Artikel 3. Februar 2009 |
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COROT entdeckt bislang kleinsten Exoplaneten
Planet vermutlich kompakter Gesteinsbrocken mit Wasser aber hoher Oberflächentemperatur
Rund 330 Exoplaneten sind bislang bekannt, von denen die meisten Gasgiganten von der Art des Jupiter oder Neptun sind. Der neuentdeckte Planet, COROT-Exo-7b, ist anders: sein Durchmesser ist weniger als das doppelte dessen der Erde und er umkreist seinen heimatstern alle 20 Stunden. Er ist damit seiner Sonne so nahe, daß seine Oberflächentemperatur zwischen 1000 und 1500°C liegen dürfte. Die Astronomen haben den neuen Planeten entdeckt, als er vor seinem Stern vorbeizog und ihn dabei teilweise bedeckte, so daß weniger Licht von ihm die Erde erreichte. Über die Dichte des Planeten herrscht noch Uneinigkeit: er könnte felsig sein wie die Erde und mit flüssiger Lava bedeckt sein. Er könnte aber auch zu einer Klasse von Planeten gehören, von denen man annimmt, daß sie zu gleichen Teilen aus Wasser und Gestein bestehen. Bei den gemessenen hohen Temperaturen würde der Planet ein sehr heißer und feuchter Platz sein. "Einen solch kleinen Planeten zu finden, war keine komplette Überraschung", meinte Daniel Rouan, Forscher am Observatorium von Paris Lesia, der das Projekt zusammen mit Alain Léger vom Institut für Weltraumastrophysik in Paris, Frankreich koordiniert. "COROT-Exo-7b gehört zu einer Klasse von Objekten dessen Existenz schon seit geraumer Zeit vorhergesagt wird. COROT wurde genau in der Hoffnung ausgelegt, einiger dieser Objekte zu finden." Nur wenige der bislang entdeckten Exoplaneten haben eine Masse in der Größenordnung wie die der Erde und der anderen terrestischen Planeten Venus, Mars und Merkur. Das liegt daran, daß terrestrische Planeten nur sehr schwer zu entdecken sind. Die meisten Methoden, die bislang eingesetzt wurden, sind indirekt und von der Masse des Planeten abhängig, während COROT die Größe der Oberfläche direkt messen kann, was ein Vorteil ist. Zusätzlich erlaubt seine Position im All längere ununterbrochene Beobachtungen als vom Boden aus. Diese Entdeckung ist bedeutsam, weil jüngste Messungen auf die Existenz von Planeten kleiner Masse hingedeutet hatten, aber ihre tatsächliche Größe blieb bislang unbestimmt. Die innere Struktur von COROT-Exo-7b indes verwirrt die Wissenschaftler; sie sind nicht sicher, ob es sich um einen "Ozeanplanet" handelt, einer Art von Planeten, deren Existenz bisher noch nicht nachgewiesen werden konnte. In der Theorie sind solche Planeten anfänglich teils in Eis gehüllt und würden später auf ihren Stern zudriften, wobei das Eis schmilzt und ihn schließlich ein Meer einhüllt. "Diese Entdeckung ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg, die Bildung und Entwicklung unseres Planeten zu verstehen", erklärte Malcom Friedlund, COROT-Projektwissenschaftler der ESA. "Zum ersten Mal haben wir eindeutig einen Planeten entdeckt, der genauso felsig ist wie unsere Erde. Wir müssen nun dieses Objekt besser verstehen, um es in den richtigen Kontext zu setzen, und wir müssen die Suche nach noch kleineren, erdähnlicheren Objekten mit COROT fortsetzen." Diese Entdeckung profitierte von ergänzenden Beobachtungen, die über ein ausgedehntes europäisches Teleskopnetzwerk, das von verschiedenen Instituten und Ländern betrieben wird, ermöglicht wurden. Die Europäische Südsternwarte auf den Bergen Paranal und La Silla in Chile, das 80-cm-Teleskop des Astrophysikalischen Instituts der Kanarischen Inseln und das Kanada-Frankreich-Hawaii-Teleskop auf dem Mauna Kea, Hawaii (CNRS, CNRC und Universität von Hawaii). Über die Entdeckung wird in der Abhandlung "Transiting exoplanets from the CoRoT space mission VII. COROT-Exo-7b: The first super-earth with radius characterized" von A. Léger, D. Rouan, J. Schneider, R. Alonso, B. Samuel, E. Guenther, M. Deleuil, H. J. Deeg, M. Fridlund et al. in der Zeitschrift Astronomy and Astrophysics berichtet. COROT (Planetare Konvektion, Rotation und Transits) ist eine Mission geführt von der Französischen Raumfahrtbehörde (CNES), unter Beteiligung der ESA, Österreich, Belgien, Deutschland, Spanien und Brasilien. Es ist ein Teleskop in der Erdumlaufbahn, gestartet im Dezember 2006 mit einem 27-cm-Spiegel, konstruiert, um winzige Veränderungen in der Helligkeit nahegelegener Sterne anzumessen. Die Hauptziele der Mission sind die Suche nach Exoplaneten und das Studium des Inneren von Sternen. Quelle:
ESA
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