Artikel 26. November 2008 |
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Wilkins Eisschelf in Gefahr
Eisbrücke zwischen zwei Inseln droht auseinanderzubrechen - Rückzug des Schelfeises ist Indikator für den Fortschritt des Klimawandels
Die Eisbrücke verbindet das Wilkins Eisschelf mit zwei Inseln, Charcot und Latady. Wie auf den ENVISAT-Bildern vom 26. November zu sehen ist, haben sich neue Bruchlinien (bezeichnet durch die farbigen Linien und den Zeitpunkten der Ereignisse) östlich von Latady aufgetan und scheinen sich in nördliche Richtung zu bewegen. Dr. Angelika Humbert vom Institut für Geophysik der Universität Münster und Dr. Matthias Braun vom Zentrum für Fernerkundung der Landoberfläche (ZFL) der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn haben diese neuen Bruchlinien während ihrer täglichen Beobachtung der Aktivitäten der Eisfläche entdeckt, die sie mit dem fortschrittlichen Synthetischen-Apertur-Radar (ASAR) durchführen. "Diese neuen Brüche, die sich mit bereits vorhandenen Brüchen auf dem Eisschelf vereinigt haben (blau gepunktete Linien), drohen das große Eisstück unterhalb des vom 21. Juli abzubrechen, wodurch die Brücke ihre Stabilität verlieren und auseinanderbrechen könnte", erklärt Humbert. "Diese jüngsten Veränderungen geschehen langsamer und kontinuierlicher, als die Ereignisse, die wir früher in diesem Jahr gesehen haben."
Das Wilkins Eisschelf, eine große Platte Treibeis südlich von Südamerika an der antarktischen Halbinsel, war für den größten Teil des letzten Jahrhunderts stabil gewesen, bevor es sich in den 90er Jahren zurückzuziehen begonnen hatte. Die Halbinsel hat in den vergangenen 50 Jahren eine außerordentliche Erhöhung der durchschnittlichen Temperatur von 2,5°C erfahren. Wenn das Eisschelf von der Halbinsel abbricht, wird es keine Erhöhung des Meeresspiegels verursachen, da es ja bereits auf dem Meer treibt. Dennoch sehen sich die Eisschelfe der antarktischen Halbinsel angegriffen, sowohl von den außerordentlich stark steigenden Lufttemperaturen und einem sich erwärmenden Ozean, was sie zu wichtigen Indikatoren für den laufenden Klimawandel macht. Langzeitsatellitenüberwachung über der Antarktis ist wichtig, weil sie maßgebliche Belege für Trends liefert und es den Wissenschaftlern ermöglicht, Voraussagen zu treffen. In den letzten 17 Jahren waren die Satelliten ERS und ENVISAT die hauptsächlichen Raumfahrzeuge, um die Verwendung von Erdbeobachtungsdaten von polaren Gegenden zu testen und zu zu demonstrieren. In den vergangenen 20 Jahren haben sich sieben Eisschelfe entlang der antarktischen Halbinsel zurückgezogen oder aufgelöst, darunter das sehr spektakuläre Auseinanderbrechen des Larsen B Eisschelfs im Jahr 2002, das ENVISAT nur wenige Tage nach seinem Start dokumentierte. ENVISATs ASAR-Instrument ist speziell geeignet, um über der Antarktis Bilder während der lokalen Winterperioden zu gewinnen, da es in der Lage ist, hochwertige Aufnahmen durch schlechtes Wetter hindurch und bei Dunkelheit anzufertigen, Bedingungen, wie sie in dieser Gegend häufig anzutreffen sind. Tägliche ASAR Bilder der Antarktis sind für Wissenschaftler leicht zugänglich. Die ESA wird eine Aktualisierung über den Zustand des Wilkins Eisschelf veröffentlichen, sollte es schließlich auseinanderbrechen. Quelle:
ESA
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