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Statusbericht Freitag, 13. September 2002
ISS-Statusbericht 41/2002
Expedition 5 Besatzung

Die fünfte Wohnbesatzung der internationalen Raumstation hat heute um 23:23 Uhr MESZ die 100-Tage-Marke ihres Aufenthaltes im All überschritten, als sie eine Woche beendeten, in der zum allerersten Male ein Ultraschallgerät zu medizinischen Diagnosezwecken in der Umlaufbahn eingesetzt wurde. In dieser arbeitsreichen Woche wurde auch das erste werkstoffwissenschaftliche Experiment im Handschuhkasten für Mikroschwerkraftforschung beendet, die Umlaufbahn der Station durch den Einsatz der PROGRESS-Triebwerke angehoben und einen Tag lang der Robotarm eingesetzt.

Heute morgen hat Expedition 5 Flugingenieurin Peggy Whitson das Ultraschallexperiment im Schrank der Humanforschungseinrichtung eingereichtet und in Betrieb genommen, um es dann, unter der Anleitung von Flugärzten in Houston, an sich selbst auszuprobieren und so für 4 Stunden live Videoaufnahmen zu liefern. Die Möglichkeit Ultraschallaufnahmen im Orbit anzufertigen und direkt zur Erde zu senden erweitert diese Art der medizinischen Forschung, die von Wissenschaftlern am Boden im All durchgeführt werden können und erlaubt es den Ärzten, bei Besatzungsmitgliedern Leiden deutlich früher zu diagnostizieren, als es sonst möglich war. Das könnte möglicherweise auch die Chancen verbessern, ein medizinisches Problem wirkungsvoll noch im All zu behandeln, ohne eine Notrückführung mit der Sojus durchführen und die Station unbemannt zurücklassen zu müssen.

Ein weiterer Meilenstein wurde erreicht, als Whitson am Mittwoch die letzte Probe des SUBSA-Experimentes (Erstarrung unter Verwendung einer Strömungsumlenkung in dichten Ampullen) aus dem Mikrogravitationshandschuhkasten (MSG) entnahm. SUBSA ist das erste Experiment, das in diesem Experimentalschrank im DESTINY-Modul durchgeführt wurde. Dabei konnten die Experimentatoren auf Videobändern beobachten, wie Halbleiterwerkstoffe innerhalb eines durchsichtigen Ofens geschmolzen wurden. Untersucht werden hierbei Methoden, die die Strömungsbewegungen in den Schmelzen reduzieren sollen, um so die Fehler bei der Herstellung von Halbleitern zu minimieren. Das nächste MSG-Experiment, das nächste Woche in Betrieb genommen werden soll, ist PFMI, eine Untersuchung zur Bildung und Beweglichkeit von Poren, bei der die Wissenschaftler die Entstehung und Bewegung von Blasen in schmelzenden Metall- und Kristallproben, die die Festigkeit und Verwendbarkeit herabsetzen, beobachten.

Am Donnerstag setzten Kommandant Korsun und Whitson den kanadiachen Robotarm der Station ein, um den universellen Kopplungsmechanismus (CBM) am Nadir-Port, dem zur Erde gerichteten Andockstutzen, des UNITY-Knotenmoduls visuell zu inspizieren. Diese Sichtprüfung war veranlaßt worden, nachdem einige Fremdobjekte vom Vielzwecklogistikmodul LEONARDO aus, das bei der letzten Raumfährenmission im Juni an der Station angedockt war, am CBM entdeckt worden waren. Während einer drei Stunden dauernden Prozedur sammelten die Besatzungsmitglieder Aufnahmen von UNITYs Kopplungsstutzen mit dessen Schutzklappen in geöffneter und geschlossener Stellung. Spezialisten in Houston sehen jetzt diese Aufnahmen zusammen mit den Beschreibungen der Besatzungsmitglieder durch, um zu bestimmen, ob hier ein Handlungsbedarf besteht.

Mittwoch Nacht haben russische Flugleittechniker einen Einsatz der Triebwerke des am hinteren Andockport des SWESDA-Moduls angekoppelten PROGRESS-Transporters veranlaßt, wodurch die mittlere Bahnhöhe der Station um 2,4 Kilometer auf nun 391 Kilometer angehoben wurde. Dieses Bahnmanöver ermöglicht nun die Ankunft eines neuen PROGRESS-Versorgers, der am 24. September vom Kosmodrom Baikonur in Kasachstan starten soll, sowie die eines neuen Sojus Rettungsfahrzeugs, das am 28. Oktober mit einer "Taxi"-Besatzung aus dem russischen Kommandanten Sergeij Saljotin und dem belgischen ESA-Flugingenieur Frank de Winne starten soll.

Neben Zeit zur Entspannung und Gesprächen mit den Familien hat die Besatzung am vergangenen Wochenende einen provisorischen Befestigungsriemen für das aktive Schwingungsisolationssystem (ARIS) des EXPRESS-Schranks 2 im Labormodul DESTINY angefertigt, indem sie Standardriemen verwendeten, die sie in den Lagerschränken des Labors gefunden hatten. Diese vorläufige Reparatur, die es erlaubt das ARIS für Kalibrierungszwecke wieder in Betrieb zu nehmen, wurde notwendig, als der originale Halteriemen Abnutzungserscheinungen zeigte. Neue Ersatzteile, mit denen die Reparatur abgeschlossen werden kann, sollen mit dem nächsten Shuttle-Flug zur Station gebracht werden.

Der nächste Shuttle, der die Raumstation besuchen wird, wurde am Dienstag für die letzten Startvorbereitungen zur Startrampe 39B des Kennedy Raumfahrtzentrums in Florida verbracht. Die Mission STS-112 ist für einen Start am 2. Oktober vorgesehen und bringt als Montagemission 9A das Segment S1 der integrierten Tragwerkstruktur zur ISS, das während dreier Außeneinsätzen steuerbords am bereits installierten S0 Segment angebaut werden soll. Die Überführung der Startaufbaus konnte erfolgen, nachdem die Lager der hydraulischen Hub- und Ausgleichszylinder des Raupentransporters 2 erfolgreich ausgetauscht worden waren.

In der nächste Woche sollen sich Korsun und Whitson wieder der Wartung des Kohlendioxidfiltersystems im DESTINY-Labormodul zuwenden, das immer noch die Innenluft der Station vom Kohlendioxid reinigt, trotz zuvor festgestellter innerer Undichtigkeiten. Bei der Problembehandlung durch die Flugleittechniker in Houston kam man zu dem Schluß, daß die Ventile in der Trockner/Absorber-Einheit in Ordnung und richtig eingestellt sind und daß vermutlich ein Leck in einer der Wasserleitungen vorliegt; eine Sichtprüfung dieses Gerätebereiches durch Whitson bestätigte diese Analyse. Für die nächste Woche wird jetzt ein Arbeitsplan für Korsun und Whitson aufgestellt, nach dem sie das Gehäuse des Systemschranks CDRA öffnen werden, um die Reparaturen auszuführen, so wie sie es auch schon im Juli durchgeführt haben, um eines der Absorbereinheiten auszutauschen.

Quelle: ISS-Statusreport der NASA


letzte Änderung am 15. September MMII