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Artikel 16. September 2009
CoRoT entdeckt ersten festen Exoplaneten
Kombinierte Beobachtung ermöglichte direkte Bestimmung der Dichte - Planet ist aber zu nah an seiner Sonne und zu heiß, um Leben zu beherbergen

Gesteinswelt
Oben: Eine künstlerische Darstellung der neuentdeckten Welt CoRoT-7b. Die als Gesteinsplanet identifizierte Welt umkreist seine 500 Lichtjahre entfernte Sonne CoRoT-7 im Sternbild Einhorn so nah, daß die Tagseite vermutlich geschmolzene Lava ist. (Abbildung: ESO/L. Calcada)
Einer der kleinsten Exoplaneten, die bislang entdeckt wurden, wurde gerade als eine feste Gesteinswelt bestätigt, wie aus Wissenschaftlerkreisen verlautet.

Der als CoRoT-7b bezeichnete Planet ist der erste außerhalb unseres Sonnensystems, der erwiesenermaßen eine Dichte ähnlich unserer Erde aufweist, erklärten die Astronomen. Die meisten bekannten Exoplaneten sind große Gasgiganten wie der Jupiter.

"Wir haben Anzeichen dafür gefunden, daß andere Exoplaneten ebenfalls felsig sein könnten, aber dies ist das erste Mal, daß die Dichte eines solchen Planeten bestimmt werden konnte", berichtete das Studiengruppenmitglied Claire Moutou vom Labor für Astrophysik in Marseille, Frankreich. "Wir sind uns ganz sicher, daß er aus Gestein besteht."

Obwohl seine terrestrische Oberfläche CoRoT-7b der Erde ähnlich erscheinen läßt, ist er noch weit davon entfernt vertraute Züge aufzuweisen. Der Planet umkreist seine Sonne extrem nahe in rund 2,5 Millionen Kilometer Distanz, 23 mal näher als Merkur unserer Sonne ist. In dieser Entfernung sind die Oberflächentemperaturen sengend heiß und gehen auf der dem Stern zugewandten Seite bis zu 1000 °C hinauf.

Die große Nähe von CoRoT-7b zu seinem Stern bedeutet, daß der Planet voraussichtlich eine gebundene Rotation besitzt, d.h. daß er dem Stern immer dieselbe Seite zeigt und die andere Seite in ewiger Dunkelheit liegt.

"Vermutlich ist die Tagseite sehr heiß und besteht aus purer kochender Lava, während die andere Seite sehr kalt ist und wo es sehr felsig mit einigen Bergen ist", erklärte Moutou gegenüber Space.com. "Es ist aber nicht möglich, daß dort Wasser existiert."

Überfülltes Universum

CoRoT-7b wurde im Februar 2009 vom Weltraumteleskop CoRoT, einem europäischen Gemeinschaftsprojekt, entdeckt. Der winzige Planet umkreist einen Stern in 500 Lichtjahren Entfernung, der nur wenig kleiner als unsere Sonne ist. Er wurde entdeckt, als er vor seiner Sonne vorbeizog und sie dabei ein klein wenig bedeckte, was einen leichten Abfall in dessen Helligkeit bedeutete.

Dieser Leuchtkraftabfall war groß genug um zu verraten, daß hier ein Planet existiert und um dessen Größe und Entfernung von dem Stern abzuschätzen. Er wird auf rund 80% größer als die Erde geschätzt. Aber um die Dichte bestimmen zu können, was darüber Aufschluß gibt, ob es sich um einen Gesteins- oder Gasplaneten handelt, erfordert eine möglichst präzise Messung der Geschwindigkeit des Sterns, die durch die Einwirkung der kleinen Planetenmasse leicht schwankt.

Für diese Messungen setzten die Astronomen den Planetensuchspektrograph mit hochgenauer Radialgeschwindigkeitsbestimmung (HARPS) am 3,6-Meter-Teleskop des Observatoriums La Silla der Europäischen Südsternwarte (ESO) in Chile ein. Die neuen Daten zeigten, daß CoRoT-7b etwa die siebenfache Masse der Erde besitzt, was ihn zu einem der leichtesten bekannten Exoplaneten macht.

Mit der Masse und dem Radius des Planeten bekannt, konnten die Forscher die Dichte zu rund 4.700 kg pro Kubikmeter berechnen, was ihn in die Kategorie der Gesteinsplaneten einordnet. Die Erde hat eine Dichte von 5.515 kg/m3.

"Dies ist der erste Beweis für die Entdeckung eines Gesteinsplaneten", erklärte der Planetenbildungstheoretiker Alan Boss vom Carnegie-Institut von Washington.

"Es zeigt, daß Gesteinsplaneten wirklich alltäglich sind", meinte Boss, der nicht in dieser neuen Enrdeckung involviert ist. "Die Schätzungen gehen davon aus, daß 30% der sonnenähnlichen Sterne von solchen heißen und warmen Supererden umkreist werden, und jetzt wo wir die Dichte von einer davon kennen, ist es leicht, die Behauptung aufzustellen, daß die übrigen ebenfalls aus Felsgestein bestehen. Die Hinweise sind überwältigend, daß wir in einem überfüllten Universum leben."

Die Suche nach Leben

Einen Gesteinsplaneten mit einer erdähnlichen Dichte zu finden, bringt uns einen Schritt näher an die Entdeckung eines wirklich erdähnlichen Planeten. Ein Erdzwilling außerhalb unseres Sonnensystems könnte die beste Chance bieten, Leben anderswo im Universum zu finden, meinen die Wissenschaftler.

Obwohl das Fehlen von flüssigem Wasser auf CoRoT-7b bedeutet, daß es absolut unwahrscheinlich ist, daß er Leben beherbergt, ist die Entdeckung ein vielversprechendes Signal. CoRoT und das Weltraumobservatorium KEPLER der NASA sind jetzt beide da oben, um genau solch eine Entdeckung zu machen.

"Wir suchen nach jeder Art von Exoplanet", meinte Moutou. "Wir versuchen nicht voreingenommen durch unser eigenes Sonnensystem zu sein, aber natürlich wären wir sehr daran interessiert einen Planeten zu finden, wo sich Leben entwickeln kann. Dieser hier ist nicht bewohnbar, aber einige zukünftige Planeten dieser Art, könnten die Entwicklung von Leben erlauben. Das ist unser Langzeitziel, ein Analog zu unserer Erde zu finden.

Das Forscherteam wird von Didier Queloz vom Genfer Observatorium in der Schweiz geleitet. Seine Ergebnisse werden in eiuner Abhandlung der Ausgabe vom 22. Oktober des Journals Astronomie und Astrophysik veröffentlicht.

Quelle: Space.com
Bearbeitet von: Matthias Pätzold


letzte Änderung am 18. September MMIX