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Artikel 25.Oktober 2001
Wo sind die Außerirdischen?
Unsere Galaxis sollte mit fremden Zivilisationen angefüllt sein, doch wo sind sie? - Das Paradoxon von Fermi könnte die Erklärung liefern

Weltraumkolonie
Oben: Künstlerische Darstellung einer Weltraumkolonie, wie sie sich die NASA vorstellt. (Abbildung: Space.com)
Gibt es einen klaren Beweis dafür, daß wir allein im All sind? Enrico Fermi meinte: Ja. Und er war ein ziemlich kluger Kopf. Könnte er Recht haben? Es ist nun über Hundert Jahre her, seit Fermi, eine Ikone der Physik, geboren wurde (und nahezu ein halbes Jahrhundert, seit er gestorben ist). Am ehesten bringt man ihn mit der Entwicklung der Kernenergie und der Atombombe in Verbindung. Aber im Jahr 1950 machte Fermi eine Mittagstischbemerkung, die die Aufmerksamkeit aller SETI-Forscher erregte und auch heute noch hat. (Überlegen Sie einmal, wieviele Bermerkungen sie beim Mittagessen haben fallen lassen, die ähnliche Auswirkungen hatten!)

Fermi gab diese Bemerkung von sich, während er mit seinen Kollegen beim Essen über die Möglichkeit redete, daß die Galaxis von vielen hochentwickelten Völkern bewohnt sei. Sie meinten, daß es nur vernünftig sei, anzunehmen, daß wir eine Menge kosmischer Gesellschaft hätten. Aber irgendwo zwischen einem Satz und dem nächsten, wurde Fermis beweglichem Verstand klar, daß wenn dieses wahr wäre, würde dies etwas sehr Grundsätzliches bedeuten. Wenn da tatsächlich eine Menge außerirdische Zivilisationen wären, dann hätten sich einige davon ausbreiten müssen.

Fermi erkannte, daß jede Zivilisation, die über einen bescheidenen Grad an Raumfahrttechnologie und über einen weniger bescheidenen Grad an imperialistischen Ambitionen verfügt, in der Lage wäre, die Galaxis sehr schnell zu kolonisieren. Innerhalb von nur zehn Millionen Jahren könnte jedes Sternensystem unter den Deckmantel des Imperiums gebracht werden. Zehn MIllionen Jahre mag lang klingen, tatsächlich aber ist es eine vergleichsweise kurze Zeit, wenn man bedenkt, daß unsere Galaxis ungefähr Zehntausend Millionen Jahre alt ist. Die Kolonisierung der Milchstraße dürfte von daher eine leichte Übung sein.

Was Fermi also sofort erfaßt hatte, war, daß die Außerirdischen mehr als genug Zeit hatten, um sich über die Galaxis auszubreiten. Schaut man sich aber um, so sieht man keine eindeutigen Hinweise auf ihre Anwesenheit. Dies veranlaßte Fermi die (für ihn) auf der Hand liegende Frage zu stellen: "Wo sind sie denn alle?"

Dies hört sich zunächst etwas lächerlich an. Die Tatsache, daß keine Außerirdischen hier auf unserem Planeten umher wandeln, scheint offensichtlich zu bedeuten, daß es auch keine von ihnen in den Weiten unserer Galaxis gibt. Sicherlich gibt es eine Erklärung für das, was als Fermi-Paradoxon bekannt geworden ist. Es muß irgendeinen Weg geben, unsere offensichtliche Einsamkeit in einer Galaxis, von der wir annehmen, daß sie nur so von kleveren Kerlchen wimmelt, zu erklären.

Prospektor
Oben: Künstlerische Darstellung eines Astronauten, der Prospektortätigkeiten auf einem Asteroiden durchführt. (Abbildung: Space.com)
Eine Menge Leute haben sich inzwischen darüber Gedanken gemacht. Das erste, was sie anerkannten, war, daß das Fermi-Paradoxon ein bemerkenswert starkes Argument ist. Man kann spitzfindig darüber sein, wie schnell ein außerirdisches Raumschiff fliegen mag, ob es nun 1 % oder 10 % der Lichtgeschwindigkeit erreicht - es spielt keine Rolle! Man kann sich darüber streiten, wie lange es dauern mag, bis eine neue Sternenkolonie selbst mit der Kolonisierung anderer Welten beginnt. Auch das spielt keine Rolle. Jede auch nur annähernd vernünftige Abschätzung, wie schnell die Kolonisierung ablaufen könnte, endet zwangsläufig bei Größenordnungen, die erheblich kleiner sind, als das Alter unserer Galaxis. Es ist genau dasselbe, als ob man eine hitzige Diskussion darüber führt, ob spanische Schiffe im 16. Jahrhundert sich mit 2 oder 20 Knoten über den Atlantik geschleppt haben. In jedem Fall wären sie in der Lage gewesen, die amerikanischen Kontinente schnell zu kolonisieren.

Folgerichtig haben Wissenschaftler innerhalb und außerhalb der SETI-Gemeinde andere Argumente hervorgezaubert, um den Konflikt beizulegen, daß die Außerirdischen eigentlich überall sein sollten, wir aber bisher nicht in der Lage waren, sie zu finden. Sie gaben technische und soziologische Argumente zu bedenken, warum sich die Aliens nicht in der Nachbarschaft zeigten. Einige bestanden aber auch darauf, daß es überhaupt gar kein Paradoxon gäbe: der Grund, warum wir nichts von ihnen sähen, wäre schlicht, daß es sie gar nicht gibt!

Quelle: Space.com


letzte Änderung am 20. Mai MMII