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Artikel Donnerstag, 1. Juni 2006
Riesenkrater in der Antarktis entdeckt
Verbindung mit Massensterben vor 250 Millionen Jahren vermutet

Das Radarbild der Atarktis
Oben: Dieses Höhenprofil der Ostantarktis wurde mit Luftradarmessungen gewonnen. Größere Erhebungen erscheinen in rot, violett und weiß. Die Lage des Wilkes Land Krater ist eingekreist (oben in der Mitte). Die Größe des Chicxulub Kraters wurde zum Vergleich danebengestellt. (Abbildung: Staatsuniversität von Ohio)
In der Antarktis wurde offenbar ein Krater von der Größe des US-Bundesstaates Ohio entdeckt. Wissenschaftler vermuten, daß er von einem Brocken aus dem All geschlagen wurde, der vor 250 Millionen Jahren das größte Massensterben in der Geschichte der Erde verursacht hatte.

Der Krater, bedeckt von einem 800m dicken Eispanzer und darunter aufgespürt von Flugzeugen und Satelliten, ist mehr als doppelt so groß, wie der, der mutmaßlich mit dem Ende der Dinosaurier in Zusammenhang gebracht wird.

Der Krater wurde im Wilkes Land, einer Region der Ostantarktis südlich von Australien, gefunden, was den Forschern zufolge vermuten lasse, daß durch den Einschlag das Auseinanderbrechen des Urkontinents Gondwana ausgelöst wurde, wodurch Australien nach Norden verfrängt wurde.

"Der Einschlag im Wilkes Land ist viel größer als der Einschlag, der die Dinosaurier umgebracht hat und hat damals vermutlich katastrophale Schäden verursacht", erklärte Ralph von Frese, Professor für Geologische Wissenschaften an der Staatsuniversität von Ohio.

Wie er entdeckt wurde

Der Krater ist etwa 500 km groß. Man entdeckte ihn, als man Unterschiede in der Dichte untersuchte, die sich in Schwerkraft-Messungen des NASA-Satelliten GRACE zeigten. Die Forscher machten eine Massenkonzentration aus, Maskon genannt, dichtes Material, das vom Erdmantel aufgestiegen ist, wie es nach einem Einschlag passiert.

"Wenn ich das gleiche Maskon-Signal auf dem Mond gesehen hätte, hätte ich sofort einen Krater drumherum erwartet", meinte Frese. (Der atmosphärelose Mond hält einen Rekord an urzeitlichen Einschlägen in den dort sichtbaren Kratern.)

Also überlagerten Frese und seine Kollegen die Daten von Luftradarbilder, die eine 500 km durchmessende, unterirdische, kreisförmige Hügelkette zeigten. Die Maskon passte genau hinein.

Rauchender Colt?

Schwereanomalien in der Antarktis
Oben: Fluktuationen in der Schwerkraft, gemessen vom Satelliten GRACE. Gebiete mit höherer Dichte werden rot dargestellt, mit niedriger Dichte blau. Die Lage des Wilkes Land Kraters ist durch einen Kreis markiert (etwa in der Mitte). (Abbildung: Staatsuniversität von Ohio)
Das als Perm-Trias-Massensterben bekannte Ereignis löschte die meisten Lebensformen auf dem Land und im Meer aus. Forscher hatten schon seit langem vermutet, daß ein Brocken aus dem All darin verwickelt sei. Einige Wissenschaftler hatten auch vulkanische Aktivität oder andere Übeltäter dafür verantwortlich gemacht.

Dieses Austerben ebnete schließlich den Weg für die Herrschaft der Dinosaurier über den Planeten.

Der neuentdeckte Krater ist mehr als doppelt so groß wie der Chicxulub Krater auf der Halbinsel Yukatan, der den Einschlagsort des Meteors markiert, der aller Wahrscheinlichkeit vor 65 Millionen Jahren den Dinosauriern wiederum ihr Ende bereitete. Man schätzt, daß der Chicxulub Meteor etwa 10 km durchmessen haben könnte; der Wilkes Land Meteor dagegen könnte 50 km groß gewesen sein, meinten die Forscher.

Bestätigung erwünscht

Dieses Forschungsvorhaben wurde von der NASA und der Nationalen Wissenschaftsstiftung (NSF) der USA finanziert. Die Entdeckung, die heute bekanntgegeben wurde, wurde ursprünglich als eine Posterpräsentation auf der gemeinsamen Vollversammlung der Geophysikalischen Vereinigung von Amerika in Baltimore vorgestellt.

Die Forscher meinen, daß weitere Forschungen notwendig sind, um die Entdeckung zu bestätigen. Eine Möglichkeit, das zu erreichen, wäre direkt vor Ort Gestein vom Krater einzusammeln, um zu sehen, ob dessen Struktur mit der von Material übereinstimmt, das man nach einem derart kolossalem Einschlag dort erwartet.

Quelle: Space.com
Bearbeitet von: Matthias Pätzold


letzte Änderung am 2. Juni MMVI