Artikel 20. November 2002 | ||||||||
Bilder einer Katastrophe
ENVISAT's ASAR zeigt das Ausmaß der Ölverschmutzung vor der galizischen Küste - Radar ist Tag und Nacht einsetzbar
Der 26 jahre alte Tanker Prestige kann auf dem Photo als heller weißer Fleck etwa 100 km von der Küste entfernt entdeckt werden. Hilfsschiffe sind als kleinere weiße Punkte in der Umgebung auszumachen. Der riesige Ölteppich ist deutlich als dunkle Wolke, die von dem angeschlagenen Schiff ausgeht, zu erkennen und erstreckt sich bis zur nordwestlichen Küste von Spanien. Die Aufnahme wurde mit dem fortschrittlichen Radar mit synthetischer Apertur (ASAR) angefertigt, das an Bord des Satelliten ENVISAT, den die ESA im März gestartet hat, mitfliegt. Das ASAR wurde im Weitwinkelmodus betrieben, mit dem es eine Fläche von etwa 400x400 km abdecken kann.
Der Ölteppich erstreckt sich quer über eine größere Schiffahrtsstraße. Der Schiffsverkehr zeigt sich in Form von vielen weißen Punkten. Das Kielwasser von Schiffen, die durch das ölverseuchte Gebiet fahren, wird als dünne Linien im Ölfilm sichtbar. Mit ASAR bei jedem Wetter und zu jeder Zeit beobachten ASAR, wie auch andere weltraumgestützten Radarsysteme, sorgen für ihre eigene Beleuchtungsquelle und arbeiten bei größeren Wellenlängen als optische Sensoren. Dadurch ist es in der Lage die Erdoberfläche bei Nacht und durch dicke Wolken hindurch zu beobachten. Diese einzigartige Fähigkeit erlaubt es ENVISAT's ASAR, das Öl, das aus dem Tanker herausfließt, trotz Wolkendecke und heftigem Regen in der Gegend zu "sehen", was optischen Instrumenten nicht möglich ist. Der Einsatz von ASAR wurde auf Basis einer Notfallregelung für Sonntag, 17. November eingeplant. ENVISAT wird zusammen mit dem ESA-Satelliten ERS-2 in den nächsten Wochen weitere Aufnahmen der galizischen Küste anfertigen. Der Tanker war am Mittwoch, 13. November zum ersten Mal beschädigt worden und hat seither vermutlich bereits 20.000 Tonnen seiner 70.000-Tonnen-Ladung verloren. Nach Medienberichten sollen 75% der Ölladung mit dem Schiff zusammen untergegangen sein.
Für die zu erwartenden Reinigungsanstrengungen werden zukünftige Aufnahmen von ERS-2 und ENVISAT als Teil der internationalen Charta für den Weltraum und größeren Naturkatastrophen zur Verfügung gestellt werden. Die Charta beruht auf internationaler Zusammenarbeit, um Satellitenfernaufklärungstechnik in den Dienst von Zivilschutz- und anderen Einrichtungen zu stellen, die gegen die Auswirkungen von Natur- und von Menschen erzeugten Katastrophen ankämpfen. Die Charta wurde am 14. November von der Abteilung für Zivilschutz und Umweltschäden der Europäischen Kommission in Kraft gesetzt, um die lokalen Authoritäten in Spanien bei der Verfolgung der Ölverschmutzung zu unterstützen. Die Satelliten anderer Agenturen innerhalb der Charta, einschließlich der Kanadischen Raumfahrtagentur CSA und der Französischen Raumfahrtagentur CNES sind ebenfalls über dem Gebiet im Einsatz. Quelle: ESA Pressemitteilung |