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Bericht 10. Oktober 2007
Nächste ISS-Besatzung auf dem Weg zur Raumstation
Peggy Whitson wird erste Frau, die den Orbitalkomplex leitet - auch malaysischer Kosmonaut an Bord

Start von Sojus TMA-11
Oben: In der Abenddämmerung erhebt sich die Sojus TMA-11 mit der Expedition 16 Besatzung in den Himmel über der kasachischen Steppe. (Photo: NASA TV)
Eine russische Sojus-Rakete ist am Mittwoch in die Umlaufbahn gestartet; an Bord den ersten malaysischen Raumfahrer und ein Team erfahrener Astronauten, die einer komplizierten Mission zum weiteren Ausbau der Internationalen Raumstation (ISS) entgegensehen.

Stationskommandantin Peggy Whitson, die erste Frau, die eine ISS-Mission leitet, startete zusammen mit Kosmonautenveteran Jurij Malentschenko und dem malaysischen Astronauten Scheich Muszaphar Shukor in's All. Ihr Sojus TMA-11 Raumfahrzeug hob um 15:22 Uhr MESZ, vom Weltraumbahnhof Baikonur in der kasachischen Steppe ab, wo die Sonne zu diesem Zeitpunkt bereits untergegangen war.

Whitson und ihr Flugingenieur Malentschenko, die beide bereits zuvor als Mitglieder einer Expeditionsbesatzung auf der ISS gewesen waren, sehen drei Besuchen von amerikanischen Raumfähren entgegen und werden während ihres sechsmonatigen Aufenthaltes mit einer Reihe wechselnder Besatzungsmitglieder zusammenarbeiten.

"Ich freue mich wirklich darauf", erklärte Whitson den Reportern in der Pressekonferenz vor dem Start ihrer arbeitsreichen Expedition 16 Mission. "Ich bin zuversichtlich, das wir in der Lage sein werden, alle unsere Aufgaben zu erfüllen, weil ich Herausforderungen mag."

Ein neues Verbindungsmodul, das europäische Labormodul COLUMBUS, das erste Teil des dreisegmentigen japanischen Labortraktes KIBO und eine Erweiterung des Robotarms der Station sollen während der Expedition 16 zur ISS geliefert werden. Auch Europas erstes unbemanntes Frachtraumschiff, das ATV "Jules Verne", soll während der Mission an der Raumstation anlegen.

"Historisch gesehen wird dies einer der Höhepunkte des Programms werden", meinte Mike Suffredini, der ISS-Programmleiter der NASA am Dienstag in Baikonur gegenüber NASA TV. "Ich hatte vorhin noch mit Peggy gesprochen und sie kaut bereits auf dem Zahnfleisch."

Whitson und Malentschenko werden, nachdem sie am Freitag an der ISS angelegt haben, die derzeit an Bord befindliche Expedition 15 Besatzung aus Kommandant Fjodor Jurtschichin und Flugingenieur Oleg Kotow während einer neuntägigen Übergabeprozedur ablösen. NASA-Astronaut Clayton Anderson, ebenfalls zurzeit an Bord der Raumstation wird für die erste Zeit von Expedition 16 noch bei ihnen bleiben.

Die Expedition 16 besatzung vor dem Start
Oben: Die Besatzung von Sojus TMA-11 winkt noch einmal zurück bevor sie Startrampe erklimmt. Unten an der Treppe ist der Sojus-Kommandant und ISS-Flugingenieur Jurij Malentschenko, In der Mitte die zukünftige ISS-Kommandantin Peggy Whitson und oben der malaysische Raumflugteilnehmer Scheich Muszaphar Shukor. (Photo: NASA/Bill Ingalls)
"Wir freuen uns schon darauf, sie in ein paar Tagen zu sehen", meinte Whitson.

Jurtschichin und Kotow werden am 21. Oktober ihren sechsmonatigen Raumflug mit der Rückkehr zur Erde abschließen. Shukor wird nach seinem eigenen elftägigen Raumflug mit ihnen zusammen an Bord der Sojus TMA-10 landen. Er will während der neun Tage auf der ISS eine reihe von Experimenten durchführen und die Erde beobachten. Shukor sagte, er fühle sich geehrt, unter den ursprünglich 11.000 Bewerbern als erster malaysischer Astronaut, oder "Angkasawan", ausgewählt worden zu sein.

"Ich bin bereit, in's All zu fliegen", erklärte er auf der Pressekonferenz vor dem Start.

Shukor, ein 35-jähriger orthopädischer Chirug, fliegt zur ISS aufgrund eines Abkommens zwischen Rußland und Malaysia über den Kauf russischer Militärflugzeuge. Zusätzlich zu den Experimenten nimmt Shukor traditionelle malaysische Gegenstände und Gerichte mit zur ISS und hofft, seinen muslimischen Glauben während der letzten Tage des Fastenmonats Ramadan in der Umlaufbahn praktizieren zu können.

"Als Muslim in's All zu fliegen ist eine große Verantwortung für mich, nicht nur gegenüber dem malaysischen Volk, sondern gegenüber allen Muslimen auf der Welt", sagte er. "Ich weiß noch nicht wie, aber ich bin sicher, ich finde einen Weg im All zu beten und zu fasten und ich werde zurückkehren und diese Erfahrung teilen."

Anstehender Besatzungswechsel

Shukor und die Expedition 16 Besatzung sollen am Freitag um 16:52 Uhr MESZ an der Raumstation anlegen, wobei Malentschenko während des zweitägigen Fluges als Sojus-Kommandant fungiert.

Als die drei Raumfahrer in's All starteten, trainierten gerade sieben andere Astronauten für ihren Raumflug. Die siebenköpfige Besatzung der Raumfährenmission STS-120 probte am Kennedy Raumfahrtzentrum der NASA in Cape Canaveral, Florida für den Start der DISCOVERY am 23. Oktober.

Die 14-tägige Mission, die ebenfalls von einer Frau, Space-Shuttle-Kommandantin Pamela Melroy geleitet wird, bringt das Knotenmodul HARMONY zur ISS, das die Basis für die später kommenden internationalen Labormodule darstellt. Bei diesem Raumflug werden zum ersten Mal beide Raumfahrzeuge, das Shuttle und die ISS, von Frauen kommandiert.

"Wir sind bereits sehr aufgeregt deswegen", berichtete Melroy den Reportern am Dienstag. "Tatsächlich ist das einzige Problem mit Peggys Start, das wir zur selben Zeit [im Shuttle] angeschnallt werden und ihn deshalb nicht live verfolgen können."

Aber bevor die Astronauten der DISCOVERY zur ISS fliegen können, muß erst die Expedition 16 Besatzung die Leitung des Orbitallabors übernehmen. Die Expedition 15 Besatzung hat die letzten Wochen damit verbracht sich auf die Ankunft ihrer Ablösung vorzubereiten und hat den erfolgreichen Start durch eine Live-Übertragung mitverfolgen können.

Anderson hielt nach dem Start mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht beide Daumen erhoben in die Kamera an Bord der ISS. Er wird Anfang November mit der STS-120-Besatzung, die seine Ablösung, den NASA-Astronauten Daniel Tani, zur Station bringt, zur Erde zurückkehren. Tani ist der erste von drei ISS-Flugingenieuren, die während Expedition 16 nacheinander auf der ISS ihren Dienst versehen und während der nächsten drei Shuttle-Flüge jeweils ausgetauscht werden.

Während der Pressekonferenz vor dem Start wurde Whitson zur Erinnerung eine Peitsche überreicht, "damit die Männer auch immer daran denken, daß sie der Boss sind", wie der Überreicher des Geschenks meinte. Alle vier der wechselnden Besatzungsmitglieder, Anderson, Tani, der ESA-Astronaut Leopold Eyharts und NASA-Raumfahrer Garrett Reisman, sind Männer.

"Ich hoffe nicht, daß ich sie brauchen werde, aber nur für den Fall ...", scherzte Whitson darauf.

Quelle: Space.com
Bearbeitet von: Matthias Pätzold


letzte Änderung am 11. Oktober MMVII