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Statusbericht Freitag, 2. August 2002
ISS-Statusbericht 34/2002
Expedition 5 Besatzung

Kommandant Walerij Korsun und die Flugingenieure Peggy Whitson und Sergeij Trestschow haben nun ihre achte Woche an Bord der internationalen Raumstation hinter sich gebracht, in der sie wissenschaftliche Forschung, Wartungsarbeiten und die täglichen Fitnessübungen absolviert haben.

Die wissenschaftliche Arbeit dieser Woche konzenzrierte sich hauptsächlich auf das fortschrittliche Astrokulturexperiment (ADVASC) und das Experiment zur Erstarrung von Materialien in dichten Ampullen (SUBSA). Die ADVASC Pflanzenwachstumskammer beherbergt das erste Sojabohnenwachstumsexperiment, das jemals im All durchgeführt wurde. Photos, die von Whitson angefertigt wurden, zeigen, daß die Pflanzen Blüten und Samenkapseln gebildet haben. Am Dienstag führte Whitson den dritten Austausch von Nährstoffen und die Entnahme einer Gasprobe durch. Dieses Forschungsvorhaben in der Mikroschwerkraft könnte Sojabohnen mit erhöhtem Öl-, Protein- und Kohlenhydratanteilen hervorbringen, die ebenso wie die zweitrangigen Metabolite, wie Phytoestrogen von wirtschaftlichem Wert sind.

Das SUBSA Experiment, das isoliert innerhalb des Handschuhkastens für Mikroschwerkraftforschung (MSG) abläuft, untersucht, was die Bewegung innerhalb der geschmolzenen Materialien, die zur Herstellung von Halbleitern eingesetzt werden, versucht, und ob es eine Möglichkeit gibt, diese Strömungsbewegungen zu unterdrücken, was letztlich zu einer Reduzierung von Fehlern in den Halbleitern sowohl im All als auch auf der Erde führen kann. Am Mittwoch haben Flugleittechniker des Nutzlastbetriebszentrums (POC) am Marshall Raumflugzentrums (MSFC) in Huntsville, Alabama, einen Software Patch für das MSG zur Station übertragen, mit dem die erlaubte Temperatur eines Ofens innerhalb des Kastens erhöht werden kann. Die SUBSA-Proben werden hier auf ihre Schmelztemperatur von 810 °C erhitzt. Nach einem erfolgreichen Probelauf des leeren MSG, bestückte Whitson am Donnerstag das Experiment mit dem dritten Satz von Proben.

Die Besatzungsmitglieder begannen in dieser Woche mit einem modifiziertem Fitnessprogramm, da die Ingenieure entschieden hatten, daß die schwingungisolierte Tretmühle nicht eingesetzt werden sollte, bis sie repariert werden kann. Die Untersuchungen der Besatzung hatten ein Problem mit einer der Umlenkrollen, über die die Gurte der Trainingsanlage laufen, aufgezeigt. Ein Kugellager der Spurstange der Rolle hatte blockiert und die Stange hatte daraufhin gegen den Rahmen der Tetmühle gerieben. Die Ingenieure arbeiten jetzt an der Entwicklung eines Verfahrens und Geräten zur Reparatur der Tretmühle, die mit dem nächsten PROGRESS-Transporter im SEptember zur Station geschickt werden können. In der Zwischenzeit kann die Besatzung verschiedene andere Maschinen an Bord zur Körperertüchtigung nutzen, wie ein Fahrradergometer und ein Widerstandsübungsgerät.

Korsun und Trestschow arbeiteten an einem Verfahren, um das sauerstoffproduzierende Elektron-System wieder zur vollen Leistung zu bringen. Das Elektron teilt Wasser in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff auf und bläst den Sauerstoff in die Kabine sowie den Wasserstoff über Bord. Die ursprüngliche flüssige Einheit in dem System zeigte im April ein Problem und die Besatzung tauschte es gegen ein Ersatzgerät aus, das aber nur im Handbetrieb gefahren werden konnte, bei dem die Besatzung die verschiedenen Ventile betätigen mußte. In dieser Woche baute die Besatzung die ursprüngliche flüssige Einheit wieder in das Elektron ein, aber das brachte das System nicht wieder in den gewünschten Betriebszustand. So wurde wieder das Ersatzgerät eingebaut und das Elektron wird nun weiter von Hand betrieben.

Am Donnerstag wurde der Testbetrieb des mobilen Servicesystems teilweise abgeschlossen. Korsun und Whittson manövrierten den Robotarm der Raumstation, den CANADARM2, in eine Position, von der aus mit den Kameras auf das mobile Basissystem und die daran angebrachte Haltevorrichtung, an der Bau- und Ersatzteile an die Umgebungsverhältnisse im All angepasst werden können (POA), zurückgeblickt werden konnte. Das POA wurde angewiesen, den Bewegungsablauf durchzuführen, um eine Nutzlast zu greifen, während die Kameras am Ende des Robotarms den Vorgang beobachteten. Während eines Testlaufs glaubte die Computersoftware, daß die POA-Motoren zu schnell liefen und versetzte das Robotsystem in einen sicheren Zustand. Flugleittechniker schalteten das POA daraufhin ab und wieder ein und wiederholten die Bewegung des Robotarms. Ein Testlauf, bei dem die Motoren mit geringerer Geschwindigkeit gefahren wurden, war erfolgreich und der Robotarm wurde an einer Position abgestellt, von der aus er in der nächsten Woche seine Kameras für die Überwachung des ersten Außeneinsatzes der Expedition 5 Besatzung einsetzen kann. Die noch verbleibenden Testprozeduren wurden auf einen anderen Zeitpunkt verschoben.

Korsun und Whitson werden am 16. August aus dem russischen Andock- und Schleusenmodul PIRS herausschweben und am Servicemodul SWESDA Bleche anbringen, die das Habitat vor Mikrometeoriten und Müllteilchen schützen soll; ebenso werden sie einen neuen Satz russischerwerkstoffproben dort anbringen, die den extremen Bedingungen des Weltraums ausgesetzt werden sollen. Die Liveübertragung des Außeneinsatzes bei NASA TV beginnt um 9 Uhr MESZ. Ein weiterer Außeneinsatz wird am 22. August von Korsun und Trestschow durchgeführt, bei dem dann ähnliche Werkstoffproben eines japanischen Experimentes, sowie zwei Amateurfunkantennen an der Außenhülle befestigt werden.

Die Triebwerke des PROGRESS-Versorgungsfahrzeuges haben am Donnerstag die mittlere Bahnhöhe der Station um etwa 8 km auf nun 396 km angehoben. Damit befindet sich die ISS nun auf einer Bahn, die für die Ankunft eines neuen PROGRESS-Transporters und einer Sojus-Taxibesatzung, die beide im Herbst vom Kosmodrom Baikonur in Kasachstan zur Station starten sollen, günstig ist.

Quelle: ISS-Statusreport der NASA


letzte Änderung am 4. August MMII