Zurück zur Startseite
Bericht 27. Dezember 2002
ISS bleibt besetzt
NASA Administrator weist Spekulationen zurück - Russen weiterhin zur vollen Zusammenarbeit bereit - Orbitalraumflugzeug jetzt in der Entwicklung

Sean 
O'Keefe
Oben: Sean O'Keefe bei der Pressekonferenz. (Photo: Space.com)
Die internationale Raumstation (ISS) wird auch weiterhin eine ständige Besatzung beherbergen, erklärte am Freitag der Chef der NASA Sean O'Keefe und wiedersprach damit Berichten über russische Kürzungen in Geldmitteln, Modulen und sonstigen Beteiligungen, die dazu führen könnten, daß der Orbitalkomplex für gewisse Zeiten leerstehen könnte.

O'Keefe diskutierte den Fortschritt bei der ISS und die Zukunft der NASA im allgemeinen während einer populären Wissenschaftssendung des National Public Radio (NPR).

Als ehemaliger Haushaltsverwaltungsbeamter bestätigte O'Keefe seinen Ruf als "Erbsenzähler" insbesondere bei seinem Kampf gegen die Kostenüberschreitungen des multinationalen Projekt Raumstation.

"Wir beginnen gerade damit, die Kurve zu kriegen," meinte er in Bezug auf die Finanzplanung der NASA für das ISS Projekt. "Wir haben das jetzt im Griff."

Pyramide im All

O'Keefe meinte, die ISS sei immer noch ein voranschreitendes Bauprojekt. Im Verlaufe der nächsten 13 Monate, bis Februar 2004, werde der Aufbau der Station soweit vollendet sein, daß dann die wissenschaftliche Forschungsarbeit besonders in den Vordergrund geschoben werden kann.

Zur Zeit ist die Durchführung von Forschung auf dem megateuren Komplex sehr schwierig.

"Im Augenblick ist es dasselbe, als wenn man versuchte, Experimente in einem Labor durchzuführen, das zur selben Zeit gebaut wird," erläuterte O'Keefe.

Forschung zu betreiben sei keine einfache Sache, wenn man berücksichtige, daß der Aufbau der Station immer noch im Gange sei, mit Besatzungen, die sich nur in Mikroschwerkraft bewegen können. "Das klingt mehr nach einem Zirkuskunststück, als nach allem anderen.

Niemand hat jemals etwas wie dieses unternommen. Es ist vergleichbar mit dem Bau einer Pyramide im All," erklärte er dem zuhörenden NPR-Publikum.

Russen entschlossen

O'Keefe widersprach Berichten, nach denen die ISS in Zukunft für gewisse Zeiten unbesetzt gelassen werden müsse. Funktionäre der von Finanznöten geplagten russischen Raumfahrt haben dieses Szenario in jüngster Zeit immer wieder als möglich hingestellt.

"Ich glaube nicht, daß dies sehr wahrscheinlich ist," meinte O'Keefe. Zur Zeit befinde sich die sechste Expeditionsbesatzung an Bord und die ISS sei inzwischen bereits seit zwei Jahren ununterbrochen besetzt.

"Wir sehen in der vor uns liegenden Zeit noch keine Unterbrechung in unseren Tätigkeiten." Erst Anfang dieses Monats habe Rußland bekräftigt, daß es seine Beteiligung an der ISS Partnerschaft aufrecht erhalten wolle.

"Wir glauben, daß sie auch weiterhin starke internationale Partner bleiben werden, auf diesem ganz wichtigen Weg in der Geschichte."

Die Russen haben der NASA erneut versichert, daß sie sowohl ihrer Verpflichtung nachkommen würden und auch weiterhin ein starkes Interesse hätten, dieses Projekt zum Laufen zu bringen.

Rußland sehe die ISS als einen "Wissenschafts- und Forschungsimperativ", unterstütze sie und mache diese Einrichtung zu einem Teil seiner nationalen Politik.

Orbiternutzung: Noch viele Kilometer zurückzulegen

Zu der Tatsache, daß das Space Shuttle Program der NASA inzwischen über 20 Jahre alt ist, meinte O'Keefe, daß die Orbiter im Sinne von Betriebszeit noch gar nicht so alt seien. "Alle haben weniger als ein Viertel ihrer veranschlagten Betriebslebensdauer verbraucht. Deshalb können wir hier noch eine Menge Kilometer zurücklegen."

Im letzten Monat gab das Weiße Haus der NASA grünes Licht für den Beginn der Arbeiten an dem Orbitalraumflugzeug, einem alternativen Weg, um Besatzungen schneller und routinemäßiger zur Raumstation hinauf zu bringen.

Verglichen damit ist das Shuttle "ein achtzehnrädriger Schwerlastkraftwagen", meinte O'Keefe. Das Orbitalraumflugzeug "ist mehr wie ein Roadster".

Die Hoffnung liegt in einem Orbitalraumflugzeug, das in der Lage ist, "bei Bedarf" zu starten.

Es würde für Geschwindigkeit und bessere Manövrierbarkeit im All konstruiert werden, weit besser als beim Shuttle. Mit diesem Raumfahrzeug könnte die NASA die Besatzungen der ISS schneller austauschen. Ebenso könnten ausgesuchte Forschungsexperten bei Bedarf zu der Forschungsstation in der Umlaufbahn gebracht werden.

O'Keefe meinte, daß als Zieldatum für den Erstflug des Orbitalraumflugzeugs das Jahr 2010 angepeilt werde.

Tips für Rundflüge

O'Keefe wurde auch nach NASA-Plänen für erneute bemannte Flüge zum Mond, oder der Aussendung von Expeditionen zum Mars oder sonstwohin gefragt. Solche Ausflüge wären eher eine Sache, um neue Technologien nutzbar zu machen, zusammen mit der treibenden Kraft der Notwendigkeiten von Wissenschaft und Forschung, erklärte er.

Insbesondere seien neue Antriebs- und Energierezeugungsarten ein technologisches Muß. Und noch mehr müßten Wege gefunden werden, den Effekten der Strahlung und der Mikroschwerkraft bei langen Reisen entgegenzuwirken.

"Unsere Mission ist jetzt, sicherzugehen, daß wir dorthin [zum Mond] oder auch woandershin fliegen können, und daß die Menschen diese Erfahrung auch überleben," meinte O'Keefe. "Bei der NASA glauben wir nämlich an Rundflügen."

Quelle: Space.com


letzte Änderung am 30. Dezember MMII