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Artikel 18. September 2018
Japanischer Milliardär kauft BFR-Flug um den Mond
Yusaku Maezawa will 6 bis 8 Künstler mitnehmen - hat bereits signifikanten Betrag an SpaceX gezahlt

BFR im All
Oben: Das BFR-Raumschiff von SpaceX in einer künstlerischen Darstellung im All, kurz nach dem Abtrennen der gigantischen Startstufe, die zur Erde zurückkehren und landen soll. (Abbildung: SpaceX)
Ein japanischer Milliardär und eine Gesellschaft ausgesuchter Künstler soll vielleicht schon 2023 um den Mond herumfliegen und die ersten Privatleute werden, die die Erdumlaufbahn verlassen. Dies kündigte SpaceX-Geschäftsführer Elon Musk heute Nacht (18. 9. 2019) auf einer Pressekonferenz an.

Yusaku Maezawa, der Gründer der japanischen Verkaufsplattform Zozotown, hat einen Flug an Bord von SpaceX' Raumschiff BFR (oder BFS, wie Musk es inzwischen nennt) gebucht. Dies gaben er und Musk auf der im Internet übertragenen Presseveranstaltung aus der SpaceX-Fabrik in Hawthorne, Kalifornien bekannt.

Die Mission, die nur einmal um den Mond herumfliegen und nicht auf ihm landen soll, könnte schon in fünf Jahren startbereit sein, meinte Musk.

"Seit ich ein kleines Kind war, habe ich den Mond geliebt", meinte Maezawa. "Alleine schon auf den Mond zu blicken, hat meine Vorstellung angeregt; er ist immer dort und hat unentwegt die Menschheit inspiriert. Deshalb werde ich diese Gelegenheit nicht verstreichen lassen, den Mond von Nahem zu sehen."

Maezawa wird nicht alleine fliegen. Er erklärte, er wolle sechs bis acht Künstler aussuchen, Maler, Bildhauer, Modeschaffende, Architekten und Filmregisseure, die mit ihm diese Erfahrung teilen sollen - und letztlich auch mit uns allen. Die Kunstwerke, die aus dieser einwöchigen "#dearmoon"-Mission entstehen, "werden die Träumer in uns allen inspirieren", meinte Maezawa, der ein leidenschaftlicher Kunstsammler ist. Er hat bereits eine Webseite für dieses Projekt gestartet: https://dearmoon.earth/

Yusaku Maezawa
Oben: Der japanische Unternehmer Yusaku Maezawa, will den Flug mit der BFR um den Mond mit sechs bis acht Künstlern unternehmen. (Photo: SpaceX)
Maezawa lud auch Musk ein, mitzukommen, und der SpaceX-Chef hat diese Idee auch nicht komplett vom Tisch gewischt: "Vielleicht sind wir ja beide dabei", meinte er.

Weder Musk noch Maezawa wollten offenlegen, wieviel der Flug kostet. Aber beide bestätigten, daß Maezawa bereits eine guten Teil der Summe bezahlt habe, und daß er den gesamten Flug bezahlen wird (was bedeutet, daß die Künstler umsonst fliegen).

Musk betonte, daß die Mission, deren Details noch genau ausgearbeitet werden müßten, gefährlich sei. Er lobte Maezawa für seinen Mut.

"Das ist kein Spaziergang im Park", erklärte er. "Wenn man die Grenze hinausschiebt, ist das keine sichere Sache."

SpaceX entwickelt die BFR (was für "Big Falcon Rocket", oder spöttischer für "Big F***ing Rocket", steht) hauptsächlich, um der Menschheit zu helfen, sich auf dem Mars und anderen Welten des Sonnensystems anzusiedeln. Immerhin hatte Musk schon immer angegeben, daß sein Hauptanliegen sei, der Menschheit zu helfen, eine multiplanetare Spezies zu werden. Dies war seine Motivation für die Gründung von SpaceX im Jahre 2003. (Die BFR soll auch viele andere Dinge tun. Nach der Vision von SpaceX soll die BFR praktisch alle kommerziellen Aufgaben des Unternehmens übernehmen, vom Start von Satelliten, über das Aufräumen von Weltraummüll in der Umlaufbahn, bis hin zu Punkt-zu-Punkt-Flügen von Passagieren hier auf der Erde.)

Die Flugbahn der BFR um den Mond
Oben: Die geplante Flugbahn, die die BFR nehmen soll, um Maezawa und seine Künstler um den Mond herumzubringen. Nach Angaben von Elon Musk, will man dabei so tief zur Mondoberfläche heruntergehen, wie möglich. Das Fehlen einer Atmosphäre begünstigt dieses Vorhaben. (Abbildung: SpaceX)

Musk schätzt, daß die Entwicklung der BFR insgesamt rund 5 Milliarden Dollar (~4,5 Milliarden Euro) kosten wird. Und er dankte Maezawa, daß er dazu bereits einen wichtigen Beitrag zur Finanzierung geleistet habe.

"Das hat eine Menge dazu beigetragen, meinen Glauben an die Menschheit zurückzugewinnen - daß jemand bereit ist, das zu tun", meinte Musk. "Letztlich hilft er damit, daß auch der Durchnittsbürger einmal zu anderen Planeten reisen kann. Das ist großartig."

BFR am Mond
Oben: Eine künstlerische Darstellung des BFR-Raumschiffes in der Nähe des Mondes. (Abbildung: SpaceX)
Der SpaceX-Geschäftsführer lieferte bei dieser Veranstaltung auch aktuelle Informationen zum Stand der BFR-Entwicklung. So wird die wiederverwendbare Rakete größer werden, als bisher angegeben, etwa 118 Meter lang, verglichen mit den 108 Metern, die Musk bei der Präsentation im September 2017 angegeben hatte.

Und das neue Raumschiff wird außerdem drei Finnen haben, die als Landestützen dienen. Zwei dieser Finnen werden bewegliche Steuerruder haben und aerodynamische Aufgaben übernehmen, die dritte dient nur als Landestütze und ist aus Symmetriegründen gleich groß wie die anderen beiden. Zusätzlich wird sie noch zwei kleinere Steuerfinnen am Bug haben. Die letzte Version von 2017 hatte im Vergleich dazu nur zwei kleinere "Deltaflügel" am Heck.

Die BFR soll ultimativ bis zu 100 Personen befördern können, aber für die "Dear Moon" Mission soll nur eine kleine Besatzung an Bord gehen, um Platz für zusätzlichen Treibstoff, Nahrung, Wasser, Atemluft und Ersatzteile zu schaffen; eine Vorfsichtsmaßnahme, falls irgendetwas schiefgeht, wie Musk erläuterte.

Das Startdatum 2023 ist auch nicht in Stein gemeißelt, betonte er. SpaceX will zunächst kurze Hopserflüge im nächsten Jahr durchführen, voraussichtlich von einer neuen Startanlage an der südtexanischen Küste bei Brownsville, nahe der mexikanischen Grenze. Danach, in 2020, sollen Testflüge in großer Höhe und mit hohen Geschwindigkeiten folgen. Wenn diese Tests gut verlaufen, könnte der erste Orbitalflug in zwei oder drei Jahren, von heute an gerechnet, stattfinden. Und SpaceX wird eine ganze Reihe von unbemannten Flügen durchführen, bevor sie einen Menschen in die BFR setzen. Insbesondere soll der Flug um den Mond einmal unbemannt durchgeführt werden, bevor Maezawa und die Künstler die Reise unternehmen. "Es wäre wohl weise, das zu tun", meinte Musk.

Dies ist nicht das erste Mal, daß Maezawa einen Mondflug bei SpaceX buchen will. Der japanische Unternehmer war bereits die geheimnisvolle Person, die einen Mondrundflug mit einer Dragon-Kapsel, die mit einem Falcon Heavy Träger gestartet werden sollte, unternehmen wollte. SpaceX hatte im Februar 2017 angekündigt, daß die Kapsel zwei Personen (vermutlich Maezawa und einen Künstler) transportieren und Ende 2018 starten sollte.

Während die Menschheit mit der ISS eine kontinuierlich Präsenz im All seit November 2000 errichtet hat, ist seit der Apollo 17 Mission, die im Dezember 1972 endete, kein Mensch mehr über die Erdumlaufbahn hinausgereist.

Die NASA plant um die selbe Zeit wie SpaceX Menschen zum Mond zu schicken. Die Erkundungsmission 2 der amerikanischen Raumfahrtbehörde, der erste bemannte Testflug der Orion-Kapsel und des SLS-Trägersystems, soll nach derzeitiger Planung im Jahr 2023 auf eine dreiwöchige zirkumlunare Mission starten.

Quelle: Space.com, SpaceX
Bearbeitet von: Matthias Pätzold


letzte Änderung am 18. September 2018