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Artikel 3. September 2002
Fliegt er, oder fliegt er nicht?
Russische Funktionäre widersprechen sich wegen Ausschluß von Bass vom Oktober Sojusflug - Sponsoren haben noch immer nicht gezahlt

Lance Bass
Oben: Lance Bass während einer Pressekonferenz am JSC in Houston. (Photo: Space.com)
Die Lance Bass Saga begann am Dienstag dem US Open Tennis-Turnier zu gleichen, als russische Raumfahrtfunktionäre und Unterstützer des Pop-Sängers Erklärungen hin und her warfen, ob der 23jährige nun zur internationalen Rumstation fliegen werde, oder nicht.

Kaum hatte die russische Luft- und Raumfahrtagentur Rosaviacosmos bekannt gegeben, daß sie Bass vom weiteren Training ausgeschlossen hätten, als auch schon Quellen aus der russischen Raumfahrtindustrie reihenweise versicherten, daß das N'SYNC Bandmitglied immer noch mitfliegen könne.

Rosaviacosmos hatte den Tag damit begonnen, aus den Verhandlungen mit Bass herauszugehen, nachdem er und seine Sponsoren eine weitere Zahlungsfrist für den 20 Millionen Dollar Flugschein hatten verstreichen lassen.

"Uns ist die Geduld ausgegangen, er sollte besser gehen," erklärte Konstantin Kreydenko, Sprecher von Rosaviacosmos in einem Telephoninterview mit Space.com. Kreydenko sagte, seine Agentur werde einen 150 kg schweren Behälter mit Ausrüstung und persönlichen Gegenständen für die ständige Besatzung der ISS für den Popsänger nach oben schicken.

Kreydenko behauptete, es sei "unwahrscheinlich", daß Rosaviacosmos Bass erlauben würde, das Training wieder aufzunehmen, selbst wenn die Zahlung in den nächsten paar Tagen doch noch erfolgen sollte. Dennoch wollten die Funktionäre nichts darüber sagen, ob der Direktor der Agentur, Jurij Koptow inzwischen den Vertrag mit Bass offiziell aufgelöst habe. Der Sänger hatte den Vertrag mit Rosaviacosmos und dem Raketen- und Raumfahrtunternehmen Energija im Juli unterzeichnet und sich damit verpflichtet, die erste Zahlung innerhalb von fünf Tagen nach der Unterzeichnung zu leisten.

Der Grund dafür, daß Rosaviacosmos noch keinen Kommentar darüber abgeben möchte, ob der Vertrag nun geplatzt sei, ist, daß Bass immer noch eine "Chance" besitzt, mitzufliegen, wie ein Vertreter von Energija am Dienstag in einem Telephongespräch verlauten ließ.

Der Funktionär, der nicht genant werden wollte, hatte erklärt, daß die Spitzenmanager von Energija deshalb so viel Geduld mit Bass hätten, da sie erkannt hätten, daß die Finanzierung über Sponsoren ein sehr schwieriges Unterfangen sein kann.

Besatzung von Sojus TMA 1
Oben: Die Besatzung von Sojus TMA-1, die am 28. Oktober 2002 zur ISS starten soll. Von links: Lance Bass, Segeij Saljotin und Frank de Winne. (Photo: Space.com)
Dennoch warnte er davor, daß auch die Geduld von Energija ein Ende haben könnte und Bass dann endgültig aus der dreiköpfigen Besatzung ausgeschlossen werden könnte, wenn er nicht bis Ende der Woche gezahlt habe. Keine Seite wollte irgendwelche Details des Vertrages offenlegen, obwohl Vertreter von Bass offengelegt hatten, daß sie drei Sponsoren gewonnen hätten, darunter einen großen Limonadenhersteller.

Ein Vertreter der in Amsterdam beheimateten Firma MirCorp, die Bass bei der Organisation seines Trainings unterstützt, erklärte ebenfalls am Dienstag, daß Bass Mitglied der Besatzung bleibe. Überdies sei MirCorp, die von Energija beauftragt ist, ausländische Investoren für Rußlands bemanntes Raumfahrtprogramm anzuwerben, zuversichtlich, daß Bass dennoch zur ISS fliegen werde, wie der Geschäftsführer der Firma, Gert Meyers in einem Telephongespräch von Amsterdam aus erklärte.

Meyers sagte, er hoffe stark, daß die Verhandlungsführer, die Rosaviacosmos, Energija und Bass vertreten, am Mittwoch eine Lösung finden werden. Er meinte, daß Bass selbst sicher sei, daß "er es schon schaukeln werde".

Der Präsident von MirCorp, Jeff Manber, fuhr inzwischen ebenfalls damit fort, in einem Interview mit der Associated Press am Dienstag Optimismus zu verbreiten.

"Es ist ein bißchen sehr dramatisch zu sagen, er sei herausgeworfen worden," meinte Manber, der der Nachrichtenorganisation mitteilte, daß er auf dem Weg zu einem weiteren Treffen mit russischen Raumfahrtverantwortlichen sei, um über die genauen Zahlungsmodalitäten zu diskutieren.

"Er hat gestern am Training im Sternenstädtchen teilgenommen. Heute nicht, aber er wird es wahrscheinlich morgen oder übermorgen wieder aufnehmen."

Bass war am Dienstag aufgefordert worden, seine Sachen zu packen und das Gelände des Gagarin Kosmonautenausbildungszentrums im Sternenstädtchen zu verlassen, wie Kreydenko hatte verlauten lassen. Bass, der in der letzten Woche am Training am Johnson Raumfahrtzentrum in Houston teilgenommen hatte, bevor er nach Rußland zurückkehrte, war am Dienstag abend noch im Land, wie ein Vertreter des Sternenstädtchens am Telephon bestätigt hatte.

Der Vertreter, der ebenfalls nicht genannt werden wollte, erklärte, daß das Zentrum "alle Beziehungen mit Bass abgebrochen habe" und daß er nach dem Training in Houston besser nicht mehr zum Sternenstädtchen hätte zurückkommen sollen, da er noch immer nicht gezahlt habe.

Sowohl dieser Vertreter, als auch Kreydenko, beklagten, daß Rosaviacosmos und das Gagarin Zentrum das bisherige Training von Bass aus ihrer eigenen Tasche hatten zahlen müssen. Keiner wollte sich aber dazu äußern, ob ihre Organisationen vorhätten, Bass auf Zahlung der Kosten für das Training und für die Maßanfertigung eines Fluganzuges und eines Sitzes für die Sojus TMA Raumkapsel zu verklagen.

Rosaviacosmos und Energija hatten Bass bereits mehrmals Zahlungsaufschub gewährt. Jeder neue Aufschub war mit der eindringlichen Warnung verbunden gewesen, daß Bass von der Sojusbesatzung ausgeschlossen werden würde, die am 28. Oktober starten soll, wenn er nicht in den folgenden paar Tagen zahlte.

Eine Quelle aus der russischen Raumfahrtindustrie, die der Gruppe der russischen Verhandlungsführer nahesteht, hatte in einem kürzlichen Interview erklärt, daß die russischen Verhandlungsführer bereit seien zu warten, bevor sie darüber entschieden, ob Bass von dem Flug ausgeschlossen werde. "Wir haben noch Zeit, abzuwarten und zu sehen, was passiert, da zur Zeit keine dringenden Dinge anstehen," hatte die Quelle gemeint, mit Hinweis auf die Tatsache, daß Rosaviacosmos zur Zeit niemanden anderen habe, mit dem sie den dritten Sitz besetzen könnte.

Kreydenko hatte abschließend bemerkt, daß das Theater mit Bass Rosaviacosmos zumindest gezeigt habe, daß es besser sei, mit solchen zusammenzuarbeiten, die für ihren Flug aus ihrer eigenen Tasche zahlen, so wie der Südafrikaner Mark Shuttleworth und der Amerikaner Dennis Tito, die im April 2002, bzw. April 2001zur ISS geflogen waren.

Quelle: Space.com


letzte Änderung am 4. September MMII