der Wasserung der Crew-Dragon mit Hurley und Behnken an Bord. "Der Betriebsablauf funktionierte äußerst gut, so daß wir nun ein gutes Gefühl haben, auf dem richtigen Weg zu sein, um in nicht allzu ferner Zukunft kommerzielle Passagiere befördern zu können."

Shotwell meinte, daß SpaceXs Fähigkeit, jede Crew-Dragon bis zu fünfmal verwenden zu können, werde helfen, die Paradigmen der bemannten Raumfahrt zu verändern.

"Als privates Unternehmen schaut SpaceX auf die Dienstleistungen, die nachgefragt werden", erklärte NASA-Administrator Jim Bridenstine. "Bei der NASA ist es unser Ziel sicherzustellen, daß es in Zukunft eine große Nachfrage gibt. Ich würde es sehr gerne sehen, daß eine ganze Flotte von Crew-Dragons nicht nur die Internationale Raumstation, sondern auch kommerzielle Raumstationen bedient. Deshalb arbeiten wir jeden Tag so hart daran, unsere Aktivitäten in der niedrigen Umlaufbahn zu kommerzialisieren."

Hurley, der den Crew-Dragon Testflug in diesem Jahr kommandiert hatte, erzählte im August gegenüber Reportern, daß es wohl mehrerer Flüge bedürfe, bevor die Ingenieure die Systeme der SpaceX-Kapsel vollkommen "ausgewrungen" hätten.

"Ich denke, es wird ein paar Flüge brauchen, und ich denke auch, das ist klug so, bis wir dieses Raumfahrzeug als vollständig getestet ansehen können", hatte Hurley gesagt. "Und selbst dann wird, wie wir alle wissen, die Raumfahrt, wie alle technisch herausfordernden Bereiche, keine Fehler vergeben."

Hurley meinte, daß die Ingenieure in ihrer Aufmerksamkeit nicht nachlassen dürften und einfach "annehmen, daß weil der letzte Flug perfekt verlaufen ist, der nächste Flug auch perfekt verlaufen werde. Man muß die Genauigkeit und die Analyse und die Aufmerksamkeit zum Detail beibehalten. Und man darf nicht selbstzufrieden werden. Man darf niemals selbstzufrieden mit einem Raumfahrzeug werden."

Axiom plant regelmäßige Missionen zur Raumstation

Im Jahr 2023 wird ein Passagier auf einer Axiom-Mission der Gewinner einer Fernsehshow sein, die derzeit von einer Produktionsfirma namens Space Hero entwickelt wird. Suffredini sagte, daß die Mission im Jahr 2023 voraussichtlich AX-4, Axioms vierte private Astronautenmission zur Station sein wird.

"Wir bieten Space Hero das an, was wir jedem anbieten", erklärte Suffredini. "Wir trainieren die Person, die sie uns bringen, sowie den Ersatz, sofern sie einen Ersatz haben. Dann werden wir sie auf den Flug bringen und sie werden einer unserer Kunden auf diesem Flug sein, der voraussichtlich Anfang 2023 stattfinden soll."

Axiom hat noch keinen Transportdienstleister für diese Mission ausgewählt. Suffredini meinte, daß es Axioms Ambition sei, schlußendlich für jede einzelne Mission zwischen SpaceX und Boeing wählen zu können und so einen Markt für Axiom und anderen Astronauten-Flugdienstleistungen basierend auf freiem Wettbewerb zu erzeugen.

"Ich weiß es sehr zu schätzen, daß SpaceX sich vorgebeugt hat und immer bereit war, mit uns zusammenzuarbeiten, um diese Dinge zu realisieren. Daher bin ich sehr froh, mit ihnen zu fliegen. Und ich sehe keinen Grund, in der Zukunft nicht mit ihnen zu fliegen. Aber mit zunehmenden Fortschritt von Boeing ist es gut für uns zu wissen, wo Boeing steht. Und wenn sie schließlich soweit sind, den kommerziellen Flugdienst aufzunehmen, werden wir auch bereit sein mit ihnen zu reden, und wir werden vor allem über den Preis und andere Sachen reden."

Bislang hat Axiom offiziell nur die Mission AX-1 bestätigt, die im Herbst 2021 eine SpaceX Dragon einsetzen soll. Der dritte Flug in Axioms Manifest, soll ebenfalls "mit hoher Wahrscheinlichkeit" ein SpaceX-Flug werden und Axiom arbeitet bereits die Details für den zweiten Flug AX-2 in 2022 aus.

"Boeing fliegt halt noch nicht", meinte Suffredini.

Axiom hat laut Suffredini die drei Passagiersitze für AX-3 in 2022 "so gut wie verkauft". "Wir haben einen (privaten Astronauten) für AX-2 bereits bestätigt, sind aber mit fünf weiteren Interessenten in sehr seriösen Gesprächen."

Der erste verkaufte Sitz auf der Mission AX-4 geht an den Gewinner der Fernsehshow von Space Hero.

Kapitalbeschaffung für Axioms geplante kommerzielle Raumstation verläuft nach Plan

Axiom Segment
Oben: Das Axiom-Segment an der ISS soll nach vorne am Knotenmodul Harmony angebaut werden. Mit der Außerdienststellung der ISS soll das Segment abgekoppelt werden und anschließend als eigenständige Raumstation in der Umlaufbahn verbleiben. Abbildung: Axiom Space
Neben der Organisation von privaten Astronautenmissionen entwickelt Axiom auch ein kommerzielles Habitat, das an der Internationalen Raumstation angekoppelt werden soll. Im Januar hat die NASAAxiom für einen Vertrag über $140 Millionen ausgewählt, um ein Modul für einen offenen Kopplungsstutzen bereitzustellen, das einen Schritt weiter in Richtung eines kommerziellen Ersatzes der ISS darstellen soll.

Während die erste Vereinbarung mit der NASA nur ein einzelnes Modul zum Inhalt hat, sagt Axiom, daß sie bereits Pläne haben, um mehere Habitate zu bauen und zu starten, die ein eigenes Axiom-Segment an der ISS bilden sollen. Die Module sollen die Kapizität der Station für wissenschaftliche Experimente, Technologiedemonstrationen und andere Aktivitäten erweitern.

Suffredini erklärte, daß Axiom plant, in einer Partnerschaft mit dem italienischen Unternehmen Thales Alenia Space zwei Druckmodule zu entwickeln. Thales Alenia wird die Druckkörper für jedes Modul bauen und diese dann an das neue Montagewerk liefern, das Axiom bei Houston bauen will, wo sie dann für den Flug ausgestattet werden.

Axiom will die ersten beiden Module in 2024 und 2025 vom Kennedy Raumfahrtzentrum aus zur Raumstation schießen.

Eine orbitale Forschungs- und Herstellungseinrichtung würde anschließend dem Axiom-Segment hinzugefügt. Suffredini zufolge plant Axiom ein früheres Mehrzweck-Logistikmodul (MPLM), das am KSC eingelagert ist, zum Forschungs- und Herstellungszentrum zu modifizieren,

Es wurden insgesamt drei MPLMs in Italien gebaut, um Frachtfür die Raumstation in der ladebucht der US-Raumfähren transportieren zu können. Eines der MPLMs mit Namen "Leonardo" wurde bereits umgebaut und ist nun ein permanenter Teil der Raumstation. Ein anderes MPLM mit Namen "Donatello" wurde von Lockheed Martin in einen Prüfstand für zukünftige Weltraumhabitattechnologien umgebaut.

Das dritte MPLM mit dem Namen "Raffaello" flog auf vier Raumfährenmissionen und ist seit der Außerdienststellung der US-Raumfähren am Kennedy Raumfahrtzentrum eingelagert. Axiom hat nun ein Auge auf Raffaello geworfen, um aus ihm das Kernstück des ersten kommerziellen Weltraumlabors zu machen.

Suffredini erklärte, daß jedes von Axiom entwickelte Modul seine eigenen Solarzellenflächen, Steuerungssysteme und Steuertriebwerke haben wird. Dies eliminiert die Notwendigkeit, die druckbeaufschlagten Module mit Strom- und Antriebsmodulen zu koppeln, um sie zur ISS zu bringen.

"Wir haben das zuerst gemacht, um keine Zweitstufe (Servicemodul) zu benötigen", erläuterte Suffredini. "Zweitens gibt es uns Redundanz in der Antriebsfähigkeit der ganzen Station, während wir sie aufbauen. Und drittens, wenn diese Module alt werden (wir legen sie auf 30 Jahre aus), müssen wir uns keine Gedanken darüber machen, die ganze Station aus der Umlaufbahn zu bringen. Wir können ein Modul nach dem Anderen für sich wegwerfen und dafür neue heranbringen. Auf diese Weise können wir die Station unendlich lange weiterentwickeln."

Das Modul Raffaello soll laut Suffredini mit Steuertriebwerken, Treibstofftanks, Solarzellen und einem Kühlsystem aufgerüstet werden.

Axioms Vision ist es, das Axiom-Segment vor der Außerdienststellung der ISS von ihr abzukoppeln und es anschließend eigenständig als erste kommerzielle Raumstation zu betreiben. Forschung, die derzeit auf der Internationalen Raumstation läuft, könnte Stück für Stück auf die neue kommerzielle Einrichtung überführt werden, um so Unterbrechungen zu vermeiden, wenn die ISS außer Dienst gestellt wird.

Suffredini erklärte, Axiom werde demnächst die erste Tranche der Serie B Kapitalbeschaffungsrunde abschließen, um die Investitionsmittel zu sichern, mit denen der Bau der kommerziellen Module begonnen werden soll. Diese Mittel werden es Axiom ermöglichen, mit dem Bau des neuen Raumfahrzeugmontagewerks in Houston zu beginnen.

"Wir kommen mit der Kapitalbeschaffung voran. Das ist der kritische Teil, wenn man soetwas mit privatem Kapital bauen will."

Der Vertrag mit der NASA über $140 Millionen deckt nur einen Bruchteil der Kosten der firmeneigenen Raumstation ab. Und die NASA bezahlt Axiom, um ihre Fähigkeiten zu demonstrieren. Das Kapital, um diese Module zu bauen, kommt aus anderen Quellen.

"Insgesamt rechnen wir mit Kosten von $2,5 bis $3 Milliarden für die ganze Raumstation, und die Summe des Vertrages den wir mit der Regierung haben, beträgt $140 Millionen über fünf bis sieben Jahre, je nachdem ob verlängert wird", meinte Suffredini.

"Das ganze Geld für die Entwicklung kommt also entweder aus Einnahmen oder Investitionen, und wir sind sehr Stolz darauf. Was die Investitionen angeht, sind wir genau im Plan. Das ist der kritische Teil im Verlauf und wir sind sehr zufrieden damit, wo wir gerade stehen."

Quelle: Spaceflight Now
Bearbeitet von: Matthias Pätzold


letzte Änderung am 14. Oktober 2020