Zurück zur Startseite
Statusbericht Freitag, 8. November 2002
ISS-Statusbericht 50/2002
Expedition 5 Besatzung

Alle sechs Personen an Bord der internationalen Raumstation haben damit begonnen, für die Heimreise zu packen. Die "Taxibesatzung", die zu Besuch ist, wird morgen nach Hause zurückkehren, nachdem sie eine neue Sojus-Rückkehrkapsel zur Station gebracht und eine Vielzahl an Experimenten durchgeführt hat, und die Expedition 5 Besatzung, die bereits seit fünf Monaten an Bord ist, wird in zwei Wochen mit der Raumfähre ENDEAVOUR zurückfliegen.

Diese Woche begann damit, daß Expedition 5 Kommandant Walerij Korsun, NASA Wissenschaftsoffizierin Peggy Whitson und Flugingenieur Sergeij Trestschow sicherstellten, daß die Stationssysteme bereit für die Installation des P1 Tragwerksegmentes sind. Sie führten einen abschließenden Test des mobilen Transporters, des CANADARM2, der Luftschleuse QUEST und der Werkzeuge und der Ausrüstung für die Außeneinsätze, die sich bereits an Bord befinden, durch. Nachdem diese Tätigkeiten abgeschlossen waren, begannen sie Gegenstände einzupacken, die mit ihnen die Heimreise an Bord der ENDEAVOUR antreten werden, deren Start für Montag Morgen zwischen 6 und 10 Uhr MEZ festgesetzt wurde.

Sobald das Tragwerksegment P1 montiert ist, wird die Expedition 5 Besatzung die Leitung der Station an den Expedition 6 Kommandanten Ken Bowersox und die Flugingenieure Nikolai Budarin und Donald Pettit übergeben und dann mit der Besatzung der ENDEAVOUR, Kommandant Jim Wetherbee, Pilot Paul Lockhart und die Missionsspezialisten Michael Lopez-Alegria und John Herrington, den Heimflug antreten.

Die Taxibesatzung aus Kommandant Sergeij Saljotin, dem belgischen ESA-Astronauten Frank De Winne und dem russischen Flugingenieur Jurij Lontschakow wird am Samstag um 21:41 Uhr MEZ von der Station ablegen. Um 0:10 Uhr wird Kommandant Saljotin die Bremsraketen der Sojus zünden, was zu einer Landung in der kasachischen Steppe gegen 1:04 Uhr MEZ führen soll.

Die Taxibesatzung, die mit einer modernisierten Sojus TMA Kapsel mit mehr Beinfreiheit, moderneren Computern, Anzeigebildschirmen und Steuerinstrumenten zur Station gekommen war, wird mit dem älteren Sojus TM-34 Rückkehrfahrzeug, das seit April an der Station angedockt ist, zurückkehren. Eine frische Sojus muß alle sechs Monate zur ISS gebracht werden, um eine sichere Rückkehrmöglichkeit für die Besatzung zu gewährleisten, falls sie in einem kritischen Notfall gezwungen ist, die Station vorzeitig zu verlassen.

Während ihres achttägigen Aufenthaltes an Bord der Station hat die Taxibesatzung eine Vielzahl an Experimenten durchgeführt, darunter medizinische Versuche, Versuche zum Proteinkristallwachstum und zur Werkstoffverarbeitung. Die Besatzung befaßte sich mit der menschlichen Physiologie in der Mikroschwerkraft, wie Kristalle wachsen und wie sich Legierungen innerhalb des Handschuhkastens für Mikroschwerkraftforschung (MSG) im Labormodul DESTINY bilden.

Flugleittechniker in Houston behandeln unterdessen ein Problem mit der Kohlendioxidfilteranlage (CDRA) im DESTINY Labor. Das CDRA ist ein System aus Absorptionsfiltern, Leitungen und Ventilen, die überschüssiges, von der Besatzung ausgeatmetes Kohlendioxid aus der Stationsatmosphäre entfernt und von Bord abbläst. Zwei der vier Ventile scheinen nicht richtig zu funktionieren, was dazu führte, daß sich das System mehrere Stunden, nachdem es angefahren wurde, selbsttätig abschaltete. Dieses System ergänzt das russische Kohlendioxidfiltersystem Wosdoch, wenn sich mehr als drei Personen an Bord befinden.

Es zeigte sich, daß ein kürzlich vorgenommenes Update der Laborsystemsoftware nicht der Grund für die Probleme ist, und die Techniker verfeinern nun die Inbetriebnahmeverfahren, um die Besatzungsmitglieder der ENDEAVOUR und der Expedition 6 mit dem CDRA über zusätzliche Steuerfunktionen vom Boden aus unterstützen zu können. Lithiumhydroxidbehälter, die das Kohlendioxid mittels eines chemischen Prozesses absorbieren können, können auch verwendet werden, um das Primärsystem zu ergänzen; einer der Behälter war während der Problembehandlung am CDRA im Einsatz gewesen.

Auch das Elektronsystem, das Sauerstoff durch die Spaltung von Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff, freisetzt, funktioniert nicht ganz richtig. Korsun und Trestschow arbeiteten in dieser Woche an der Behebung des Problems und sollen am Sonntag das Flüssigkeitselektrolysemodul der Einheit austauschen. Zusätzlicher Sauerstoff ist im PROGRESS-Transporter verfügbar, der am hinteren Ende des SWESDA-Moduls angedockt ist. Außerdem sind Sauerstoff und Stickstoff auch in den Tanks am Schleusenmodul QUEST verfügbar und zusätzlich kann auch Sauerstoff mit speziellen russischen "Kerzen" produziert werden.

Der Abflug der Taxibesatzung am Samstag Abend bereitet den Weg für den Start der raumfähre ENDEAVOUR. Die Besatzung ist letzte Nacht am Kennedy Raumfahrtzentrum angekommen und heute Morgen hat der Startcountdown begonnen. ENDEAVOUR bringt das Tragwerksegment P1 und zusätzliche Ausstattungsgegenstände, sowie zwei Ersatzventile für das CDRA zur Station. Diese knapp anderthalb Kilogramm schweren Aluminiumventile sind etwa 13 x 23 x 15 cm groß, und sehen wie Ventile aus einer gewöhnlichen Hausklimaanlage aus.

Quelle: ISS-Statusreport der NASA


letzte Änderung am 9. November MMII