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Artikel 8. April 2010
CryoSat-Mission erfolgreich gestartet
Nach Fehlstart vor vier Jahren kann jetzt endlich mit der Messung der arktischen Eisdicken begonnen werden

Start von CryoSat-2
Oben: CryoSat-2 wurde auf der Spitze einer Dnjepr-Trägerrakete gestartet, einer umgebauten SS-18 ballistischen Trägerrakete aus alten Beständen der Sowjetarmee. Dieser Umstand bedingte, daß die Rakete aus einem Raketensilobunker am Kosmodrom Baikonur gestartet werden mußte. (Photo: ESA)
Europas erste Mission zum Studium der Eismassen auf der Erde ist heute erfolgreich in Kasachstan gestartet. Von seiner polaren Umlaufbahn aus soll CryoSat-2 Daten zurücksenden, die neue Einblicke darüber liefern sollen, welche Auswirkungen die Globale Erwärmung auf das Eis hat und welche Rolle es für das "System Erde" spielt.

Der Satellit CryoSat-2 war um 15:57 Uhr MESZ mit einer Trägerrakete vom Typ Dnjepr, die von dem Internationalen Raumfahrtunternehmen Kosmotras bereitgestellt wurde, vom Kosmodrom Baikonur in Kasachstan gestartet worden. Das Signal, das bestätigte, daß er sich von der Trägerrakete getrennt hatte, kam 17 Minuten später von der Bodenstation Malindi in Kenia.

CryoSat-2 ersetzt den originalen CryoSat-Satelliten, der im Jahr 2005 aufgrund eines Fehlstarts verloren ging. Die Missionsziele blieben hingegen dieselben: die Veränderungen in der Dicke der riesigen Eisflächen, die die Antarktis und Grönland bedecken, ebenso wie die Variationen in der Dicke der relativ dünnen Eisdecken, die auf den polaren Ozeanen treiben.

"Wir wissen von unseren Radarsatelliten, daß das Meereseis weniger wird, aber es gibt immer noch einen dringenden Bedarf zu verstehen, wie das Eisvolumen sich verändert", meinte Volker Liebig, der ESA-Direktor für Erdbeobachtungsprogramme. "Um diese Berechnungen anzustellen, benötigen die Wissenschaftler auch Informationen über die Eisdicke, was genau das ist, was unser neuer Satellit CryoSat liefern soll. Wir freuen uns jetzt schon sehr auf die ersten Daten von der Mission."

Eisdickenmessung durch CryoSat
Oben: CryoSat kann zwischen Radarsignalen unterscheiden, die von Meereseis und offenem Wasser hervorgerufen werden. Daraus läßt sich die Eisdicke bestimmen. Über topograhischen Oberflächen kommt das erste Radarecho von dem Satelliten am nächsten liegenden Punkt. CryoSat kann den Winkel messen, aus dem dieses Signal kommt und damit den Punkt am Boden bestimmen, von dem das Echo ausgeht. Daraus läßt sich wiederum die Höhe des Punktes bestimmen. (Abbildung: ESA - AOES Medialab)
Der Start von CryoSat-2 markiert einen bedeutenden Fortschritt im Erdbeobachtungsprogramm der ESA und setzt die Anzahl der Erdbeobachtungssatelliten, die von der ESA in der Umlaufbahn ausgesetzt wurden auf 3, alle in den letzten 12 Monaten gestartet. CryoSat folgt dem Explorer für Schwerefeld und Stationären Meereszirkulationen (GOCE), die im März 2009 gestartet wurde, und der Mission zur Bestimmung von Bodenfeuchtigkeit und Meeressalzgehalt (SMOS), die letzten November in die Umlaufbahn gebracht wurde.

Erderkundungssatelliten werden als direkte Reaktion auf die Probleme gestartet, die von der wissenschaftlichen Gemeinschaft identifiziert werden, und zielen darauf ab zu verstehen, wie das System Erde funktioniert und welche Auswirkungen menschliche Aktivitäten auf die natürlichen Vorgänge haben.

Als Antwort auf diesen Bedarf trägt CryoSat-2 das erste Radar-Höhemessgerät seiner Art an Bord, das die Schwierigkeiten bei der Messung der Eisoberflächen beheben soll. Seine Hauptnutzlast, das fortschrittliche SAR/Interferometrisches Radar-Höhenmessinstrument (SIRAL), wurde von Thales Alenia Space entwickelt, um die Dicke von Meereseis zu messen und die Veränderungen in der Dicke der Eisflächen an Land, insbesondere an den Abbruchkanten, wo Eisberge kalben.

Der Satellit CryoSat-2 wurde von einem Konsortium gebaut, das von EADS Astrium angeführt wird. Der Satellit befindet sich in einer polaren Umlaufbahn, die bis zu einer geographischen Breite von 88° hinaufreicht. Dies ist näher an den Polen, als jede vorangegangene Erdbeobachtungsmission und hat zur Folge, daß eine zusätzliche Fläche von 4,6 Millionen Quadratkilometern abgedeckt werden kann. Das ist mehr als die Fläche aller 27 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union zusammen. Die Kombination aus der Technologie an Bord und der polaren Umlaufbahn wird wichtige Erkenntnisse liefern, um unser Verständnis des Zusammenhangs zwischen dem Eis und dem Klima zu verbessern.

Jetzt, da CryoSat-2 sicher in der Erdumlaufbahn angekommen ist, ist das Missionsleitungsteam am Europäischen Raumfahrtbetriebszentrum (ESOC) der ESA in Darmstadt mit der kritischen "Start- und Betriebseinleitungsphase" beschäftigt.

Quelle: ESA PR 07-2010
Bearbeitet von: Matthias Pätzold


letzte Änderung am 8. April MMX