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Artikel 4. Februar 2009
ESA-Schwerefeldmission GOCE startet im März
Erdbeobachtungssatellit soll Erdschwerefeld und Meereszirkulationen vermessen

GOCE
Oben: Während seiner veranschlagten Lebensdauer von 20 Monaten wird GOCE globale Variationen im Erdschwerefeld mit hoher Genauigkeit vermessen und ein einzigartiges Model des Erdgeoids erstellen, das von großer Bedeutung für das Verstehen von Meereszirkulationen, Meeresspiegeländerungen und der Dynamik von Eisbewegungen ist, die alle vom Klimawandel beeinflußt werden. (Abbildung: ESA - AOES Medialab)
Die ESA macht sich bereit für die Rückkehr nach Rußland, wo die Startvorbereitungen für den ESA-Satelliten GOCE beaufsichtigt werden sollen, dessen Start nun für den 16. März 2009 geplant ist. Im Vorfeld wurden Maßnahmen zur Korrektur der an der Trägerrakete Rockot aufgetretenen Anomalien implementiert, die zur Verzögerung des Starts von GOCE durch den Startdienstleister Eurockot im letzten Oktober geführt hatten.

Eine für die Logistik zuständige Vorhut der ESA-ESTEC in den Niederlanden ist bereits im nordrussischen Kosmodrom Plesetsk eingetroffen. Das Ingenieursteam wird Mitte Februar dazustoßen.

Der fünf Meter lange Satellit GOCE ( Gravity field and steady-state Ocean Circulation Explorer - Erkunder von Gravitationsfeld und stationären Meereszirkulationen) befindet sich seit letztem Oktober auf der Startbasis. Sobald das Ingenieursteam der ESA und Thales Alenia Space vor Ort eintrifft, beginnen die Arbeiten zur Startvorbereitung des Satelliten. Als Hauptlieferant leitete Thales Alenia Space die Konstruktion des GOCE-Satelliten durch ein europäisches Konsortium aus über 40 Unternehmen.

Der ESA-GOCE-Projektleiter Danilo Muzi kommentiert das Ereignis: "Das Team kann es gar nicht erwarten, die Startkampagne wieder aufzunehmen und die im vergangenen Herbst unterbrochene Arbeit abzuschließen. Der Start in wenigen Wochen wird die verdiente Belohnung für all die Mühen sein."

Das Gradiometerverfahren von GOCE
Oben: Das Gradiometer von GOCE besteht aus drei Massepaaren, die an den Enden von drei 50cm langen senkrecht aufeinanderstehenden Armen angebracht sind. Aufgrund ihrer unterschiedlichen Position im Erdschwerefeld erfahren sie alle eine leicht unterschiedliche Schwerebeschleunigung. Die drei Achsen des Gradiometers erlauben eine simultane Mesung von sechs unabhängigen, aber sich ergänzenden Komponenten des des Schwerefelds. (Abbildung: ESA - AOES Medialab)
GOCE ist der erste einer Serie von Erdbeobachtungssatelliten mit der Bezeichnung "Earth Explorers" - Erderkunder. Als direkte Reaktion auf eine Reihe von erdwissenschaftlichen Fragestellungen der Wissenschaftsgemeinschaft sollen diese kleinen Missionen Antworten liefern und neue Technologien im Weltraum testen. Für diese Aufgaben ist GOCE bestens gerüstet. Sein schnittiges Hochtechnologiedesign verkörpert neben verschiedenen Konstruktionsneuheiten auch den erstmaligen Einsatz neuer Technologien, die es erlauben, das Erdschwerefeld so genau wie nie zuvor zu vermessen.

Mit seiner ungewöhnlich aerodynamischen Form, mit der er durch die Restatmosphäre schneidet, ist der Satellit speziell für eine Umlaufbahn in nur 250 km über der Erdoberfläche vorgesehen. Mit dem erdnahen Satelliten wird erstmals das Prinzip der Gradiometrie im Weltraum umgesetzt. Dabei werden in kurzen Abständen die Beschleunigungsdifferenzen zwischen mehreren Testmassen im Inneren des Satelliten gemessen, die auf geringfügige Variationen der Erdanziehungskraft reagieren, während er sich um den Planeten herumbewegt.

Die von GOCE erfaßten Daten eröffnen uns eine gänzlich neue Dimension der Erkenntnisse über eine der grundlegendsten Naturkräfte der Erde. Genauere Kenntnisse über das Schwerefeld sind eine der wichtigsten Voraussetzungen, um das Wesen unserer Erde besser zu verstehen. Indem sie das Schwerefeld mit noch nie dagewesener Genauigkeit vermißt, sorgt die GOCE-Mission für eine große Bandbreite faszinierender neuer Möglichkeiten in den Bereichen Meeresforschung, Physik der festen Erde, Geodäsie und der Erforschung der Meeresoberfläche. Damit trägt sie maßgeblich dazu bei, den Klimawandel zu verstehen.

Quelle: ESA-Deutschland
Bearbeitet von: Matthias Pätzold


letzte Änderung am 10. Februar 2009