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Artikel 11. Februar 2018
US-Haushaltsentwurf für 2019 sieht Ende der ISS-Finanzierung ab 2025 vor
Weiterführung der Raumstation unter kommerziellen Betreibern möglich

Am 12. Februar legt die US-Regierung dem US-Kongress ihren Entwurf für das Haushaltsjahr 2019 vor. Im Haushalt für die Raumfahrtbehörde NASA sind Pläne enthalten, die Finanzierung der Internationalen Raumstation ab 2025 zu beenden, aber die Möglichkeit offen zu lassen, die Station ganz, oder nur Teile davon, kommerziellen Betreibern zu übertragen.

Einem internen Papier aus der NASA zufolge, das SpaceNews zugespielt wurde, beinhaltet der Haushaltsvorschlag eine Anforderung von $150 Millionen zur Förderung der Entwicklung kommerzieller Kapazitäten in der niedrigen Erdumlaufbahn als Nachfolge zur ISS, bei denen die NASA Kunde sein könnte.

Wie diesem Papier zu entnehmen sei, habe die NASA als Teil eines vom Kongress beauftragten ISS-Übergangsplans, der noch veröffentlicht werden muß, verschiedene Optionen für die Zukunft der Station untersucht. Diese Optionen reichen vom Weiterbetrieb der ISS "wie sie ist" über 2024 hinaus bis hin zum Ausbringen des gesamten Komplexes aus der Umlaufbahn, aber auch Optionen, die Station im Rahmen einer öffentlich-privaten Partnerschaft weiterzubetreiben, oder Teile der Station zu einer kommerziellen Plattform zu transferieren.

Der Ansatz, den die Regierung gewählt hat, würde die Finanzierung der ISS durch die NASA ab 2025 beenden, zugleich aber die Entwicklung von kommerziellen Nachfolgern fördern. "Mit der Unterstützung einer zeitnahen Entwicklung und Übertragung zu kommerziellen Kapazitäten im LEO, wo die NASA ab Mitte der 2020er einer von vielen Kunden sein könnte, schlägt die Regierung vor, im Jahr 2025 die direkte Bundesfinanzierung der ISS unter dem derzeitigen NASA-geführten Betriebsmodell zu beenden", läßt sich in dem Dokument nachlesen.

Nach dem Haushaltsvorschlag für 2019 sollen $150 Millionen bereitgestellt werden, "um die Entwicklung und Reifung kommerzieller Unternehmen und Kapazitäten zu ermöglichen, die sicherstellen sollen, daß kommerzielle Nachfolger der ISS (die möglicherweise Elemente der ISS beinhalten) betriebsbereit zur Verfügung stehen, wenn sie benötigt werden." Das Dokument sagt weiter, daß "steigende Investitionen" über die $150 Millionen hinaus in zukünftige Haushalte eingeplant werden sollen.

Das Ende der Bundesfinanzierung für die ISS müßte dabei nicht automatisch auch das Ende der ISS selbst oder eines Teils bedeuten. "Es ist möglich, daß die Industrie zumindest einen Teil oder bestimmte Kapazitäten von ihr als Teil einer zukünftigen kommerziellen Orbitalplattform weiterbetreibt."

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Oben: Die Internationale Raumstation soll nach neuesten Plänen der US-Regierung ab 2025 nicht mehr über die NASA weiterfinanziert und -betrieben werden. (Photo: NASA)
Das Ziel dieser Bemühung wäre, kommerzielle Einrichtungen betriebsbereit zu haben, wenn die NASA die Finanzierung der ISS in 2025 beendet und dann ein möglicher Kunde dieser Einrichtungen wird, um ihre eigenen Forschungsprogramme weiter zu unterstützen, wie z. B. die Weltraumerkundung jenseits der Erdumlaufbahn. "Es ist die Absicht der NASA und der Regierung, den kontinuierlichen Zugang zu bemannten Einrichtungen im LEO, der den Zielen der NASA und der Nation förderlich ist, beizubehalten", heißt es im Dokument.

Weniger klar ist, wie ein solcher Plan mit den internationalen Partnern an der ISS koordiniert werden soll. Rußland hat bereits sein Interesse an der Entwicklung einer eigenen Raumstation als Nachfolger der ISS bekundet, bei der möglicherweise einige der russischen Module weiterverwendet werden sollen, die in den nächsten Jahren noch der Station hinzugefügt werden sollen (wie das Mehrzweckmodul NAUKA). Die anderen Schlüsselpartner, ESA, JAXA und CSA, haben bislang kein starkes Interesse daran bekundet, die ISS über das Jahr 2024 hinaus nutzen oder die Entwicklung anderer Einrichtungen im LEO unterstützen zu wollen.

Das NASA-Dokument merkt an, daß sich die internationalen Partner der Station alle in unterschiedlichen Phasen der Planung für den Betrieb der ISS über das Jahr 2024 hinaus befinden. "Die NASA wird damit fortfahren sich mit den Partnern bezüglich des ISS-Übergangs zu beraten, um einen Konsens und eine effektive Implementation des ISS-Programms zu gewährleisten."

Allerdings werden alle Bemühungen, den NASA-Betrieb der ISS Mitte der 2020er zu beenden, auf starken Gegenwind im US-Kongress treffen, wie verschiedene Kommentare vermuten lassen, die nach dem Aufkommen erster Gerüchte zu den Plänen der US-Regierung im letzten Monat gemacht wurden. Verschiedene wichtige Kongressmitglieder, parteiübergreifend aus beiden Häusern, haben bereits ihren Widerstand angekündigt.

Darunter sind u. a. der demokratische Senator Bill Nelson aus Florida, wie auch der republikanische Senator Ted Cruz aus Texas. Cruz ist der Vorsitzende des Raumfahrt-Unterausschusses im Handelsauschuß des US-Senats. "Wir haben sehr viel in die ISS investiert. Sie hat den Vereinigten Staaten und der Welt enormen Nutzen gebracht, und wir sollten dieses Gut solange weiter nutzen, wie es technologisch machbar ist und sich rechnet", meinte Cruz in einer Rede während der Konferenz über kommerziellen Weltraumtransport der US-Luftfahrtbehörde FAA am 7. Februar 2018 in Washington.

Auf die anschließende Frage, ob die Möglichkeit besteht, daß die ISS in 2024 außer Dienst gestellt würde, antwortete er, daß er das nicht glaube, sofern es keine technischen Gründe gebe, die den Weiterbetrieb unmöglich machen. Cruz ließ allerdings die Tür dafür offen, daß die ISS im Rahmen einer öffentlich-privaten Partnerschaft irgendwelcher Art weitergeführt werden könnte.

"Ich denke, wir alle sind offen für vernünftige Vorschläge, die sowohl kosteneffizient sind, als auch unsere Investitionen mit größtmöglicher Effektivität weiter nutzen", meinte er.

Quelle: SpaceNews
Bearbeitet von: Matthias Pätzold

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letzte Änderung am 11. Februar 2018